Worum geht es?
Verbessert die Vermessung des mütterlichen Beckens (Pelvimetrie) Endpunkte für Kind und Mutter? Bei der Pelvimetrie könnte erkannt werden, ob der Kopf des Kindes zu groß für das Becken der Mutter ist. In diesem Fall könnte ein geplanter Kaiserschnitt den Geburtsausgang verbessern. Zu den Formen der Pelvimetrie gehören die radiologische Pelvimetrie (Röntgen, Computertomografie (CT) oder Magnetresonanztomografie (MRT)) und eine klinische Untersuchung der Schwangeren. Wir wollten alle Studien einschließen, in denen der Einsatz klinischer oder radiologischer Pelvimetrie (Röntgen, CT oder MRT) mit keiner Pelvimetrie oder verschiedene Arten der Pelvimetrie untereinander verglichen wurden.
Warum ist das wichtig?
Manchmal gibt es bei normaler Wehentätigkeit keine Fortschritte im Geburtsprozess, weil der Kopf des Kindes zu groß oder das Becken der Mutter zu klein ist und das Kind daher nicht durchtreten kann. Dieser Zustand wird als „Kopf-Becken-Missverhältnis“ oder „Geburtsstillstand“ bezeichnet und kann zu einem Notkaiserschnitt mit möglichen Risiken für Mutter und Kind führen. Falls eine Schwangere oder ihre Betreuungsperson besorgt ist, dass ein Missverhältnis bestehen könnte, kann vor oder während der Wehen eine Pelvimetrie durchgeführt werden. Sie kann durch klinische Untersuchung, Röntgen, CT oder MRT erfolgen. Dabei werden der Durchmesser des Beckens und des kindlichen Kopfes vermessen. Die Durchführung einer Pelvimetrie hat jedoch auch Auswirkungen: Die klinische Untersuchung kann für die Mutter sehr unangenehm sein, Röntgen- und CT-Bildgebung könnten für das Kind schädlich sein und eine MRT-Untersuchung ist sehr teuer. Alle Techniken müssen mit höchster Sorgfalt von erfahrenem und qualifiziertem Personal durchgeführt werden, um von echtem Wert zu sein.
Wenn wir das Missverhältnis vor der Geburt mithilfe der Pelvimetrie präzise diagnostizieren könnten, würden wir möglicherweise die Notwendigkeit eines Notkaiserschnitts verringern und einen solchen Eingriff im Voraus planen können, was zu besseren Endpunkten beim Kind und weniger Komplikationen bei der Mutter führt.
Welche Evidenz haben wir gefunden?
Wir suchten am 30. November 2016 nach Evidenz und fanden fünf Studien mit insgesamt 1159 Schwangeren. In allen fünf Studien wurde die Röntgenpelvimetrie mit der Pelvimetrie ohne Röntgenstrahlen verglichen.
Bei den Frauen, an denen eine Röntgenpelvimetrie vorgenommen wurde, bestand eine höhere Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt (Evidenz von niedriger Qualität). Wir fanden keinen Unterschied zwischen den Gruppen bei der Anzahl der Kindern, die starben (Evidenz von sehr niedriger Qualität), unter den Wehen nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wurden oder auf Neugeborenenintensivstationen verlegt wurden (Evidenz von sehr niedriger Qualität). Bei den Müttern gab es keinen Unterschied in der Anzahl der Frauen mit Wundsepsis, erhaltenen Bluttransfusionen oder Frauen, deren Kaiserschnittnarbe zu zerfallen begann (alles Evidenz von sehr niedriger Qualität). Von Apgar-Werten unter sieben fünf Minuten nach der Geburt wurde in keiner Studie berichtet.
Was bedeutet das?
Es gibt zu wenig Evidenz (und der Großteil davon ist von niedriger Qualität), um zu zeigen, ob die Vermessung der mütterlichen Beckengröße (Pelvimetrie) nützlich und unbedenklich ist, wenn sich das Kind in Schädellage befindet. Die Anzahl der Frauen, bei denen ein Kaiserschnitt vorgenommen wurde, erhöhte sich nach einer Röntgenpelvimetrie, aber es gab keine ausreichende Evidenz von guter Qualität, um zu zeigen, ob die Pelvimetrie die Endpunkte beim Kind verbessert. Weitere Forschungsarbeiten sind erforderlich.
S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Deutschland