Podcast: Helfen knochenresorptionshemmende Medikamente, den Knochenschwund bei Frauen mit frühem oder lokal fortgeschrittenem Brustkrebs zu verringern?

Cochrane hat mehrere systematische Übersichtsarbeiten erstellt, die den potenziellen Nutzen und Schaden von Arzneimitteln bewerten, die dabei helfen können Knochenschwund bei Menschen mit Brustkrebs vorzubeugen. In diesem Podcast spricht Claire Iannizzi mit der Hauptautorin Anne Adams, beide von der Uniklinik Köln in Deutschland, über eine Übersichtsarbeit die erstmals im Juli 2024 veröffentlicht wurde. In dieser Studie wurde die Verabreichung von knochenmodifizierenden Wirkstoffen zur Verringerung des Knochenschwunds bei Frauen mit nicht-metastasiertem Brustkrebs untersucht.

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Einleitung: Cochrane hat mehrere systematische Übersichtsarbeiten erstellt, die den potenziellen Nutzen und Schaden von Arzneimitteln bewerten, die dabei helfen können Knochenschwund bei Menschen mit Brustkrebs vorzubeugen. In diesem Podcast spricht Claire Iannizzi mit der Hauptautorin Anne Adams, beide von der Uniklinik Köln in Deutschland, über eine Übersichtsarbeit die erstmals im Juli 2024 veröffentlicht wurde. In dieser Studie wurde die Verabreichung von knochenmodifizierenden Wirkstoffen zur Verringerung des Knochenschwunds bei Frauen mit nicht-metastasiertem Brustkrebs untersucht.

Claire: Hallo Anne, könntest du uns erst einmal erklären, was Knochenschwund ist und warum Frauen mit Brustkrebs diese Krankheit entwickeln?

Anne: Hallo Claire. Menschen entwickeln Knochenschwund, wenn mehr alter Knochen abgebaut als neuer Knochen gebildet wird, was zu einem Ungleichgewicht führt. Frauen mit Brustkrebs sind besonders anfällig für Knochenschwund, da Krebsbehandlungen wie eine Chemotherapie und Anti-Hormontherapie die Knochen schwächen können.

Claire: Und gibt es empfohlene Behandlungen für Frauen mit Brustkrebs, die an Knochenschwund leiden? 

Anne: Knochenmodifizierende Wirkstoffe wie Bisphosphonate oder Denosumab können helfen, indem sie den Knochenabbau verlangsamen und somit zu einer Verringerung des Frakturrisikos führen. Unser Review befasst sich mit den Auswirkungen dieser Wirkstoffe.

Claire: Kannst du uns etwas mehr darüber erzählen, warum dieser Review so wichtig ist und warum ihr eine Netzwerk-Metaanalyse durchgeführt habt?

Anne: Wir wollten herausfinden, welches die wirksamsten Behandlungen zur Reduzierung von Knochenschwund für Frauen mit Brustkrebs sind und ob sie unerwünschte Wirkungen hervorrufen. Mit Hilfe einer Netzwerk-Metaanalyse konnten wir die Ergebnisse vieler Studien zusammenführen, in der Hoffnung, alle Behandlungsmöglichkeiten miteinander zu vergleichen und sie bezüglich ihrer Wirksamkeit und unerwünschten Wirkungen in eine Rangfolge zu bringen. 

Claire: Was für Studien wolltet ihr einschließen und gab es genug davon?

Anne: Wir haben nach Studien gesucht, in denen verschiedene knochenmodifizierende Wirkstoffe zur Vorbeugung oder Behandlung von Knochenschwund infolge einer Krebsbehandlung bei Frauen vor oder nach der Menopause mit nicht metastasiertem Brustkrebs verglichen wurden. Insgesamt fanden wir 47 relevante Studien, an denen etwa 35.000 Frauen unterschiedlichen Alters teilnahmen, die eine Mischung verschiedener Krebsbehandlungen erhielten. Von diesen lieferten 34 Studien Daten, die wir für unsere Analysen verwenden konnten, sodass wir insgesamt acht verschiedene Behandlungsoptionen miteinander vergleichen konnten.

Claire: Und was habt ihr gefunden?

Anne: Die Behandlung mit den meisten knochenmodifizierenden Wirkstoffen (außer Alendronat und Pamidronat) scheint die Knochendichte zu verbessern und das Risiko von Frakturen zu senken. Sie scheint jedoch keinen Einfluss auf die Lebensqualität zu haben. Wenn man die Erkenntnisse von Frauen vor und nach der Menopause kombiniert, so wie wir es gemacht haben, haben diese Medikamente möglicherweise keinen Einfluss auf das Überleben. Eine davon unabhängige systematische Übersichtsarbeit hat einen geringen Überlebensvorteil für Frauen nach der Menopause gezeigt. Was unerwünschte Wirkungen angeht, so scheinen diese Arzneimittel einige zu verursachen, wie beispielsweise eine Osteonekrose des Kiefers.

Claire: Und wie sicher seid ihr euch insgesamt bei diesen Erkenntnissen?

Anne: Insgesamt haben wir ein moderates Vertrauen in die Evidenz, aber wir haben manchmal unterschiedliche Ergebnisse für dieselben Behandlungen gefunden. Das bedeutet, dass eine bestimmte Behandlung für einige Patientinnen gut, für andere aber schlecht sein kann. Dies schränkt unser Vertrauen in die Ergebnisse einzelner Behandlungen ein, sodass wir keine eindeutigen Schlussfolgerungen ziehen oder eine Rangfolge aller Behandlungsmöglichkeiten für Frauen mit Brustkrebs erstellen konnten.

Claire: Eine letzte Frage zum Schluss: Was ist eure abschließende Take-Home-Message?

Anne: Unsere Kernaussage lautet: Bei der Erwägung knochenmodifizierender Wirkstoffe zur Reduzierung des Knochenschwunds bei Frauen mit Brustkrebs muss ein Gleichgewicht zwischen Wirksamkeit und unerwünschten Nebenwirkungen gefunden werden. Unsere Netzwerk-Metaanalyse legt nahe, dass die Behandlung mit knochenmodifizierenden Wirkstoffen wahrscheinlich die Knochendichte erhöht und die Anzahl von Frakturen verringert, aber auch die Anzahl unerwünschter Nebenwirkungen erhöhen kann. Um das Vertrauen in die Evidenz zu verbessern und weil wir nicht in der Lage waren eine Rangfolge aller eingeschlossenen Behandlungsoptionen zu erstellen, benötigen wir weitere Studien. Diese sollten die Behandlungen direkt miteinander vergleichen, insbesondere Denosumab mit einem beliebigen Bisphosphonat.

Claire: Danke Anne. Wenn nun jemand die aktuelle Version des Reviews lesen möchte, wo kann diese gefunden werden?

Anne: Vielen Dank Claire. Diese ist online verfügbar. Wenn unsere Hörer auf der Cochrane Library Website “knochenmodifizierende Mittel“ in der Suchleiste eingeben, wird ihnen der Link zu unserem Review weit oben angezeigt. 

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