Welchen Nutzen und welche Risiken haben nichtsteroidale Antirheumatika bei der Behandlung einer akuten Nierenkolik?

Kernaussagen

- Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs) lindern möglicherweise die Schmerzen bei Erwachsenen mit einer Nierenkolik.

- Einige NSAIDs wirken bei Erwachsenen mit einer Nierenkolik möglicherweise besser als andere.

- Die Risiken von NSAIDs bei der Behandlung einer Nierenkolik sind unklar.

Was ist eine Nierenkolik?

Nierensteine (auch Harnsteine genannt) können plötzliche ("akute") und extrem starke Schmerzen in der Bauch- und Rückenregion verursachen und den Harnfluss blockieren. Dieser Schmerz wird als "Nierenkolik" bezeichnet.

Wie wird eine Nierenkolik behandelt?

Verschiedene Medikamente werden zur Behandlung dieser starken Bauchschmerzen eingesetzt, meist in einer Notfallsituation. NSAIDs werden verabreicht, um Entzündungen und den Druck in den Nieren zu reduzieren, was zu einer Linderung der Schmerzen führen soll. Eine Vielzahl verschiedener NSAIDs kann hierfür eingesetzt werden. NSAIDs können unerwünschte Wirkungen verursachen. Im Gegensatz zu Narkotika, die ebenfalls bei Nierenkoliken eingesetzt werden, besteht bei NSAIDs keine Gefahr einer Abhängigkeitsentwicklung.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten den Nutzen und die Risiken der Behandlung einer Nierenkolik mit NSAIDs bei erwachsenen Patient*innen untersuchen.

Wie gingen wir vor?

Wir durchsuchten die medizinische Literatur systematisch nach Studien, in denen NSAIDs entweder mit Placebo (Scheinbehandlung) oder mit anderen NSAIDs verglichen wurden. Die Behandlung der Teilnehmenden wurde nach dem Zufallsprinzip festgelegt, um das Risiko einer Verzerrung zu verringern. Die Ergebnisse, an denen wir interessiert waren, waren Veränderungen der Schmerzintensität, der Bedarf an weiteren Medikamenten zur Schmerzbekämpfung und unerwünschte Ereignisse.

Wir fassten die Ergebnisse der Studien zusammen, verglichen sie und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von Faktoren wie der Studienmethodik und der Studiengröße.

Was fanden wir?

Wir identifizierten 29 Studien mit insgesamt 3593 Teilnehmenden im Alter von 16 Jahren oder älter, die an einer Nierenkolik litten. An der größten Studie nahmen 337 Personen teil. Das Durchschnittsalter der Teilnehmenden lag zwischen 27 und 47 Jahren. Die Studien fanden in 23 Ländern statt. Die Studiendauer variierte zwischen 30 Minuten und 48 Stunden. Sechs Studien wurden von der Pharmaindustrie finanziert, und 15 Studien machten keine Angaben zu ihren Finanzierungsquellen.

Wir stellten fest, dass NSAIDs zur Linderung von Schmerzen einer Nierenkolik möglicherweise wirksamer sind als Placebo.

Intravenöses Ibuprofen (Ibuprofen, das in eine Vene gegeben wird) kann die Schmerzen innerhalb von 30 Minuten möglicherweise stärker lindern als intravenöses Ketorolac. Pirprofen bewirkt im Vergleich zu Indometacin möglicherweise eine starke Verringerung des Bedarfs an zusätzlichen Medikamenten.

Ob NSAIDs intramuskulär oder intravenös verabreicht werden, macht wahrscheinlich wenig bis gar keinen Unterschied bei der Linderung von Schmerzen einer Nierenkolik. Eine intravenöse Verabreichung ist jedoch möglicherweise wirksamer als eine rektale Verabreichung.

Für andere Vergleiche und Ergebnisse lagen entweder zu weinige Daten vor, um Schlussfolgerungen zu ziehen, oder die Daten deuten darauf hin, dass es keinen Unterschied gibt.

Die verfügbaren Daten reichen nicht aus, um belastbare Schlussfolgerungen zu den möglichen Risiken der NSAID-Anwendung bei Nierenkoliken zu ziehen.

Was schränkt die Evidenz ein?

Unser Vertrauen in die Evidenz ist generell gering bis sehr gering, d.h. die Ergebnisse weiterer Forschung könnten die Ergebnisse dieses Reviews verändern. Die Studien enthielten entweder keine für uns verwertbaren Informationen (insbesondere zu möglichen Risiken) oder erbrachten Ergebnisse, deren Vertrauenswürdigkeit sehr gering ist. Diese Studien hatten entweder eine geringe Zahl an Teilnehmenden oder setzten Methoden ein, die potenziell zu verzerrten Ergebnissen führen können.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand vom 25. August 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zeitler, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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