Einfluss von Betablockern auf perioperative unerwünschte Ereignisse

Jede Art von Operation ist mit einer erhöhten Stressreaktion assoziiert, die den Körper anfälliger für unerwünschte Endpunkte macht. Diese Endpunkte können von Tod, Herzinfarkt und Herzrhythmusstörungen bis zu Herzversagen, Schlaganfall und dergleichen reichen. Betablocker sind Medikamente, die diese Stressreaktion mildern, und eine Verlangsamung der Herzfrequenz und einen Blutdruckabfall herbeiführen. Während diese Wirkung auf der einen Seite wünschenswert ist, um die Reaktion auf Stress zu mildern, kann die gleiche Wirkung —wenn sie ausgeprägt ist— sehr niedrigen Blutdruck, einen sehr niedrigen Puls und letztlich einen Schlaganfall oder den Tod verursachen.

In unserer Analyse der aktuellen Evidenz (88 randomisierte kontrollierte Studien mit 19.161 Teilnehmern: Herzoperation‐53 Studien, andere Arten von Operationen‐35 Studien) haben wir gezeigt, dass Betablocker eine Schutzwirkung gegen Rhythmusstörungen nach Herzoperationen hatten. Wir fanden keine Evidenz für eine Wirkung von Betablockern auf Tod, auf das Auftreten von Herzinfarkt, Schlaganfall oder Herzversagen, sowie auf eine Entwicklung eines unverhältnismäßig niedrigen Blutdrucks oder langsamen Puls während Herzoperationen. Die Dauer des Krankenhausaufenthaltes nach einer Herzoperation wurde bei Patienten, die Betablocker erhalten hatten, um etwa 0,5 Tage reduziert.

Bei Operationen, die nicht am Herzen stattfanden, erhöhten Betablocker das Sterbe - und Schlanganfallrisiko. Letzteres nur, wenn eine repräsentative Auswahl von hochwertigen Studien analysiert wurde. Die schützende Wirkung gegen Herzinfarkt und Rhythmusstörungen wurde von diesem erhöhten Sterbe- und Schlaganfallrisiko aufgewogen. Wir konnten keine Evidenz für die Wirkung von Betablocker auf Herzversagen oder die Dauer des Krankenhausaufenthaltes in dieser Gruppe von Patienten finden.

Schlussfolgernd scheint der perioperative Einsatz von Betablockern bei Operationen am Herzen nutzbringend zu sein, da sie die hohe Belastung durch Rhythmusstörungen nach einer Herzoperation wesentlich reduzieren können. Ihr Einfluss auf Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall, Herzversagen oder die Entwicklung unverhältnismäßig niedrigen Blutdrucks oder langsamen Puls in diesem Setting bleibt unklar.

Bei Operationen abseits des Herzens , zeigte die Evidenz einen Anstieg der Todesfall- und einen möglichen Anstieg der Schlaganfallrate, wenn Betablocker eingesetzt wurden. Die erhebliche Verminderung der Rhythmusstörungen und Herzinfarkte in diesem Setting scheint durch einen möglichen Anstieg von Sterblichkeit und Schlaganfall aufgewogen zu werden. Da die Qualität der Evidenz weiterhin niedrig bis moderat ist, ist mehr Evidenz notwendig, bevor endgültige Schlussfolgerungen gezogen werden können.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

K. Kunzweiler und I.Töws, freigegeben durch Cochrane Deutschland.

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