Anmerkung der Redaktion (19. Dezember 2024):
Larun L, Brurberg KG, Odgaard-Jensen J, Price JR. Bewegungstherapie bei chronischem Erschöpfungssyndrom. Cochrane Database of Systematic Reviews 2019, Ausgabe 10. Art. No.: CD003200. DOI: 10.1002/14651858.CD003200.pub8. Abgerufen am 18. Dezember 2024.
Diese Anmerkung bezieht sich auf den oben genannten Artikel, der am 2. Oktober 2019 online in der Cochrane Library veröffentlicht wurde. Sie wurde vom Verlag John Wiley & Sons Ltd in Abstimmung mit der Cochrane Collaboration erstellt. Die redaktionelle Anmerkung wurde hinzugefügt, um die Leser*innen darauf hinzuweisen, dass Cochrane die umfassende Aktualisierung dieses Cochrane Reviews nicht weiter fortführt. Ein Pilotprojekt zur Einbindung relevanter Gruppen in die Entwicklung dieses Cochrane Reviews wurde am 2. Oktober 2019 initiiert (siehe Anmerkung der Redaktion unten) und ist nun aufgelöst worden. Cochrane veröffentlichte diesen Cochrane Review dennoch im Jahr 2019.
Anmerkung der Redaktion (2. Oktober 2019):
Eine Erklärung des Editors in Chief zu diesem Review und seiner geplanten Aktualisierung finden Sie unter https://www.cochrane.org/news/cfs
Was ist das Ziel dieses Reviews?
Menschen mit chronischem Erschöpfungssyndrom leiden unter langandauernder Erschöpfung, Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen sowie Problemen mit der Konzentration und dem Kurzzeitgedächtnis. Diese Symptome führen zu erheblichen Beeinträchtigungen und einer erheblichen Belastung. Wir wollten herausfinden, ob eine Bewegungstherapie Menschen mit chronischem Erschöpfungssyndrom (auch Myalgische Enzephalomyelitis genannt) helfen kann.
Hauptaussagen
Menschen, die eine Bewegungstherapie absolvieren, sind am Ende der Behandlung wahrscheinlich weniger erschöpft als diejenigen, die passivere Behandlungen erhalten. Wir sind uns nicht sicher, ob diese Verbesserung langfristig anhält. Wir sind auch unsicher, was das Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen einer Bewegungstherapie betrifft.
Was wurde in diesem Review untersucht?
Wir untersuchten, ob eine Bewegungstherapie die Symptome des chronischen Erschöpfungssyndroms vermindern kann. Wir suchten nach Studien, in denen die Wirkung einer Bewegungstherapie mit der üblichen Versorgung oder anderen Behandlungen verglichen wurde.
Was sind die Hauptergebnisse des Reviews?
Wir fanden acht Studien mit 1518 Teilnehmenden. Die Studien verglichen Teilnehmende, die eine Bewegungstherapie erhielten, mit Teilnehmenden, die die übliche Versorgung oder Behandlungen wie eine kognitive Verhaltenstherapie erhielten.
Die Teilnehmenden führten die Bewegungstherapie für 12 bis 26 Wochen durch. In den Studien wurde die Wirkung der Therapie am Ende der Behandlung und auch langfristig, nach 50 oder 72 Wochen, erhoben. Die Teilnehmenden absolvierten Ausdauertraining auf unterschiedlichen Intensitätsstufen und nutzten dabei verschiedene Trainingsformen wie Gehen, Schwimmen und Radfahren.
Bewegungstherapie im Vergleich zur üblichen Versorgung oder Entspannung
Teilnehmende, die eine Bewegungstherapie absolvieren, sind am Ende der Behandlung wahrscheinlich weniger erschöpft, und ihre körperliche Leistungsfähigkeit ist möglicherweise moderat besser. Es bleibt ungewiss, ob diese Verbesserungen auf lange Sicht Bestand haben, weil die Evidenz dazu sehr unsicher ist.
