Fragestellung
Beugt eine ballaststoffreiche Ernährung dem Wiederauftreten von präkanzerösen Darmpolypen und Darmkrebs bei Teilnehmern mit einer Vorgeschichte mit Polypen vor, bei denen die Polypen entfernt wurden, sodass zu Beginn der Intervention ein Dickdarm ohne Polypen vorlag.
Hintergrund
Darmkrebs (kolorektale Karzinome) sind weltweit stark verbreitet, treten jedoch vor allem in Industrieländern besonders häufig auf. Genetische Veranlagung, Ernährung und Lebensstil scheinen bei der Entwicklung von Darmkrebs eine bedeutende Rolle zu spielen. Viele Gesellschaften mit niedrigen Darmkrebsraten zeichnen sich durch eine ballaststoffreiche Ernährung aus. Eine ballaststoffreichere Ernährung könnte daher in Industriestaaten ein Mittel zur Senkung der Darmkrebsrate darstellen.
Suchdatum
Die Evidenz ist auf dem Stand vom 4. April 2016.
Studienmerkmale
Sieben Studien erfüllten die Einschlusskriterien. Jedoch enthielten nur fünf Studien mit 4.798 Teilnehmern Daten für diesen Review. Das Durchschnittsalter der Teilnehmer betrug zwischen 56 und 66 Jahren. Die Teilnehmer wiesen alle eine Vorgeschichte mit Adenomen (gutartigen Geschwulsten) auf. Damit der Dickdarm zu Beginn der Behandlung keine Polypen aufwies, wurde bei ihnen mindestens ein Eingriff zu deren Entfernung vorgenommen. Zu den Interventionen der eingeschlossenen Studien gehörten Weizenkleie, Flohsamenschalen oder eine umfassende Ernährungsintervention mit sehr ballaststoffreicher Vollwertkost, die allein oder in Kombination angewendet wurde. Diese Interventionen wurde mit einer ballaststoffarmen Ernährung (2 bis 3 g pro Tag), einem Placebo oder einer normalen Kost verglichen.
Hauptergebnisse
Dieser Review stellte fest, dass eine ballaststoffreichere westliche Ernährung über einen Zeitraum von zwei bis acht Jahren das Risiko für Darmkrebs nicht senkte. Paradoxerweise wiesen die Teilnehmer mit der ballaststoffreichen Kost nach vier Jahren im Vergleich zur Kontrollgruppe eine höhere Rate an Darmkrebs auf, mit einem absoluten Anstieg des Risikos von einem Prozent.
Qualität der Evidenz
Die Qualität der Evidenz war niedrig. Das hohe Risiko für Bias in den eingeschlossenen Studien, die geringe Anzahl an Teilnehmern, die große Anzahl fehlender Daten und die Verwendung indirekter Messungen führte dazu, dass wir die Ergebnisse dieses Reviews als wenig Verlässlich erachteten.
B. Fiess, freigegeben durch Cochrane Deutschland.