Proteinzusätze zur Muttermilch, um das Wachstum von Frühgeborenen zu fördern

Fragestellung des Reviews

Wir fassten die Evidenz zusammen, um zu erfahren, ob die Zugabe von zusätzlichen Proteinen zur Muttermilch im Vergleich zu keinen zugesetzten Proteinen, Wachstum, Körperfett, Fettleibigkeit, Herzprobleme, hohen Blutzucker und die Gehirnentwicklung von Frühgeborenen ohne signifikante Nebenwirkungen verbessert.

Hintergrund

Eine unzureichende Proteinzufuhr in den frühen Lebensphasen des Frühgeborenen kann zu Wachstumsproblemen und einer schlechten Entwicklung führen. Frühgeborene Babys benötigen mehr Proteine, als vollentwickelte Babys. Muttermilch hat zahlreiche Nutzen für frühgeborene Babys (vor der 37. Schwangerschaftswoche geboren), aber ihr Proteingehalt ist unterschiedlich und deckt möglicherweise nicht den Nährstoffbedarf des schnell wachsenden Frühgeborenen. Um ihren höheren Proteinbedarf zu decken und eine optimale Gesundheit und eine langfristig gute Entwicklung zu fördern, können der abgepumpten Muttermilch für Frühgeborene daher zusätzliche Proteine in Form eines Anreicherungsmittels zugesetzt werden.

Studienmerkmale

Wir fanden sechs randomisierte Studien (Studien, in denen jedes Kind die gleiche Chance hatte, eine der beiden Behandlungen zu erhalten), an denen 204 Frühgeborene beteiligt waren. Die Suche ist auf dem Stand von August 2019.

Hauptergebnisse

Evidenz von niedriger Qualität zeigte, dass das Hinzufügen von zusätzlichen Proteinen zur Muttermilch die kurzfristige Gewichtszunahme (fünf Studien), die Körpergröße (vier Studien) und das Kopfwachstum (vier Studien) erhöhte. Evidenz von niedriger Qualität aus einer Studie zeigte keinen klaren Unterschied in der Wachstumsrate der Hautfaltendicke (Maß für das Fett unter der Haut) zwischen der supplementierten und der nicht supplementierten Gruppe. Evidenz von sehr niedriger Qualität aus einer Studie berichtete, dass Säuglinge, die zusätzliche Proteine erhielten, länger im Krankenhaus blieben. Evidenz von sehr niedriger Qualität aus vier Studien beobachtete höhere Harnstoff- und Sickstoffkonzentrationen (Maß für die Nierenfunktion und den Proteinabbau) im Blut dieser Säuglinge, verglichen mit denen, die keine zusätzlichen Proteine erhielten. Evidenz von sehr niedriger Qualität aus einer Studie deutete darauf hin, dass die Zugabe von zusätzlichem Protein zur abgepumpten Muttermilch das Risiko einer nekrotisierenden Enterokolitis (Darmentzündung) oder einer Nahrungsmittelintoleranz nicht eindeutig erhöht oder die Serumalbumin-Konzentration (ein Maß für den Proteingehalt im Blut) nicht eindeutig verändert. Es waren keine Daten zu den Wirkungen der Zugabe von zusätzlichem Protein zur Muttermilch auf das langfristige Wachstum, Körperfett, Fettleibigkeit, hohen Blutzucker oder die Gehirnentwicklung verfügbar.

Schlussfolgerungen

Die Zugabe von zusätzlichem Protein zur Muttermilch für Frühgeborene kann das kurzfristige Wachstum steigern. Die Wirkung auf die Dauer des Krankenhausaufenthalts, Nahrungsmittelverträglichkeit und nekrotisierende Enterokolitis ist jedoch aufgrund von Limitationen der Daten und sehr niedriger Qualität der Evidenz unsicher. Es gab keine Daten über die Auswirkungen auf die spätere Gesundheit und Entwicklung oder zur Wirkung in ressourcenarmen Umgebungen.

Da die Proteinsupplementierung von Humanmilch heute in der Regel als Bestandteil von Multinährstoffanreicherungen erfolgt, sollten zukünftige Studien verschiedene Proteinmengen in diesen Anreicherungen mit mehreren Nährstoffen vergleichen. Sie sollten auch darauf ausgelegt sein, die Auswirkungen auf die Dauer des Krankenhausaufenthalts, die Sicherheit, das Langzeitwachstum, Körperfett, Fettleibigkeit, hohen Blutzucker und die Gehirnentwicklung zu bestimmen.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Davia, freigegeben durch Cochrane Deutschland

Tools
Information

Cochrane Kompakt ist ein Gemeinschaftsprojekt von Cochrane Schweiz, Cochrane Deutschland und Cochrane Österreich. Wir danken unseren Sponsoren und Unterstützern. Eine Übersicht finden Sie hier.