Teilnehmende, die sich einer Bewegungstherapie unterziehen, schlafen möglicherweise etwas besser, sowohl am Ende der Behandlung als auch langfristig.
Wir sind unsicher, was das Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen betrifft. Ebenso wissen wir nicht sicher, welche Wirkungen eine Bewegungstherapie auf Schmerzen, die Lebensqualität und Depressionen hat. Das liegt daran, dass uns Evidenz fehlt oder dass wir bezüglich der Evidenz sehr unsicher sind.
Bewegungstherapie im Vergleich zu kognitiver Verhaltenstherapie
Eine Bewegungstherapie bewirkt möglicherweise am Ende der Behandlung oder langfristig nur einen minimalen oder gar keinen Unterschied hinsichtlich der Erschöpfung der Teilnehmenden. Eine Bewegungstherapie bewirkt möglicherweise am Ende der Behandlung nur einen geringen oder keinen Unterschied hinsichtlich der körperlichen Leistungsfähigkeit der Teilnehmenden. Die langfristige Wirkung auf die körperliche Leistungsfähigkeit ist jedoch unklar.
Es gibt keine Studien, die sich mit der Wirkung einer Bewegungstherapie im Gegensatz zur kognitiven Verhaltenstherapie auf Depressionen am Ende der Behandlung befasst haben. Wahrscheinlich macht sie jedoch langfristig nur einen minimalen oder keinen Unterschied.
Wir sind unsicher hinsichtlich des Risikos für Nebenwirkungen. Wir sind auch unsicher hinsichtlich der Wirkungen auf Schmerzen, die Lebensqualität oder den Schlaf. Das liegt daran, dass uns Evidenz fehlt oder dass wir bezüglich der Evidenz sehr unsicher sind.
Bewegungstherapie im Vergleich zur ressourcenorientierten Beschäftigungstherapie (Fokus auf das Leben innerhalb gegebener Grenzen)
Teilnehmende, die eine Bewegungstherapie absolvieren, leiden am Ende der Behandlung und langfristig möglicherweise etwas weniger an Erschöpfung und depressiven Symptomen und haben eine etwas bessere körperliche Leistungsfähigkeit und einen besseren Schlaf als Teilnehmende einer ressourcenorientierten Beschäftigungstherapie.
Wir sind unsicher hinsichtlich des Risikos für schwerwiegende Nebenwirkungen. Wir sind auch unsicher hinsichtlich der Wirkung auf die Lebensqualität oder Schmerzen. Das liegt daran, dass uns Evidenz fehlt oder dass wir bezüglich der Evidenz sehr unsicher sind.
Bewegungstherapie im Vergleich zu Antidepressiva
Wir sind unsicher, ob eine Bewegungstherapie besser als Antidepressiva Erschöpfung vermindern kann. Wir sind auch unsicher, was die Wirkung auf Depressionen, Nebenwirkungen, Schmerzen, die körperliche Leistungsfähigkeit, die Lebensqualität oder den Schlaf betrifft. Das liegt daran, dass uns Evidenz fehlt oder dass wir bezüglich der Evidenz sehr unsicher sind.
Warum ist dieser Review wichtig?
Eine Bewegungstherapie wird in Behandlungsleitlinien empfohlen und häufig als Behandlung für Menschen mit chronischem Erschöpfungssyndrom eingesetzt. Menschen mit chronischem Erschöpfungssyndrom sollten auf Grundlage solider wissenschaftlicher Evidenz entscheiden können, ob Bewegungstherapie als eigenständige Maßnahme oder Teil eines Behandlungsplans für sie wirksam ist.
Es ist wichtig zu erwähnen, dass die Evidenz in diesem Review sich auf Betroffene bezieht, die nach den Kriterien des „Centers for Disease Control and Prevention“ von 1994 oder den Oxford-Kriterien diagnostiziert wurden. Die Übertragbarkeit dieser Wirkungen auf Personen, die anhand anderer Kriterien diagnostiziert wurden, ist nicht uneingeschränkt möglich.
B. Schindler, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland