Hintergrund
Der benigne (gutartige) paroxysmale (anfallsartige) Lagerungsschwindel (BPLS) wird durch einen schnellen Bewegungswechsel des Kopfes verursacht. Die Person hat das Gefühl, dass sie oder ihre Umgebung sich bewegt oder dreht. Häufige Ursachen sind Kopfverletzungen oder Ohrinfektionen. Der BPLS kann durch (frei bewegliche) Kristallpartikel in den Bogengängen des Ohrs verursacht werden, die sich nach Beendigung der Kopfbewegung weiterbewegen. Dies bewirkt den Eindruck einer fortdauernden Bewegung, die in Konflikt mit anderen Sinnesinformationen steht. Das Epley-Manöver ist eine Behandlungsmethode, die von einem Arzt (oder von anderem Gesundheitsfachpersonal mit entsprechender Ausbildung), z.B. Gehör- (Audiologie-) Spezialisten, Physiotherapeuten) ausgeführt wird und beinhaltet eine Abfolge von vier Bewegungen des Kopfes und Körpers aus dem Sitz in das Liegen, auf die andere Seite rollen und zurück in den Sitz. Es wird davon ausgegangen, dass die Wirkung darin besteht, dass die Kristallpartikel aus den Bogengängen bewegt werden. Das hier verlinkte Video zeigt, wie das Epley-Manöver ausgeführt wird.
Studienmerkmale
Wir haben 11 Studien mit insgesamt 745 Teilnehmern in die Übersichtsarbeit eingeschlossen. Fünf Studien (334 Patienten) verglichen die Wirksamkeit des Epley-Manövers mit einem Scheinmanöver, drei mit anderen Partikelrepositionsmanövern (Semont, Brandt-Daroff und Gans) und drei mit einer Kontrollbehandlung (keine Behandlung, nur Medikamente, Haltungsbeschränkungen). In acht Studien wurden die Patienten in Hals-Nasen-Ohren- (HNO-) Abteilungen behandelt, in zwei Studien in hausärztlichen Praxen. Die Patienten waren zwischen 18 und 90 Jahre alt, mit einem Geschlechterverhältnis von 1:1,5 (Männer zu Frauen).
Wesentliche Ergebnisse
Für die Behebung des Schwindels war das Epley-Manöver signifikant effektiver als ein Scheinmanöver oder eine Kontrollbehandlung. Keine der Studien, die das Epley-Manöver mit anderen Partikelrepositionsmanövern verglich, gab die Behebung des Schwindels als Endpunkt (Ziel) an.
Wo die Umkehr von einem positiven zu einem negativen Dix-Hallpike-Test (ein Test um BPLS zu diagnostizieren) in den Studien betrachtet wurde, begünstigten die Ergebnisse signifikant die Epley-Behandlungsgruppe im Vergleich mit einem Scheinmanöver oder einer Kontrollbehandlung. Es gab keinen Unterschied, wenn das Epley-Manöver mit dem Semont- oder Gans-Manöver verglichen wurde. In einer Studie war eine einzelne Epley-Behandlung effektiver als für eine Woche dreimal täglich durchgeführte Brandt-Daroff-Übungen.
Unerwünschte Effekte wurden selten berichtet. Es gab keine schwerwiegenden unerwünschten Effekte der Behandlung. Die Häufigkeit von Übelkeit während des Repositionsmanövers reichte von 16,7% bis 32%. Einige Patienten konnten die Manöver wegen Halswirbelsäulen- (Nacken-) Problemen nicht ertragen.
Die Begutachtung der Studien ergab, dass das Epley-Manöver kurzfristig sicher und effektiv ist. Andere spezielle Abfolgen von Körperbewegungen, das Sermont- und das Gans-Manöver, ergaben ähnliche Ergebnisse.
Qualität der wissenschaftlichen Erkenntnisse
Es bestand ein geringes Gesamtverzerrungsrisiko (Risiko von Verfälschungen der Studienergebnisse) in den eingeschlossenen Studien. Alle Studien waren randomisiert (die Teilnehmer wurden den Studiengruppen zufällig zugeteilt), fünf Studien verwendeten blickdichte Umschläge oder externe Techniken für die Zuteilung (zu den Gruppen). In sieben der Studien waren die Untersucher gegenüber der Behandlungsgruppe der Patienten geblindet (d.h. unwissend darüber gehalten, welcher Behandlungsgruppe die Teilnehmer zugeteilt waren), und Daten zu allen Endpunkten für alle Teilnehmer wurden in den meisten Studien angegeben. Die Erkenntnisse sind auf dem Stand von Januar 2014.
C. Braun und K. Ehrenbrusthoff, Koordination durch Cochrane Schweiz