Untersuchungen des Fruchtwassers und des Plazentagewebes in der vorgeburtlichen Diagnostik

Worum geht es?

Viele Frauen möchten Gewissheit darüber haben, ob ihr ungeborenes Kind gesund ist. Die am häufigsten durchgeführte Untersuchung ist die Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) im zweiten Drittel (Trimester) der Schwangerschaft (Zweit-Trimester-Amniozentese), die um die 16. Schwangerschaftswoche herum durchgeführt wird. Dabei wird eine Nadel durch die Bauchdecke in die Gebärmutter eingeführt, um eine Fruchtwasserprobe zu entnehmen. Eine Früh-Amniozentese kann vor der 15. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Bei der Chorionzottenbiopsie wird mit einer Nadel eine Probe des Plazentagewebes entnommen. Die Nadel kann dabei entweder durch die Bauchdecke (transabdominal) oder über die Scheide durch den Gebärmutterhals (transzervikal) eingeführt werden.

Warum ist das wichtig?

Es ist wichtig, dass Untersuchungen, die auf ein hohes Risiko hinweisen (Screening-Untersuchungen) und Untersuchungen, die für eine Diagnosestellung durchgeführt werden (Diagnose-Untersuchungen) möglichst sicher und genau sind. Es ist ebenfalls wichtig, dass Diagnose-Untersuchungen früh genug durchgeführt werden können, um Eltern die Wahl eines frühen Schwangerschaftsabbruchs zu ermöglichen.

Welche Evidenz fanden wir?

Wir suchten am 3. März 2017 nach Evidenz. Wir schlossen 16 randomisierte kontrollierte Studien mit insgesamt 33.555 Frauen in den Review ein. Das Gesamt-Risiko für Bias war niedrig, mit Evidenz von sehr niedriger bis hoher Qualität, die die ermittelten Ergebnisse stützt. Eine Studie mit 4606 Frauen ergab, dass das Risiko von spontanen Fehlgeburten bzw. Schwangerschaftsverlusten bei einer Zweit-Trimester-Amniozentese erhöht war, jedoch bleibt die Ergebnisschätzung sehr ungenau; sie reicht von 0 % und 2 %.

Die Früh-Amniozentese war nicht so sicher wie die Zweit-Trimester-Amniozentese, da sie mit einer erhöhten Anzahl von Schwangerschaftsverlusten und spontanen Fehlgeburten einherging. Zudem kam es zu einem höheren Auftreten von Anomalien, insbesondere fehlgebildeten Füßen bzw. Klumpfüßen (Talipes).

Evidenz von niedriger Qualität erbrachte keinen klaren Unterschied in den Schwangerschaftsverlusten oder spontanen Fehlgeburten nach einer transabdominalen Chorionzottenbiopsie oder Zweit-Trimester-Amniozentese. Im Vergleich zu einer Zweit-Trimester-Amniozentese erhöht die transzervikale Chorionzottenbiopsie möglicherweise das Gesamt-Risiko für einen Schwangerschaftsverlust; hauptsächlich, weil sie zu mehr spontanen Fehlgeburten führt. Medizinisches Fachpersonal fand die transzervikale Chorionzotten-Biopsie möglicherweise schwieriger durchzuführen als die transabdominale Chorionzotten-Biopsie, da es mehr Fehlversuche bei der Entnahme der Proben und mehr Wiederholungen der Untersuchung gab.

Was bedeutet dies?

Evidenz von hoher Qualität stützt die Zweit-Trimester-Amniozentese als das Verfahren der ersten Wahl für die Untersuchung ab der 15. Schwangerschaftswoche. Je nachdem, welcher Endpunkt von Interesse ist, deutet Evidenz von niedriger bis moderater Qualität darauf hin, dass, wenn eine Untersuchung vor der 15. Schwangerschaftswoche erforderlich ist, die transabdominale Chorionzottenbiopsie als Verfahren der ersten Wahl betrachtet werden könnte.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Jeckelmann und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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