Hintergrund
Ein Eisenmangel, wenn dem Körper nicht ausreichende Mengen des Mineralstoffs Eisen zur Verfügung stehen, ist ein häufiger, ernährungsbedingter Mangel. Der Körper verwendet Eisen, um Hämoglobin herzustellen, ein Protein in den roten Blutkörperchen, das ihnen ermöglicht Sauerstoff durch den Körper zu transportieren. Während Eisenmangel meist mit einem niedrigen Hämoglobinspiegel im Blut (Anämie) in Verbindung steht, kann auch früher oder nicht-anämischer Eisenmangel zu Symptomen wie Müdigkeit und Energielosigkeit führen. Nicht-anämischer Eisenmangel wird häufig mit oralem Eisen behandelt, d.h. Medikamente, die über den Mund aufgenommen werden, wie z.B. Eisentabletten. Allerdings verursacht orales Eisen wahrscheinlich Nebenwirkungen, ist nicht wirksam bei bestimmten Formen von Eisenmangel und braucht Zeit, bis es vollständig wirkt. Darüber hinaus sind neuere Eisenpräparate, wie intravenöses Eisen, stabiler, haben weniger Nebenwirkungen und den größten Nutzen in einer kürzeren Zeit.
Ziel des Reviews
Überprüfung der Evidenz aus randomisierten kontrollierten Studien (bei denen Menschen zufällig einer Behandlung zugewiesen werden) zur Sicherheit und zu den Wirkungen von intravenösem Eisen bei der Behandlung von frühem oder nicht-anämischem Eisenmangel.
Studienmerkmale
Wir fanden 11 Studien mit 1074 Teilnehmern. In diese Studien wurde ein breites Spektrum von Menschen eingeschlossen, darunter Menschen mit Herzinsuffizienz, Spitzensportler, Menschen mit Restless-Legs-Syndrom und ansonsten fitte und gesunde Frauen. Wir schlossen Studien aus, die Kinder, schwangere Frauen und Menschen unter Behandlung mit Erythropoetin (ein Hormon, das die Herstellung von roten Blutkörperchen fördert) betrachteten.
Hauptergebnisse
Intravenöses Eisen könnte zu einem kleinen Anstieg des Hämoglobinspiegels im Blut führen. Ebenso untersuchten wir die Wirkung von intravenösem Eisen auf die Lebensqualität, Serum-Ferritin (im Körper gespeichertes Eisen), körperliche Leistungsfähigkeit und mildere Nebenwirkungen der Eisenverabreichung. Allerdings waren wir nicht in der Lage zu bestimmen, ob intravenöses Eisen für diese Endpunkte von Nutzen war. Dies liegt daran, dass zwischen den Studien viele Unterschiede bezüglich den untersuchten Teilnehmern, der verwendeten Definition von Eisenmangel, der Form der verordneten intravenösen Eisenverabreichung und der Studiendauer bestanden. Wir versuchten auch, Daten zu schwerwiegenden Nebenwirkungen und bakterieller Infektion nach Eiseninfusionen zu sammeln, fanden aber keine Studien, die dies erfolgreich maßen.
Vertrauenswürdigkeit der Evidenz
Aufgrund der vielen Unterschiede zwischen den relativ wenigen eingeschlossenen Studien in diesem Reviews sind wir bezüglich der Wirkung von intravenösem Eisen bei nicht-anämischem Eisenmangel unsicher, bis auf die Aussage, dass es einen Anstieg in der Hämoglobinkonzentration bewirken könnte. Außerdem wurde der Hämoglobinspiegel der in diesen Review eingeschlossenen Personen vor Beginn ihrer Behandlung als ‚normal‘ angesehen. Daher ist nicht nur der Anstieg eher gering, auch war der Hämoglobinspiegel zu Beginn laut aktuellen Leitlinien ausreichend und Patienten könnten eine Verbesserung der Symptome gar nicht bemerken. Wir behaupten nicht, dass intravenöses Eisen keinen Nutzen für Erwachsene mit nicht-anämischem Eisenmangel bringt, eher, dass die aktuelle Qualität der Evidenz nicht gut genug ist, um sich den Auswirkungen dieser Medikamente sicher zu sein.
Schlussfolgerungen
Insgesamt ist die Evidenz zu intravenösem Eisen zur Behandlung von nicht-anämischem Eisenmangel von niedriger oder sehr niedriger Qualität. Während intravenöses Eisen einen kleinen Anstieg der Hämoglobinkonzentration von einem bereits normalen Spiegel bewirken könnte, sind wir unsicher über seine Auswirkungen auf andere Endpunkte, die wir im Zuge dieses Reviews untersuchten. Weitere Forschung, die die Wirkungen von intravenösem Eisen zur Behandlung von Erwachsenen mit nicht-anämischem Eisenmangel untersucht, ist nötig, um diese Forschungsfrage zu beantworten.
Die Evidenz ist auf dem Stand von Oktober 2019.
A. Wenzel, freigegeben durch Cochrane Deutschland