Worum geht es?
Ein bereits bestehender Diabetes oder Schwangerschaftsdiabetes könne bei den werdenden Müttern und ihren Kindern das Risiko für eine Reihe von Problemen erhöhen. Für die Mutter betreffen diese Probleme unter anderem einen durch die Schwangerschaft verursachten Bluthochdruck (Präeklampsie), der mit Ödemen und Eiweiß im Urin einhergehen kann. Zudem besteht das Risiko, die Geburt per Kaiserschnitt zu beenden. Für das Kind können die Probleme eine Frühgeburt und körperliche Einschränkungen bedeuten, die sich bei der Geburt zeigen - wie Fehlbildungen am Herzen, im Gehirn, an der Wirbelsäule oder am Rückenmark sowie am Erbgut (wie beim Down-Syndrom). Außerdem kann es zu einer Fehlgeburt kommen. Als weitere Komplikation können Kinder bei der Geburt zu groß für ihr Schwangerschaftsalter sein. Zudem kann es nach der Geburt des kindlichen Kopfes zum Geburtsstillstand kommen, ausgelöst durch die Schulter des Kindes, die im Geburtskanal feststeckt (Schulterdystokie).
Warum ist das wichtig?
Eine Schwangerschaft kann bei Frauen mit bereits bestehender Glukosetoleranzstörung Diabetes (Schwangerschaftsdiabetes) auslösen. Frauen, bei denen schon einmal Schwangerschaftsdiabetes aufgetreten ist, sind gefährdet, im späteren Leben Diabetes mellitus (Typ 2) zu entwickeln. Dies zeigt die Wichtigkeit einer guten Überwachung von Frauen mit einer Glukosetoleranzstörung oder früherem Schwangerschaftsdiabetes sowie von Frauen mit bestehendem Diabetes mellitus. Frauen mit bestehendem Diabetes mellitus benötigen vor der Schwangerschaft eine gute Kontrolle über ihren Blutzuckerspiegel. Insulin ermöglicht eine solche Kontrolle und beeinträchtigt die Entwicklung des Kindes nicht. Jedoch könnten Frauen die Einnahme oraler Antidiabetika als bequemer und angenehmer empfinden, als sich Insulin zu spritzen. Allerdings ist bislang wenig über die Wirkungen dieser oralen Wirkstoffe bekannt.
Dieser Review untersuchte die Wirkungen oraler Antidiabetika auf die Gesundheit von Mutter und Kind bei Frauen mit bestehendem Diabetes mellitus, einer Glukosetoleranzstörung oder früherem Schwangerschaftsdiabetes, die eine Schwangerschaft planten, oder bei schwangeren Frauen mit bestehendem Diabetes mellitus. Dieser Review ist die Aktualisierung eines Reviews, der erstmals im Jahr 2010 publiziert wurde.
Welche Evidenz haben wir gefunden?
Wir haben am 31. Oktober 2016 nach Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) gesucht und haben sechs Studien gefunden (707 Frauen). In drei der Studien wurden auch Frauen mit bestehendem Schwangerschaftsdiabetes untersucht und die Daten der Frauen, die für den vorliegenden Review relevant sind, wurden nicht separat berichtet. Daher haben wir nur die Endpunktdaten von drei Studien mit 241 schwangeren Frauen und deren Kinder einbezogen. Die Qualität der Evidenz wurde als niedrig oder sehr niedrig und das gesamte Risiko für Bias der Studien als unterschiedlich eingestuft. Alle drei Studien verglichen ein orales Antidiabetikum (Metformin) mit Insulin bei schwangeren Frauen mit bereits bestehendem Diabetes mellitus (Typ 2).
Bezüglich der Entwicklung von Präeklampsie (Bluthochdruck und Eiweiß im Urin) wurden keine eindeutigen Unterschiede zwischen den Frauen, die Metformin erhielten, und den Frauen mit Insulinanwendung gefunden (2 RCTs, 227 Frauen, sehr niedrige Qualität der Evidenz). Bei einer Studie hatten jedoch die Frauen, die Metformin einnahmen, etwas seltener einen, durch die Schwangerschaft ausgelösten, hohen Blutdruck (206 Frauen, niedrige Qualität der Evidenz). Frauen, die Metformin einnahmen, hatten mit geringerer Wahrscheinlichkeit einen Kaiserschnitt (3 RCTs, 241 Frauen, niedrige Qualität der Evidenz). Dagegen wurde für die Geburtseinleitung kein Unterschied beobachtet (2 RCTs, 35 Frauen, sehr niedrige Qualität der Evidenz). Es gab keine eindeutigen Unterschiede zwischen den Kindern von Müttern mit Metformin- oder Insulinbehandlung in Bezug auf die Geburtsgröße (1 RCT, 206 Kinder, sehr niedrige Qualität der Evidenz). Kinder von Müttern mit Metformin hatten jedoch seltener einen niedrigen Blutzuckerspiegel (Hypoglykämie) (3 RCTs, 241 Kinder, sehr niedrige Qualität der Evidenz). Es gab keine Fälle von Kindstod (weder vor der Geburt noch kurz danach) (2 RCTs, sehr niedrige Qualität der Evidenz). Die Studien berichteten nicht über viele wichtige kurz- und langfristige Ergebnisse, wie Dammverletzung und einen kombinierten Endpunkt zu Kindstod oder Morbidität, postnataler Depression und Gewichtserhaltung der Mutter sowie Fettleibigkeit (Adipositas) oder Behinderungen der Kinder in der Kindheit oder im Erwachsenenalter.
Was bedeutet das?
Es gibt nicht genug Evidenz bezüglich der Wirkungen oraler Antidiabetika bei Frauen mit bestehendem Diabetes mellitus, mit einer Glukosetoleranzstörung oder mit früherem Schwangerschaftsdiabetes, die eine Schwangerschaft planen, oder bei schwangeren Frauen mit bereits bestehendem Diabetes mellitus. Für die Zukunft sind weitere große und gut konzipierte RCTs nötig, die die in diesem Review vorgeschlagenen Endpunkte untersuchen und berichten könnten, einschließlich sowohl kurz- als auch langfristiger Endpunkte für Mutter und Kind.
L. Thomann und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Deutschland.