Lymphknotenbiopsie mit anschließender Lymphknotenentfernung bei lokal begrenztem Hautkrebs

Hintergrund

Melanome entstehen durch das unkontrollierbare Wachstum von Zellen in der Haut, die das Pigment Melanin herstellen. Sie sind die Hauptursache für Todesfälle durch Hautkrebs. Beim invasiven Melanom ist der Tumor in die Dermis (eine tiefe Hautschicht) eingedrungen.

Bei örtlich begrenztem invasivem Hautkrebs besteht die bevorzugte Behandlungsmethode in der vollständigen chirurgischen Entfernung des Tumors. Die meisten internationalen Richtlinien empfehlen in der Behandlung dieser Tumore auch eine Biopsie des Wächterlymphknotens (sentinel lymph node biopsy, SLNB).

Als Wächterlymphknoten wird der erste Lymphknoten bezeichnet, in dem sich Lymphe aus der Umgebung des ursprünglichen Tumors (Primärtumors) sammeln. Er ist damit theoretisch der erste Ort, an den Krebszellen streuen (metastasieren). Werden daher Tumorzellen in diesem Knoten entdeckt, kann dieser Umstand Vorhersagen darüber ermöglichen, inwieweit andere Lymphknoten an der Verbreitung der Krebserkrankung beteiligt sind und bei welchen Patienten eine komplette Entfernung dieser Lymphknoten (komplettierende Lymphknotendissektion) angebracht ist. Dieser Eingriff soll die weitere Verbreitung von Melanomzellen verhindern.

Fragestellung der Übersichtsarbeit

Verbessert die Lymphknotenbiopsie und anschließende Lymphknotenentfernung im Vergleich zur Beobachtung die Überlebenszeit für Patienten mit örtlich begrenztem Hautkrebs?

Studienmerkmale

Wir fanden eine veröffentlichte randomisierte kontrollierte Studie mit 2001 Teilnehmern mit lokal begrenztem Hautkrebs, bei denen der Primärtumor entfernt worden war und bei denen anschließend nach dem Zufallsprinzip entweder eine SLNB vorgenommen oder nur beobachtet wurde. Teilnehmer, deren Wächterlymphknoten positiv auf Krebszellen untersucht wurden, unterzogen sich einer komplettierenden Lymphknotendissektion. Bei den Teilnehmern in der Beobachtungsgruppe wurden die Lymphknoten nur entfernt, wenn die Erkrankung erneut ausbrach. Die Studie berichtete nicht über unseren wichtigsten Endpunkt (Gesamtüberleben), aber sie berichtete über unsere sekundären Endpunkte des erkrankungsspezifischen Überlebens (Zeit bis zum Tod durch Melanom), des erkrankungsfreien Überlebens (Zeit bis zum ersten Wiederauftreten des Melanoms an beliebiger Stelle) und des Wiederausbruchs der Erkrankung.

Hauptergebnisse

Über unseren primären Endpunkt Gesamtüberleben haben die Autoren der eingeschlossenen Studie nicht berichtet. Dieser Endpunkt konnte aber mit Daten im Anhang der Studie berechnet werden. Diese zeigten kein Vorteil einer SLNB für Patienten mit mitteldicken oder dicken Melanomen. Die eine eingeschlossene Studie zeigte ebenfalls keinen Unterschied im erkrankungsspezifischen Überleben für Teilnehmer, die entweder eine SLNB vornehmen ließen oder nur beobachtet wurden. Beim erkrankungsfreien Überleben erreichte die SLNB-Gruppe bessere Werte. Ein Wiederauftreten des Melanoms in einer entfernten Körperregion trat jedoch häufiger bei Teilnehmern in der SLNB-Gruppe auf als bei Teilnehmern in der Beobachtungsgruppe.

Qualität der Evidenz

Wir bewerteten die Qualität der Evidenz für diese Studie als niedrig für die oben erwähnten Endpunkte. Wie durch die Ergebnisse dieser einen eingeschlossenen Studie deutlich wird, gibt es derzeit keine eindeutige Evidenz dafür, dass eine SLNB mit anschließender komplettierender Lymphknotendissektion eine bessere Methode ist als Beobachtung, um das Gesamt- oder das melanomspezifische Überleben zu verbessern.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

Fr. Schmidt-Wussow, Koordination durch Cochrane Schweiz.

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