Fragestellung
Das Ziel dieses Reviews war es, zu beurteilen, ob die Vorbehandlung mit einer kombinierten oralen Verhütungspille oder mit Gestagen oder Östrogen alleine die Ergebnisse einer Schwangerschaft bei Paaren mit geringer Fruchtbarkeit, die sich einer künstlichen Befruchtung unterziehen, beeinflusst.
Hintergrund
Die In-vitro-Fertilisation (IVF; bei der eine Eizelle mit Spermien außerhalb des Körpers zusammengebracht wird) und intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI; bei der ein Spermium direkt in die Eizelle eingespritzt wird) sind wichtige Techniken für Frauen, die Schwierigkeiten haben, schwanger zu werden. Die IVF und ICSI-Zyklen bestehen aus einigen Schritten. Zuerst erhält die Frau eine Hormontherapie, um ihre Eierstöcke zur Produktion von Eizellen anzuregen (Ovarialstimulation). Sobald einige Eizellen ausreichend gereift sind, um befruchtet zu werden, erhält die Frau eine einzelne Hormoninjektion. Dadurch lösen sich die Eizellen aus den Eierstöcken, sodass sie von einem Arzt entnommen werden können. Die Eizellen werden dann außerhalb des Körpers der Frau befruchtet und werden zu Embryos. Ein oder zwei Embryos werden schließlich wieder in die Gebärmutter eingesetzt.
Bevor der erste Schritt bei der IVF oder den ICSI-Zyklen (Hormontherapie) gemacht wird, kann eine Vorbehandlung mit einer oralen kombinierten Verhütungspille vorgenommen werden. Die orale kombinierte Verhütungspille enthält sowohl Gestagen wie Östrogen. Die Vorbehandlung mit einem Gestagen oder Östrogen alleine könnte auch vor der Hormontherapie angewendet werden. Diese Vorbehandlungen unterdrücken die Hormonproduktion der Frau selbst. Dies könnte die Reaktion der Frau auf die Hormontherapie bei IVF / ICSI-Zyklen verbessern. Auf diese Weise könnten Nebenwirkungen wie die Zystenbildung (flüssigkeitsgefüllte Kapsel, die sich im Eierstock einer Frau entwickelt) und die Anzahl von Schwangerschaftsverlusten vermindert und die Ergebnisse der Schwangerschaft verbessert werden.
Studienmerkmale
Dieser Cochrane Review schloss 30 randomisierte kontrollierte Studien (klinische Studien, in denen Personen zufällig einer von zwei oder mehr Behandlungsgruppen zugewiesen wurden) ein, in denen die Vorbehandlung mit oraler Verhütungspille, einem Gestagen oder Östrogen bei 5.096 Frauen untersucht wurde, die sich einer künstlichen Befruchtung unterzogen. Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2017.
Hauptergebnisse
Bei Frauen, die sich einer ovariellen Stimulation mit Antagonistenprotokollen unterzogen, war die Vorbehandlung mit einer oralen kombinierten Verhütungspille mit einer niedrigeren Rate von Lebendgeburten oder anhaltender Schwangerschaft verbunden als keine Vorbehandlung. Es lag keine ausreichende Evidenz vor, um zu bestimmen, ob die Raten zu Lebendgeburten oder anhaltender Schwangerschaft durch Vorbehandlung mit Gestagenen, Östrogenen oder durch eine orale kombinierte Verhütungspille unter Verwendung anderer Stimulationsprotokolle beeinflusst wurde. Die Ergebnisse zu unerwünschten Ereignissen waren nicht eindeutig, mit der Ausnahme, dass die Vorbehandlung mit Progesteron das Risiko für Ovarialzysten in Agonisten-Zyklen reduzieren könnte. Die orale kombinierte Verhütungspille in Antagonistenzyklen könnte das Risiko eines Schwangerschaftsverlusts im Vergleich zu keiner Vorbehandlung in Agonisten-Zyklen verringern.
Qualität der Evidenz
Die Qualität der Evidenz reichte von sehr niedrig bis moderat. Die größten Probleme waren das Risiko für Bias und unzureichende Präzision. Die meisten Studien haben ihre Methoden nicht ausreichend detailliert beschrieben.
H. Schilling, freigegeben durch Cochrane Deutschland.