Worum geht es?
Ziel dieses Cochrane Reviews war es, die Wirksamkeit und Sicherheit von Insulin im Vergleich zu oral einzunehmenden Medikamenten oder nicht-medikamentösen Interventionen zur Behandlung von Gestationsdiabetes mellitus (GDM, während der Schwangerschaft diagnostizierter Diabetes) zu untersuchen. Zudem wurden Insulininjektionen zu verschiedenen Tageszeiten untersucht. Wir sammelten alle relevanten Studien (Mai 2017) und analysierten die Daten.
Warum ist das wichtig?
GDM kann zu kurz- und langfristigen Komplikationen für Mutter und Kind führen.
Üblicherweise ist eine Beratung zu Ernährung und Lebensweise der erste Schritt. Frauen, deren Blutzuckerwerte weiterhin zu hoch bleiben, können mit üblicherweise täglichen Injektionen von Insulin behandelt werden.
Frauen, die sich nicht selbst Insulin injizieren möchten, bevorzugen möglicherweise andere Behandlungsmethoden. Deshalb ist es wichtig, herauszufinden, ob alternative Behandlungsmethoden so sicher und wirksam wie Insulin sind.
Welche Evidenz haben wir gefunden?
Bei der Recherche nach Evidenz am 1. Mai 2017 haben wir 53 Studien mit Daten von 7.381 Müttern sowie 46 Studien mit Daten von 6.435 Kindern gefunden. Insgesamt reichte die Qualität der Evidenz von sehr niedrig bis moderat. Die Studien wurden in einer Vielzahl von Ländern durchgeführt. Darunter befinden sich Länder mit niedrigem, mittlerem und hohem Einkommensniveau. Drei Studien berichteten, dass sie mit finanzieller Unterstützung oder mit Medikamenten von pharmazeutischen Unternehmen durchgeführt wurden. Bei 36 Studien gab es keine Information über die Finanzierungsquelle.
Bei Müttern mit GDM stand Insulin mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit von hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen (Bluthochdruck - nicht definiert) in Zusammenhang. In Bezug auf Präeklampsie (Bluthochdruck, Ödeme und Eiweiß im Urin), Kaiserschnittentbindung, späteren Diabetes Typ 2 oder Gewicht nach der Geburt wurde hingegen keine Evidenz zu Unterschieden gefunden zwischen Frauen, die mit Insulin, und Frauen, die mit einem oralen Antidiabetikum behandelt wurden.
Im Vergleich zum oralen Antidiabetikum stellte sich heraus, dass Insulin die Wahrscheinlichkeit für eine Geburtseinleitung möglicherweise erhöhen kann. Diese Ergebnisse sind jedoch unsicher. Über Dammverletzungen, Wiedererlangen des Gewichts von vor der Schwangerschaft, und postpartale Depression wurde in den eingeschlossenen Studien nicht berichtet. Für die Kinder gab es keine Evidenz für einen eindeutigen Unterschied zwischen den Gruppen in Bezug auf eine große Größe für das Schwangerschaftsalter bei der Geburt, Tod oder schwerwiegende Erkrankung nach der Geburt, niedriger Blutzuckerspiegel, Übergewichtigkeit als Säugling oder als Kind, Hör- oder Sehbehinderungen oder leichte Entwicklungsverzögerungen im Alter von 18 Monaten. Keine der eingeschlossenen Studien behandelte deren Gesundheit im Kindesalter.
Im Review wurden auch Vergleiche zwischen üblichem Humaninsulin und anderen Arten von Insulin, zwischen einer Insulinbehandlung und einer Ernährungsberatung als Begleitung zu einer Standardbehandlung sowie zwischen einer Insulinbehandlung und Fitnessübungen angestellt. Weiterhin erfolgten Vergleiche zur Häufigkeit und Dosierung der Insulingaben. Allerdings reichte die Evidenz nicht aus, um überhaupt Unterschiede für viele der wichtigen gesundheitsbezogenen Endpunkte mit Gewissheit feststellen zu können.
Was bedeutet dies?
Die verfügbare Evidenz bietet Hinweise darauf, dass nur sehr wenige Unterschiede zwischen der Behandlung mit Insulininjektionen und der Behandlung mit oral einzunehmenden Medikamenten bei den kurzfristigen Endpunkten für Mutter und Kind zu erkennen sind. Zu den langfristigen Endpunkten liegt noch keine ausreichende Evidenz vor. Die Entscheidung über die Behandlungsmethode kann im Gespräch zwischen dem Arzt und der Mutter getroffen werden. Es sind weitere Studien notwendig, um die optimale Insulinbehandlung für Frauen mit GDM zu erforschen. Künftige Studien könnten zu lang- und kurzfristigen gesundheitlichen Endpunkten für Mutter und Kind geplant werden.
L. Ciriello und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Deutschland.