Operative verglichen mit konservativen Maßnahmen zur Behandlung vorderer Kreuzbandrisse

Hintergrund

Risse des vorderen Kreuzbandes (VKB) am Knie sind eine häufige Verletzung junger, aktiver Menschen. Eine häufige Folge ist eine Instabilität des Knies, die das Risiko weiterer Verletzungen wie zum Beispiel der Menisken des Knies erhöht. Bei sportlich aktiven Menschen werden vordere Kreuzbandrisse häufig operativ behandelt. Die operative Behandlung besteht in der Regel aus einer VKB-Rekonstruktion, das heißt der Entfernung des gerissenen Bandes und seinem Ersatz durch ein Sehnentransplantat, das häufig einem anderen Teil (anderen Sehnen) des Knies des Patienten entnommen wird. Vordere Kreuzbandrisse werden auch mit konservativen (nicht-operativen) Maßnahmen behandelt. Diese bestehen in der Regel aus einem sich steigernden Rehabilitationsprogramm mit Übungen zur Verbesserung von Kraft und Gleichgewicht. Wir wollten die Wirkungen operativer verglichen mit konservativen Maßnahmen zur Behandlung von VKB-Verletzungen begutachten.

Rechercheergebnisse

Wir führten (bis 18. Januar 2016) eine systematische Literaturrecherche nach Studien zum Vergleich operativer mit konservativen Maßnahmen zur Behandlung von VKB-Verletzungen durch. Dieser Review ermittelte eine Studie mit 121 jungen, aktiven Erwachsenen mit einer innerhalb der vorausgegangenen vier Wochen erlittenen VKB-Verletzung. Die Studie verglich eine operative Behandlung (VKB-Rekonstruktion mit anschließender strukturierter Rehabilitation) mit einer konservativen Behandlung (alleinige strukturierte Rehabilitation).

Hauptergebnisse

Die Studie ergab keinen Unterschied zwischen der operativen und konservativen Behandlung in der von den Patienten selbst bewerteten Funktionsfähigkeit des Knies nach zwei bzw. fünf Jahren. Die Anzahl der Teilnehmer in den beiden Gruppen, bei denen jegliche Art schwerwiegender oder nicht schwerwiegender Komplikationen auftrat, wurde in der Studie nicht berichtet. Operationsbezogene Komplikationen beinhalteten jedoch drei Fälle von Transplantat-Rissen in der operativ behandelten Gruppe, und einige Patienten in der konservativen Gruppe hatten eine Knieinstabilität. Dreiundzwanzig der 59 Teilnehmer der konservativen Gruppe (39%) wurden innerhalb von zwei Jahren entweder mit einer VKB-Rekonstruktion oder einer Meniskus-Refixation (Rekonstruktion) behandelt und 30 Teilnehmer (51%) wurden innerhalb von fünf Jahren operiert. Die Studie erbrachte Evidenz (wissenschaftlicher Beleg) niedriger Qualität für eine vergleichbare Anzahl wegen Meniskusverletzungen operierter Teilnehmer in beiden Gruppen nach fünf Jahren. Die Studie erbrachte zudem Evidenz sehr niedriger Qualität für eine höhere Anzahl von Teilnehmern mit Knieschäden in der operativen Gruppe, was bedeuten könnte, dass diese von einem höheren Risiko für die Entwicklung einer Arthrose betroffen waren.

Qualität der Evidenz

Die Qualität der Evidenz war durch die Verfügbarkeit der Daten nur einer Studie eingeschränkt. Die Studie wies zudem ein hohes Verzerrungsrisiko (Risiko der Verfälschung der Ergebnisse) auf, weil die Behandler (Ärzte, Therapeuten) und Teilnehmer gegenüber der Behandlung nicht verblindet waren (das heißt wussten, welche der beiden Behandlungen sie anwandten bzw. erhielten). Insgesamt war die Qualität der Evidenz niedrig, was bedeutet, dass die Studienergebnisse als unsicher zu betrachten sind.

Schlussfolgerungen

Wir fanden keinen Unterschied zwischen der operativen und konservativen Behandlung akuter VKB-Verletzungen bei jungen, aktiven Erwachsenen in der von den Patienten selbst bewerteten Funktionsfähigkeit des Knies nach zwei und fünf Jahren. Viele Teilnehmer mit VKB-Riss hatten jedoch nach der strukturierten Rehabilitation Knieinstabilitäten und entschieden sich später für eine Operation.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Braun, T. Bossmann, Koordination durch Cochrane Schweiz

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