Worum geht es und warum ist dies wichtig?
Wenn eine Frau mit bereits bestehendem Diabetes schwanger wird, besteht für sie und ihr Kind ein höheres Risiko für eine Reihe unterschiedlicher Probleme. Frauen mit bestehendem Diabetes, der in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft nicht gut kontrolliert wird, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, eine Fehlgeburt oder Totgeburt zu erleiden oder ein Kind mit Entwicklungsproblemen zu gebären. Ebenso ist das Neugeborene einem erhöhten Risiko ausgesetzt, im Kindesalter an Diabetes zu erkranken. Zu den Risiken für Mütter zählen Bluthochdruck und die damit verbundenen Krankheiten, Frühgeburten, große Kinder, schwierige Geburten und die Notwendigkeit eines Kaiserschnitts. Während der Geburt besteht für das Kind ein erhöhtes Risiko für eine Fehleinstellung der Schultern (Schulterdystokie) und eine Hirnblutung (intrakranielle Blutung). Nach der Geburt ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass das Neugeborene an Unterzuckerung, Gelbsucht (Ikterus) und Atemproblemen leidet. Dies wiederum bedeutet, dass diese Kinder mit höherer Wahrscheinlichkeit auf die Intensivstation verlegt werden. Während der Schwangerschaft werden die Blutzuckerwerte der Frau überwacht, um den Blutzuckerspiegel in geeigneter Form zu kontrollieren.
Es gibt verschiedene Methoden der Blutzuckerkontrolle, darunter regelmäßige Kontrollen in der Schwangerenvorsorge sowie die eigenständige Kontrolle durch die Frauen zu Hause. Die Messungen werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten vorgenommen (vor oder nach den Mahlzeiten). Auch die Anzahl der Messungen variiert. Bei der kontinuierlichen Blutzuckermessung werden Technologien genutzt, um die Blutzuckerwerte der Frauen direkt an ihren Arzt weiterzuleiten. Diese Technologien schließen Telemedizin (Telefon- und Videosysteme sowie Informationstechnologie) und digitale Technologien (Mobiltelefone, Tablets) ein. Ziel dieser Methoden ist es, den Blutzuckerspiegel exakt zu bestimmen und ihn so effektiver zu kontrollieren, um mögliche Probleme zu verringern.
Welche Evidenz fanden wir?
Dies ist eine Aktualisierung eines erstmals 2014 veröffentlichten und 2017 aktualisierten Reviews. Wir suchten im November 2018 nach Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien. Wir fanden 12 Studien mit 944 Frauen (Diabetes Typ 1: 660 Frauen, Diabetes Typ 2: 113 Frauen; in zwei Studien (171 Frauen) waren sowohl Diabetes Typ 1 als auch Diabetes Typ 2 vertreten. Die Studien wurden in Europa, den USA und Kanada durchgeführt.
Es gab sechs Vergleiche. Diese waren: kontinuierliche verglichen mit nicht kontinuierlicher Überwachung des Blutzuckerspiegels (4 Studien, 609 Frauen); zwei verschiedene Arten der Selbstüberwachung (2 Studien, 43 Frauen); Selbstüberwachung zu Hause verglichen mit einem Krankenhausaufenthalt zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels (1 Studie, 100 Frauen); Blutzuckermessung vor verglichen mit nach einer Mahlzeit (1 Studie, 61 Frauen); automatisierte Überwachung via Telemedizin versus übliche Kontrolle (3 Studien, 84 Frauen); dauerhafte kontinuierliche Überwachung verglichen mit wechselnder kontinuierlicher Überwachung (1 Studie, 25 Frauen).
Eine kontinuierliche Überwachung verringert im Vergleich zu einer nicht kontinuierlichen Überwachung möglicherweise Probleme mit einem hohen Blutdruck während der Schwangerschaft (2 Studien, 384 Frauen, Evidenz von niedriger Qualität). Allerdings gilt es zu beachten, dass nur zwei von vier relevanten Studien zu diesem Endpunkt Daten lieferten. Mehr Evidenz gab es zu Bluthochdruck in Verbindung mit Eiweiß im Urin (Präeklampsie), jedoch zeigten sich keine klaren Unterschiede (4 Studien, 609 Frauen). Zudem fanden wir keinen Unterschied in der Zahl der Frauen mit Kaiserschnitt (3 Studien, 427 Frauen, Evidenz von moderater Qualität). Es gab nicht genügend Evidenz, um die Säuglingssterblichkeit oder den statistisch zusammengefassten Endpunkt von Säuglingssterblichkeit und Krankheit zu beurteilen, da diese Ergebnisse auf einzelnen Studien basierten. Vier Studien erhielten finanzielle Unterstützung durch kommerzielle Partner.
Die anderen Vergleiche zu unterschiedlichen Methoden der Blutzuckerkontrolle basierten auf sehr kleinen Studien oder Einzelstudien mit Evidenz von sehr niedriger Qualität, die keine klaren Unterschiede in den Endpunkten zeigten.
Was bedeutet dies?
Obwohl die Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien darauf hindeutet, dass eine kontinuierliche Blutzuckerkontrolle möglicherweise dazu beiträgt, Bluthochdruckprobleme während der Schwangerschaft zu verringern, basiert diese Evidenz auf den Ergebnissen von nur zwei Studien. Für eine deutliche Abnahme der Fälle von Präeklampsie (Bluthochdruck und Eiweiß im Urin) gab es auf der Basis von vier Studien keine Evidenz. Der Review zeigte, dass es keine ausreichende Evidenz gibt, um mit Sicherheit sagen zu können, welche Methode für die Überwachung des Blutzuckerspiegels die beste ist. Weitere Forschung ist erforderlich, um herauszufinden, welche Überwachungsmethode das Komplikationsrisiko bei Frauen mit bestehendem Diabetes am wirksamsten senkt. Zudem sollte die Wirksamkeit der kontinuierlichen Blutzuckerüberwachung überprüft werden.
S. Ruckstuhl und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Deutschland