Hintergrund
Drogenabhängigkeit ist ein langfristiges Problem, verursacht durch einen unkontrollierbaren Zwang, Drogen zu suchen. Es ist ein ernstes und wachsendes Problem. Daher ist es wichtig, zunächst die Anzahl der jungen Menschen, die zum ersten Mal Drogen konsumieren, zu reduzieren. Somit könnte der Übergang von der experimentellen Nutzung zur Sucht verhindert werden. Schulen bieten oft den systematischsten und effizientesten Weg, Jugendliche zu erreichen.
Schulprogramme sind in vier Hauptgruppen kategorisiert:
1. Wissensorientierte Lehrpläne (Kurse) geben Auskunft über Drogen, in der Annahme, dass allein Informationen zu Verhaltensänderungen führen.
2. Sozialkompetenz-Programme basieren auf der Überzeugung, dass Kinder den Drogenkonsum durch Vorbilder, Nachahmung und Verstärkung erlernen. Die positive Wahrnehmung gegenüber Drogen sowie Einstellungen und Fähigkeiten des Kindes haben ebenfalls einen Einfluss. Diese Programme verwenden Unterricht, Darstellungen, Übung, Feedback und Bestätigungen, etc. Sie lehren allgemeines Selbstmanagement von persönlichen und sozialen Kompetenzen wie Zielsetzung, Problemlösung und Entscheidungsfindung sowie kognitive Fähigkeiten, um Medien und zwischenmenschlichen Einflüssen zu widerstehen, das Selbstwertgefühl zu verbessern, Stress und Angst zu bewältigen, das Durchsetzungsvermögen zu erhöhen und mit Anderen zu interagieren.
3. Soziale Normansätze verwenden normative Verfahren und Training zur Widerstandsfähigkeit gegen Drogen. Dazu gehört die Korrektur der Überschätzung der Drogenkonsumrate von Erwachsenen und Jugendlichen bei Jugendlichen, das Erkennen von Hochrisikosituationen, die Sensibilisierung für den Einfluss von Medien, Familie und Gleichaltrigen sowie das Lehren und Trainieren von Widerstandsfähigkeiten.
4. Kombinierte Verfahren stützen sich auf Wissensorientierung, Sozialkompetenz und soziale Einflussansätze.
Fragestellung des Reviews
Wir überprüften bei Primar- und Sekundarschülern die Evidenz über die Wirkung von schulischen Präventionsmaßnahmen zur Reduktion des Drogenkonsums, zur Verminderung der Absicht Drogen zu nehmen und zur Steigerung des Wissens über Schäden von Drogen.
Studienmerkmale
Wir fanden insgesamt 51 Studien (73 Berichte) mit 127.146 Teilnehmern. 27 Studien verglichen 28 Programme mit Sozialkompetenz-Ansatz gegenüber üblichen Lehrplänen, acht Studien verglichen einen Sozialeinfluss-Ansatz gegenüber üblichen Lehrplänen, sieben Studien verglichen einen kombinierten Ansatz gegenüber üblichen Lehrplänen, zwei Studien verglichen ein Wissens-basiertes Programm gegenüber üblichen Lehrplänen, vier Studien verglichen andere Ansätze gegenüber üblichen Lehrplänen, sieben Studien beurteilten 11 verschiedene Vergleiche. Sie wurden vor allem mit Sechst- und Siebtklässlern durchgeführt (12 bis 13 Jahre). Die meisten Studien wurden in den USA durchgeführt. Die Interventionen waren hauptsächlich interaktiv und fünf von ihnen dauerten ein Schuljahr, 18 dauerten mehr als ein Schuljahr und 29 dauerten weniger als ein Schuljahr. In allen anderen Fällen war die Dauer nicht klar definiert. Die Dauer der Nachbeobachtung reichte vom Ende der Intervention bis zu 10 Jahre danach.
Hauptergebnisse
Programme, die auf sozialer Kompetenz basieren, waren am häufigsten vertreten und zeigten im Vergleich zu den üblichen Lehrplänen eine ähnliche Tendenz, den Drogenkonsum und die Absicht dazu zu reduzieren sowie das Wissen über Drogen zu verbessern. Die Auswirkungen waren jedoch selten statistisch signifikant. Programme, basierend auf sozialen Einfluss, zeigten schwache Auswirkungen, die nur sehr selten signifikant waren. Programme, basierend auf einer Kombination von Sozialkompetenz und sozialem Einfluss, schienen bessere Ergebnisse als Interventionen aus anderen Kategorien zu haben. Sie zeigten eine Wirkung gegen den Gebrauch von Marihuana über längere Nachbeobachtungszeiten und gegen jeglichen Drogenkonsum. Wissensbasierte Interventionen zeigten keine Unterschiede in den Endpunkten, abgesehen von einer Verbesserung des Wissens der Programmteilnehmer.
Qualität der Evidenz
Die Qualität der Evidenz war für einige Ergebnisse und Vergleiche moderat oder hoch. Die meisten Studien berichteten nicht ausreichend über die Art und Weise, in der die Studie durchgeführt wurde. Außerdem berichteten viele Studien ihre Ergebnisse in einer Weise, die keine statistische Zusammenfassung ermöglicht.
Die Evidenz ist auf dem Stand vom September 2013.
D. Chassot, Koordination durch Cochrane Schweiz.