Kontinuierliche Kardiotokografie (CTG) als eine Form der elektronischen Fetusüberwachung (electronic fetal monitoring, EFM) in der Wehenphase

Worum geht es?

Lassen sich Probleme mithilfe der kontinuierlichen Kardiotokografie (CTG) zur elektronischen Überwachung der kindlichen Herztöne und des kindlichen Wohlbefindens während der Wehenphase besser feststellen als durch Abhören in bestimmten Abständen?

Warum ist das wichtig?

Durch die Überwachung der kindlichen Herztöne wird das Wohlbefinden des Ungeborenen in der Wehenphase überprüft. Das Abhören und Aufzeichnen der Herztöne soll dabei helfen festzustellen, wenn ein Baby unter Sauerstoffmangel leidet und von einem Kaiserschnitt oder einer instrumentellen vaginalen Entbindung profitieren könnte.

Der Herzschlag eines Babys kann in bestimmten Abständen mit einer speziellen trompetenförmigen Vorrichtung oder einem tragbaren Doppler-Ultraschallgerät überwacht werden oder auch fortlaufend mithilfe eines CTG-Geräts. Bei einem kontinuierlichen CTG werden Herzfrequenz des Babys und Wehentätigkeit der Mutter auf einem Papierstreifen ausgedruckt. Somit erzeugt ein CTG zwar eine schriftliche Aufzeichnung, jedoch können die Mütter sich dafür während der Wehen nicht frei bewegen, ohne Weiteres die Position wechseln oder eine Geburtswanne benutzen, um die Wehen erträglicher zu machen und zu beeinflussen. Dieses Vorgehen kann auch dazu führen, dass einige Geburtshelfer sich eher genötigt sehen, ständig das CTG zu interpretieren, als auf die Bedürfnisse der Gebärenden einzugehen.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Wir suchten am 30. November 2016 nach Evidenz, fanden aber keine neuen Studien für diese Aktualisierung. Wir schlossen 12 Studien ein, in denen die fortlaufende CTG-Überwachung mit dem Abhören in festen Abständen (intermittierende Auskultation genannt) verglichen wurde; eine Studie verglich fortlaufende CTGs mit CTGs in bestimmten Abständen. Insgesamt nahmen an den Studien über 37.000 Frauen teil. Keine Studie verglich kontinuierliche CTGs mit keiner Überwachung. Die meisten Studien wurden vor 1994 durchgeführt und waren bis auf zwei nicht von hoher Qualität. Eine große, gut durchgeführte Studie von 1985 mit fast 13.000 Frauen, die während der gesamten Geburt einzeln betreut wurden, hatte einen großen Einfluss auf den Review. Die Fruchtblase der Mutter wurde dabei möglichst früh künstlich gesprengt und etwa ein Viertel der Frauen bekam Oxytocin zur Anregung der Wehentätigkeit.

Insgesamt gab es keinen Unterschied bei der Anzahl der Kinder, die unter oder kurz nach der Geburt verstarben (etwa eins von 300, Evidenz von niedriger Qualität). Krampfanfälle bei den Babys waren selten (etwa eine von 500 Geburten, Evidenz von moderater Qualität), traten aber weniger häufig auf, wenn die Herzfrequenz des Babys ständig im CTG überwacht wurde. Es gab keinen Unterschied im Auftreten von Zerebralparesen (Bewegungsstörung durch Hirnschädigung, Evidenz von niedriger Qualität); andere mögliche Langzeitwirkungen wurden jedoch nicht vollständig erfasst und erfordern weitere Untersuchungen. Unter fortlaufender Überwachung wurden signifikant mehr Kaiserschnitte (Evidenz von niedriger Qualität) und instrumentelle vaginale Entbindungen (Evidenz von niedriger Qualität) durchgeführt. Zwar können beide Verfahrensweisen Risiken für die Mütter mit sich bringen, diese wurden jedoch in den eingeschlossenen Studien nicht bewertet.

Es gab keinen Unterschied zwischen den Gruppen bezüglich der Anzahl der Fälle von Übersäuerung (Azidose) des Nabelschnurbluts (Evidenz von sehr niedriger Qualität) oder der Frauen, die Schmerzmittel einsetzten (Evidenz von niedriger Qualität).

Im Vergleich mit dem intermittierenden CTG gab es beim kontinuierlichen CTG keinen Unterschied im Hinblick auf die Anzahl von Kaiserschnitten oder instrumentellen Entbindungen. Bei Frauen, denen in bestimmten Abständen (intermittierend) ein CTG abgenommen wurde, trat weniger häufig eine Azidose des Nabelschnurbluts auf, aber dieses Ergebnis könnte auch zufällig entstanden sein.

Was bedeutet das?

Die meisten Studien wurden vor vielen Jahren durchgeführt und zeigten Nutzen und Probleme für beide Methoden der Überwachung des kindlichen Wohlbefindens in der Wehenphase. Bei kontinuierlicher Überwachung traten weniger Krampfanfälle bei den Babys auf, jedoch gab es keinen Unterschied bei der Zerebralparese; beides waren seltene Ereignisse. Gleichzeitig waren in der Gruppe mit kontinuierlichem CTG aber auch mehr Kaiserschnitte und instrumentelle Entbindungen zu verzeichnen, beides mit Risiken für die Mütter verbunden. Ein kontinuierliches CTG erschwert außerdem das Bewegen und das Wechseln der Position in der Wehenphase und die Frauen können keine Geburtswanne nutzen. Dies kann sich auf die Bewältigungsstrategien der Schwangeren auswirken. Schwangere und ihre Ärzte müssen über die individuellen Bedürfnisse der werdenden Mutter und über die Wünsche bezüglich der Überwachung des kindlichen Wohlbefindens in der Wehenphase sprechen.

Zukünftige Forschungsarbeiten sollten sich auf Ereignisse konzentrieren, die in Schwangerschaft und Wehenphase auftreten und die Ursache für langfristige Probleme für das Baby sein können.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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