Kernaussagen
- Krafttraining während der Krebstherapie hat das Potenzial, Fatigue und die Lebensqualität zu verbessern.
- Krafttraining nach einer Krebstherapie kann die Lebensqualität möglicherweise ein wenig verbessern.
- Weitere Forschung könnte dabei helfen, die Wirkung von Krafttraining vor einer Krebstherapie zu verstehen.
Was ist tumorassoziierte Fatigue?
Tumorassoziierte Fatigue (kurz: Fatigue) ist ein Gefühl extremer Müdigkeit und Erschöpfung, das lange Zeit anhält. Sie kann vom Krebs selbst, einer Krebstherapie oder beidem verursacht werden. Fatigue wirkt sich sowohl auf den Körper als auch auf die Psyche aus und erschwert normale Tätigkeiten. Sie ist stärker als bloße Müdigkeit und verschwindet nicht einfach, wenn man sich ausruht.
Was ist Krafttraining und wie kann es helfen?
Krafttraining ist eine Trainingsform, bei dem die Muskeln gegen eine äußere Kraft arbeiten, z. B. Hanteln, Geräte, Widerstandsbänder oder das eigene Körpergewicht. Krafttraining hat Auswirkungen auf viele Dinge, die mit Fatigue in Verbindung stehen. Es kann zum Beispiel die Muskeln stärken, Muskelabbau verhindern und die Stimmung, den Schlaf und die Fitness verbessern. Daher könnte Krafttraining dazu beitragen, Fatigue zu verringern.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob Krafttraining Fatigue verringert. Wir untersuchten Auswirkungen auf Fatigue zu verschiedenen Zeitpunkten nach Trainingsende: kurzfristig (bis zu 12 Wochen nach Trainingsende), mittelfristig (über 12 Wochen bis unter 6 Monate nach Trainingsende) und langfristig (6 Monate oder länger nach Trainingsende). Wir untersuchten auch die Lebensqualität, Depressionen und Angstzustände. Und wir untersuchten wie sicher Krafttraining ist, d.h. wie viele unerwünschte Ereignisse (z.B. Schmerzen) bei Krafttraining auftreten.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die Krafttraining mit keinem Training bei Menschen mit einer Krebsdiagnose verglichen. Teilnehmende konnten jegliche Art von Krafttraining durchführen, das vor, während oder nach der Krebstherapie begann. Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen. Wir bewerteten zudem unser Vertrauen in die Evidenz auf Grundlage von Dingen wie den Studienmethoden und der Studiengröße.
Was fanden wir?
Wir fanden 21 Studien mit 2221 Teilnehmenden mit verschiedenen Krebsarten. In 14 Studien wurde das Krafttraining während der Krebstherapie begonnen, in sieben Studien nach der Krebstherapie. Wir fanden keine Studien zu Krafttraining vor einer Krebstherapie. Die meisten Studien berichteten über kurzfristige Auswirkungen.
Krafttraining im Vergleich zu keinem Training während einer Krebstherapie
- Zwölf Studien lieferten Angaben zu den kurzfristige Auswirkungen von Krafttraining auf Fatigue , und zeigten, dass es wahrscheinlich eine positiven Einfluss im Vergleich zu keinem Training hat. Die Ergebnisse zu mittel- oder langfristigen Auswirkungen sind sehr unsicher.
- Zwölf Studien lieferten Angaben zu den kurzfristigen Auswirkungen des Krafttrainings auf die Lebensqualität , und zeigten, dass es im Vergleich zu keinem Training möglicherweise eine kleine Verbesserung bewirkt. Die Ergebnisse zu mittel- oder langfristigen Auswirkungen sind sehr unsicher.
- Nur zwei Studien berichteten über unerwünschte Ereignisse für beide Studiengruppen, und wir sind uns über den Einfluss von Krafttraining im Vergleich zu keinem Training auf unerwünschte Ereignisse nicht sicher.
Krafttraining im Vergleich zu keinem Training nach einer Krebstherapie
- Drei Studien lieferten Angaben zu den kurzfristigen Auswirkungen von Krafttraining auf Fatigue , aber die Ergebnisse sind sehr unsicher.
- Vier Studien lieferten Angaben zu den kurzfristigen Auswirkungen von Krafttraining auf die Lebensqualität , und zeigten, dass Krafttraining möglicherweise einen kleinen positiven Effekt, oder aber keinen Effekt darauf hat.
- In keiner Studie wurden Daten zu den mittel- oder langfristigen Auswirkungen des Krafttrainings auf Fatigue oder Lebensqualität berichtet.
- Nur drei Studien berichteten über unerwünschte Ereignisse in beiden Studiengruppen, und wir sind uns über die Auswirkungen von Krafttraining im Vergleich zu keinem Training auf unerwünschte Ereignisse nicht sicher.
Was schränkt die Evidenz ein?
Insgesamt war unser Vertrauen in die Evidenz gering. Die Studienteilnehmenden wussten, ob sie Krafttraining absolvierten oder nicht. Obwohl dies unvermeidlich war, könnte es die Ergebnisse beeinflusst haben. Wir haben nicht genügend große Studien gefunden, die Evidenz für mittel- und langfristige Auswirkungen des Krafttrainings lieferten, um uns unserer Ergebnisse sicher zu sein. Die Art und Weise, wie in den Studien über unerwünschte Ereignisse berichtet wurde, ließ keine Schlussfolgerungen zur Sicherheit von Krafttraining zu.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von Oktober 2023.
M. Zeitler, M. Ernst, freigegeben durch Cochrane Deutschland