Worum geht es? Metastasierender Brustkrebs tritt auf, wenn der Krebs sich in andere Körperregionen über das Gebiet der Brust und der angrenzenden Lymphknoten hinaus ausgebreitet hat. Obwohl metastasierender Brustkrebs generell nicht heilbar ist, ist weithin anerkannt, dass Frauen mit metastasierender Erkrankung eine Form der Chemotherapie erhalten sollten, um die Schwere der Krankheitssymptome abzumildern und die Überlebenszeit hoffentlich zu verlängern. Eine platinhaltige Chemotherapie ist bekanntermaßen für die Behandlung einer Reihe von Krebsarten wie Lungen-, Hoden-, Kopf-Hals-, Blasen- und Eierstockkrebs wirksam. Es ist jedoch auch bekannt, dass mehr Nebenwirkungen (wie z.B. Übelkeit und Erbrechen, Haarausfall, Blutarmut, Nierenschäden und Leukopenie (geringe Anzahl weißer Blutzellen)) auftreten als bei anderen chemotherapeutischen Behandlungsmöglichkeiten. Die zwei Platinwirkstoffe, die gewöhnlich genutzt werden, um metastasierenden Brustkrebs zu behandeln sind Carboplatin und Cisplatin.
In der ursprünglichen Version dieses Reviews (2004) kam man zu dem Schluss, dass eine platinhaltige Chemotherapie bei Frauen, die an metastasierendem Brustkrebs erkrankt sind, die Überlebenszeit nicht verlängert. Seitdem haben Forscher jedoch festgestellt, dass es eine Vielzahl von Unterarten von Brustkrebs gibt, die auf verschiedene Arten der Chemotherapie unterschiedlich reagieren könnten. Eine dieser Unterarten — dreifach negativer Brustkrebs (triple-negative breast cancer, TNBC) — macht etwa 12 bis 17 % der Brustkrebserkrankungen aus und ist mit einer kürzeren Überlebenszeit und einer höheren Wahrscheinlichkeit verbunden, dass der Krebs zurückkehrt. Einige Forscher vermuten, dass platinhaltige Chemotherapie bei der Behandlung von metastasierendem dreifach negativem Brustkrebs wirksamer sein könnte als andere chemotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten.
Warum ist das wichtig? Es gibt mindestens zwei Gründe, warum es wichtig ist, die Evidenz zu diesem Thema zu aktualisieren. Erstens ist es wichtig zu beurteilen, ob unsere Schlussfolgerungen von 2004 — basierend auf zwölf frühen Studien — noch repräsentativ für die 24 Studien sind, die bis 2015 Ergebnisse veröffentlicht oder vorgelegt haben. Zweitens ist es wichtig zu beurteilen, ob platinhaltige Chemotherapie das Überleben von Frauen mit metastasierendem dreifach negativem Brustkrebs weiter verlängert als andere chemotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten.
Wir untersuchten, ob chemotherapeutische Behandlungen, die einen Platinwirkstoff enthalten, bei der Behandlung von Frauen mit metastasierendem Brustkrebs wirksamer oder weniger wirksam sind als chemotherapeutische Behandlungen, die keinen Platinwirkstoff enthalten. Wir stellten wieder die gleiche Frage, wobei der Schwerpunkt dieses Mal auf Frauen mit metastasierendem dreifach negativem Brustkrebs lag.
Wir ermittelten 24 Studien mit 4418 Frauen. Die Evidenz ist auf dem Stand von Mai 2015. In fünf der 24 Studien wurden speziell Frauen mit metastasierendem dreifach negativem Brustkrebs untersucht, während in den anderen 19 Studien Frauen mit metastasierendem Brustkrebs im Allgemeinen (hauptsächlich Frauen, bei denen kein metastasierender dreifach negativer Brustkrebs diagnostiziert war) beurteilt wurden. Dieser Review ergab, dass sich bei einer chemotherapeutischen Behandlung mit Platin im Vergleich mit einer Chemotherapie ohne Platin die Überlebenszeit von Frauen mit metastasierendem Brustkrebs im Allgemeinen (hauptsächlich Frauen, bei denen kein metastasierender dreifach negativer Brustkrebs diagnostiziert war) nicht um ein wesentliches Maß verlängerte. Die Qualität der Evidenz dafür wurde als hoch eingestuft was bedeutet, dass wir Vertrauen in die Ergebnisse haben. Für Frauen mit metastasierendem dreifach negativem Brustkrebs ergab dieser Review jedoch, dass platinhaltige Chemotherapie die Überlebenszeit gegenüber Chemotherapie ohne Platin verlängern könnte. Allerdings ist die Qualität der Evidenz dafür zum jetzigen Zeitpunkt niedrig (hauptsächlich aufgrund der geringen Anzahl an Studien, die sich mit metastasierendem dreifach negativem Brustkrebs befasst haben). In diesem Review wurde auch ermittelt, dass platinhaltige Chemotherapie bei Frauen mit metastasierendem dreifach negativem Brustkrebs die Anzahl der Fälle von Wiederauftreten von Brustkrebs vermindern kann verglichen mit Chemotherapie, die kein Platin enthält, obwohl auch diese Ergebnisse derzeit auf Evidenz von niedriger Qualität basieren. Bezüglich der Behandlung von metastasierendem Brustkrebs im Allgemeinen bestand kein Unterschied in der Anzahl des Wiederauftretens von Brustkrebs bei Frauen, die Chemotherapie mit oder ohne Platin erhielten. Platinhaltige Chemotherapie erwies sich im Vergleich zur Chemotherapie ohne Platin eher als geeignet Tumore zu verkleinern, aber dieses Ergebnis muss mit Vorsicht betrachtet werden.
Verglichen mit den Frauen, die Chemotherapie ohne Platin erhielten, kam es bei den Frauen, die platinhaltige Chemotherapie erhielten häufiger zu Übelkeit/Erbrechen, Blutarmut, Leukopenie und Haarausfall.
Dies bedeutet, dass die Anwendung einer platinhaltigen Chemotherapie für die Behandlung von metastasierendem Brustkrebs, der nicht metastasierender dreifach negativer Brustkrebs ist, schwer zu rechtfertigen ist, da eine ähnlich wirksame, aber weniger toxische Chemotherapie üblicherweise verfügbar ist. Eine platinhaltige Chemotherapie kann für die Teilnehmer mit metastasierendem dreifach negativem Brustkrebs möglicherweise einen Überlebensvorteil bieten, der ausreichend ist, um ihre Anwendung zu rechtfertigen. Allerdings ist die Qualität der Evidenz zum aktuellen Zeitpunkt niedrig. Es werden weitere Studien benötigt, bevor eine endgültige Schlussfolgerung gezogen werden kann.
C. Hirth, freigegeben durch Cochrane Deutschland