Kernaussagen
- Die Verabreichung von Medikamenten, die den Knochenschwund verlangsamen (Medikamente, die den Knochenabbau hemmen), trägt wahrscheinlich zur Stärkung der Knochen bei und verringert das Risiko von Knochenbrüchen. Sie führt aber möglicherweise auch vermehrt zu unerwünschten Wirkungen.
- Da jede Behandlung ihre eigenen Vor- und Nachteile hat, ist es schwierig zu entscheiden, welches Medikament die beste Wahl ist.
- Wir brauchen mehr Studien, in denen diese Medikamente direkt miteinander verglichen werden.
Was ist Knochenschwund und warum sind Menschen mit Krebs davon betroffen?
Knochenschwund bedeutet, dass mehr vom Knochen abgebaut als neu gebildet wird, wodurch ein Ungleichgewicht entsteht. Knochenresorptionshemmende Medikamente wie Bisphosphonate oder Denosumab können helfen, indem sie den Knochenabbau verlangsamen. Frauen mit Brustkrebs sind besonders von Knochenschwund betroffen, da Krebsbehandlungen die Knochen schwächen können. Dadurch sind sie auch anfälliger für Knochenbrüche.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, welche Medikamente am besten den Knochenschwund bei Frauen mit Brustkrebs verringern, und ob sie unerwünschte Wirkungen haben. Wir wollten wissen, ob diese Medikamente:
- die Knochen stärken ("Knochendichte");
- das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Frauen im täglichen Leben verbessern;
- das Risiko von Knochenbrüchen verringern;
- die Lebenserwartung der Frauen erhöhen; und
- unerwünschte Wirkungen haben, wie beispielsweise eine Schädigungen des Kieferknochens ("Kieferosteonekrose") oder Nierenprobleme.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die verschiedene knochenresorptionshemmende Medikamente zum Vergleich der Verringerung des Knochenverlustes infolge von frühem oder lokal fortgeschrittenem Brustkrebs untersuchten. Wir verglichen die Ergebnisse, fassten sie zusammen und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von Faktoren wie Studienmethodik und Anzahl der Teilnehmenden. Wir verglichen mehrere Behandlungen mit statistischen Methoden und bewerteten sie nach ihrer Wirksamkeit und den unerwünschten Wirkungen.
Was fanden wir?
Wir fanden 47 Studien, an denen 35 163 Personen teilnahmen. Die Personen waren unterschiedlichen Alters und hatten Brustkrebs in verschiedenen Stadien. Sie erhielten zusätzlich zur Krebsbehandlung entweder knochenresorptionshemmende Medikamente (Bisphosphonate oder Denosumab), ein Placebo (Scheinbehandlung) oder keine Behandlung. Die Krebsbehandlung konnte Chemotherapie, endokrine Therapie und/oder Strahlentherapie umfassen.
43 Studien, an denen 33 793 Personen teilnahmen, lieferten Daten, die in diesen Review einbezogen werden konnten. In diesen Studien wurden acht verschiedene knochenresorptionshemmende Medikamente zur Verringerung des Knochenschwunds verglichen.
Die meisten knochenresorptionshemmenden Medikamente (außer Alendronat und Pamidronat) verbessern möglicherweise die Knochendichte (9 Studien; 1166 Personen) und senken wahrscheinlich das Risiko von Knochenbrüchen (16 Studien; 19 492 Personen).
Knochenresorptionshemmende Medikamente scheinen keinen Einfluss auf die Lebensqualität zu haben (nur drei Studien; keine quantitative Analyse).
Auch haben die Medikamente möglicherweise keinen Einfluss auf die Überlebensrate, wenn sowohl prä- als auch postmenopausale Frauen einbezogen werden (17 Studien; 30.991 Personen).
Die Medikamente erhöhen wahrscheinlich das Risiko von unerwünschten Wirkungen, z. B. einer Osteonekrose des Kiefers (12 Studien; 23.527 Personen). Clodronat und Denosumab haben wahrscheinlich keinen Einfluss auf die Nierenfunktion, während Ibandronat und Zoledronsäure das Risiko von Nierenproblemen im Vergleich zu keiner Behandlung oder Placebo wahrscheinlich erhöhen (12 Studien; 22.469 Personen).
Was schränkt die Evidenz ein?
Insgesamt schätzen wir die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz zum Vergleich der Wirksamkeit von verschiedenen Behandlungen als moderat ein. Diese Herabstufung der Vertrauenswürdigkeit beruht auf manchmal widersprüchlichen Ergebnissen für dieselben Behandlungen.
Wir verfügen nicht über genügend Evidenz, um eindeutig zu bestimmen, welche Behandlungen die besten sind. Das liegt daran, dass nicht alle Studien alle benötigten Informationen lieferten, so dass wir nicht jede Behandlung für jeden Endpunkt vergleichen konnten.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2023.
M. Zeitler, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland