Frühe Ureterstententfernung nach Nierentransplantation könnte die Inzidenz von Harnwegsinfektionen senken, wobei unklar bleibt, ob es dabei zu einem höheren Risiko für schwerwiegende urologische Komplikationen kommt. DJ-Ureterstents sind die optimale Methode, um diesen Nutzen zu erreichen.
Im Endstadium der Niereninsuffizienz ist die Nierentransplantation die Therapie der Wahl. In einem vorhergehenden Review wurde geschlussfolgert, dass der Routinegebrauch von Ureterstents in der Nierentransplantation die Inzidenz schwerwiegender urologischer Komplikationen senkt. Bedauerlicherweise scheint diese Reduktion mit einem gleichzeitigen Anstieg von Harnwegsinfektionen einherzugehen. Für Empfänger einer Nierenspende stellen Harnwegsinfekte die häufigste Posttransplantations-Komplikation dar. Dies ist für die immunsupprimierten Transplantationsempfänger ein erhebliches Risiko, insbesondere im Zeitalter immunologisch anspruchsvoller Transplantationen. Hierbei gibt es eine Anzahl verschiedener Ansätze zur Ureterstentanlage, welche mit Morbidität sowie Krankenhauskosten in verschiedenem Ausmaß verbunden sind.
Dieses Review soll den Nutzen und Schaden von früher versus später Ureterstententfernung bei Nierentransplantierten untersuchen.
Es wurde das Cochrane Kidney and Transplant Specialised Register bis zum 27. März 2017 von einem Informationsspezialisten mittels relevanter Suchbegriffe durchsucht. Die Studien, welche im spezialisierten Register enthalten sind, stammen aus CENTRAL, MEDLINE und EMBASE, aus der Handsuche von Kongressbeiträgen und aus Suchen im International Clinical Trials Register Search Portal sowie ClinicalTrials.gov.
Alle randomisierten und quasi-randomisierten kontrollierten Studien (RCTs und quasi-RCTs) wurden in die Metaanalyse eingeschlossen. Es wurden alle Nierentransplantationsempfänger unabhängig von der Demographie (Erwachsene und Kinder) und von der Art des Ureterstents eingeschlossen.
Zwei Autoren untersuchten, ob die identifizierten Studien den Einschlusskriterien entsprachen. Die Autoren definierten, dass Ureterstententfernung vor der dritten postoperativen Woche (< Tag 15) oder während des Transplantationsaufenthaltes eine „frühe“ Ureterstententfernung darstellt. Die Qualität der Studien wurde mit dem Risk of Bias Tool beurteilt. Der primäre Endpunkt war die Inzidenz schwerwiegender urologischer Komplikationen. Weitere Endpunkte waren die Inzidenz von Harnwegsinfektionen, spezifische Ureterstent-assoziierte Komplikationen, Krankenhauskosten und unerwünschte Wirkungen. Eine Subgruppenanalyse wurde bzgl. der unterschiedlichen Komplikationen abhängig von der Art des Ureterstents durchgeführt, wie Ureterstent innerhalb der Blase (DJ) oder als Harnableitung aus der Urethra (Mono-J). Die statistische Analyse erfolgte mit dem Random-Effects-Modell und Ergebnisse wurden als relatives Risiko (RR) mit 95%-Konfidenzintervall (KI) angegeben.
Fünf Studien mit insgesamt 1127 Patienten wurden in die Analyse einbezogen. Insgesamt kann das Risiko für Bias der inkludierten Studien als niedrig oder unklar eingeschätzt werden, da sie die Forschungsfragestellung korrekt adressiert und ein prospektiv randomisiertes Studiendesign gewählt haben. Es bleibt unklar, ob frühe versus späte Ureterstententfernung die Inzidenz von schwerwiegenden urologischen Komplikationen senken kann (5 Studien, 1127 Patienten: RR 1,87, 95%-KI 0,61-5,71; I²=21%; niedrige Vertrauenswürdigkeit in die Evidenz). Die Inzidenz von Harnwegsinfektionen wird möglicherweise durch frühe Ureterstententfernung reduziert (5 Studien, 1127 Patienten: RR 0,49, 95%-KI 0,30-0,81; I²=59%; moderate Vertrauenswürdigkeit in die Evidenz). Diese mögliche Reduktion von Harnwegsinfektionen wurde nur erreicht, wenn ein DJ verwendet wurde (3 Studien, 539 Patienten: RR 0,45, 95%-KI 0,29-0,70; I²=13%; moderate Vertrauenswürdigkeit in die Evidenz). Doch wenn ein Mono-J verwendet wurde, gab es keinen erkennbaren Unterschied zwischen früher versus später Ureterstententfernung (2 Studien; 588 Patienten: RR 0,60, 95%-KI 0,17-2,03; I²=83%; niedriger Evidenzlevel). Daten zur Gesundheitsökonomie und Lebensqualität waren nicht vorhanden.
L. Schneidewind, freigegeben durch Cochrane Deutschland.