Reviewfrage
Sind Rehabilitationsmaßnahmen nach operativer Behandlung eines Karpaltunnelsyndroms wirksam und unbedenklich?
Hintergrund
Bei einem Karpaltunnelsyndrom (KTS) wird ein Nerv, der durch einen knöchernen und bindegewebigen Tunnel im Handgelenk läuft, zusammengedrückt. Dies führt zu Schmerzen, Taubheit und Kribbeln in der Hand, welche sich manchmal bis in den Unterarm erstrecken. In einem fortgeschrittenen Stadium kommt es bei manchen Menschen mit KTS zu Schwäche und Muskelschwund in der Hand. Ein KTS tritt häufiger bei Frauen und Menschen mit bestimmten Risikofaktoren auf, wie z.B. bei Diabetes, Adipositas (Fettleibigkeit), Arthritis, höherem Alter, bestimmten beruflichen Tätigkeiten und vorausgegangenen Handgelenksbrüchen. Viele der Betroffenen werden operiert, um den Druck auf den Nerv zu verringern, die Schmerzen zu lindern und das Gefühl in der Hand sowie die Handfunktion zu verbessern. Manche Patienten führen nach einer KTS-Operation eine Rehabilitation durch. Die Rehabilitationsmaßnahmen sollen die Genesung beschleunigen und Schmerzen oder operationsbedingte Symptome lindern. Dies ist die erste Aktualisierung eines Reviews, der ursprünglich 2013 veröffentlicht wurde.
Studienmerkmale
Am 29. September 2015 suchten wir nach allen relevanten klinischen Studien, in denen eine Rehabilitationsmaßnahme mit einer anderen Rehabilitationsmaßnahme, keiner Behandlung oder einer Plazebobehandlung (Scheinbehandlung) verglichen wurde. Wir fanden 22 Studien mit insgesamt 1521 Teilnehmern, welche den Nutzen und nachteilige Wirkungen verschiedener Rehabilitationsmaßnahmen nach KTS-Operationen untersuchten. In diese Aktualisierung wurden zwei neue Studien aufgenommen.
Hauptergebnisse und Qualität der Evidenz (des wissenschaftlichen Belegs)
Die Studien erbrachten eingeschränkte Evidenz von niedriger Qualität für den Nutzen der überprüften Behandlungsmaßnahmen. Diese waren: Ruhigstellung durch eine Handgelenksorthese (Schiene), die Anlage von Verbänden nach der Operation, Übungen, Kälte und Eistherapie, verschiedene Maßnahmen der Handrehabilitation, welche in Kombinationen angewendet wurden, sowie Lasertherapie, Behandlungen mit Elektrotherapie, Narbendesensibilisierung (Maßnahmen mit dem Ziel, die Narbe unempfindlich zu machen) und Arnika. Nur in wenigen Studien wurde über die Unbedenklichkeit dieser Behandlungen berichtet.
Weitere Forschung ist erforderlich, um die Wirksamkeit und Unbedenklichkeit der verschiedenen Rehabilitationsmaßnahmen nach KTS-Operationen zu untersuchen.
Die Evidenz ist auf dem Stand von September 2015.
M. Lohkamp, G. Diermayr, Koordination durch Cochrane Schweiz