Warum ist dieser Review wichtig?
Viele Menschen leiden unter einer Panikstörung. Diese Störung kann allein oder zusammen mit einer Agoraphobie (Platzangst) auftreten. Bei Menschen mit Panikstörung kommt es zu wiederkehrenden Panikattacken. Während einer Panikattacke verspüren die Betroffenen das plötzliche Einsetzen intensiver Furcht sowie eine Reihe von körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Brustschmerzen, Schwitzen, Zittern, Schwindel, Hitzewallungen, Magenkrämpfe, Schwächezustände und Atemlosigkeit. Menschen mit Agoraphobie verspüren eine intensive Furcht davor, in Situationen eine Panikattacke zu bekommen, in denen ein Rückzug schwierig oder peinlich sein könnte. Diese Furcht führt häufig zur Vermeidung solcher Situationen.
Es gibt viele verschiedene Arten von Gesprächstherapien, mit denen die Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie behandelt wird. Es ist jedoch nicht eindeutig belegt, ob bestimmte Gesprächstherapien wirksamer als andere in der Behandlung der Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie sind. In diesem Review verglichen wir die Alltagswirksamkeit verschiedener Arten der Gesprächstherapie.
Zielgruppe des Reviews
Menschen mit Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie
Freunde und Familie von Menschen mit Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie
Allgemeinmediziner, Psychiater und Psychologen
Fachkräfte in der psychiatrischen Betreuung von Erwachsenen
Welche Fragen versucht dieser Review zu beantworten?
Sind einige der eingeschlossenen psychologischen Therapien wirksamer und besser verträglich als andere bei der raschen Verringerung von Panik-/Agoraphobie-Symptomen?
Können die eingeschlossenen psychologischen Therapien bessere Ergebnisse ein Jahr nach der Beendigung garantieren?
Welche Studien wurden in diesen Review eingeschlossen?
Wir durchsuchten die medizinischen Datenbanken bis zum 16. März 2015 nach allen Studien (insbesondere nach randomisierten kontrollierten Studien) zu Gesprächstherapien in der Behandlung der Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie. Um in den Review eingeschlossen zu werden, mussten die Studien mit Menschen durchgeführt worden sein, bei denen eine Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie eindeutig diagnostiziert worden war.
Wir schlossen 60 Studien in den Review ein. 54 der eingeschlossenen Studien (mit 3021 Teilnehmern) wurden in numerischen Analysen verwendet. Die Review-Autoren bewerteten die allgemeine Qualität der Studien als niedrig bis sehr niedrig.
Was besagt die Evidenz aus diesem Review?
Die Ergebnisse des Reviews zeigen, dass Gesprächstherapien allgemein wirksamer sind als keine Behandlung. Es gab keine klare Evidenz dafür, dass eine bestimmte Gesprächstherapie sich für die Behandlung der Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie bei Erwachsenen besser eignet als die anderen. Wir fanden jedoch Evidenz von niedriger Qualität, nach der kognitive Verhaltenstherapie (KVT), psychodynamische Therapie und supportive (stützende) Psychotherapie im Hinblick auf die kurzfristige Remission und den kurzfristigen Rückgang der Symptome anderen Gesprächstherapien überlegen waren. Die Ergebnisse zur supportiven Psychotherapie sollten jedoch wegen der geringen Menge an Evidenz zu dieser Behandlung mit Vorsicht interpretiert werden. Andererseits zeigte die psychodynamische Therapie neben der Evidenz zu ihrer Wirkung auch vielversprechende Ergebnisse im Hinblick auf die Verträglichkeit. Um zu beurteilen, wie gut die Teilnehmer die Gesprächstherapien vertrugen, bewerteten wir die kurzfristigen Abbruchraten. Es zeigte sich, dass es bei der psychodynamischen Therapie und bei der KVT der dritten Welle zu weniger Studienabbrüchen kam. Das deutet darauf hin, dass die Teilnehmer diese Therapien besser vertrugen als andere Therapien.
Was sollte als Nächstes passieren?
Es sind weitere hochwertige Forschungen erforderlich, um die Alltagswirksamkeit verschiedener Gesprächstherapien umfassend zu vergleichen. Insbesondere sind mehr neue Studien nötig, in denen die spezifischen Gesprächstherapien KVT, psychodynamische Therapie und supportive Psychotherapie in der Behandlung der Panikstörung mit oder ohne Agoraphobie verglichen werden.
S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.