Die Anwendung der Chemotherapie bei Patienten mit Brustkrebs im Frühstadium zeigt eine verbesserte Überlebensrate. Traditionell wird diese Therapie durchgeführt, wenn der Patient sich einer Operation unterzogen hat. Seit den frühen 1980er Jahren hat das Interesse an einer vor der Operation durchgeführten Chemotherapie zugenommen (sogenannte präoperative oder neo-adjuvante [vor operative, unterstützende] Chemotherapie), basierend auf guten Ergebnissen bei Patienten mit lokal-fortgeschrittener Erkrankung (Tumor, der größer als 5cm ist und/oder sich auf umliegendes Gewebe oder Lymphknoten oder beides ausgebreitet hat). Das Rational für eine präoperative Chemotherapie ist, dass ein früher Einsatz einer systemischen Behandlung (Behandlung, die den ganzen Körper betrifft) zur Größenabnahme des Tumors führt, und es somit ermöglicht, mehr brusterhaltende Operationen durchzuführen. Für diese Übersichtsarbeit untersuchten wir die Wirkung des zeitlichen Unterschiedes bei der Chemotherapie-Behandlung bei Patienten im frühen Stadium oder operabler Erkrankung.
Diese Übersichtsarbeit identifizierte 14 randomisierte kontrollierte Studien mit 5.500 Frauen zu dieser Fragestellung. Die Analysen ergaben keinen Unterschied im Gesamtüberleben und dem krankheitsfreien Überleben für Frauen, die entweder präoperative oder postoperative Chemotherapie erhielten. Die präoperative Behandlung machte mehr brusterhaltende Operationen möglich durch eine Verkleinerung des Tumors vor einem chirurgischen Eingriff (relatives Risiko 0.82; 95% Konfidenzintervall, 0.76 bis 0.89). Allerdings führt dies auch zu einer Zunahme der Rate von loco-regionalen Rezidiven (Wiederauftreten im gleichen Gebiet) (Hazard Ratio 1.12; 95% Konfidenzintervall, 0.92 bis 1.37). Präoperative Chemotherapie bietet die Möglichkeit für eine Überwachung des Tumoransprechens und eine entsprechende Therapieänderung der Therapie, sobald der Tumor resistent gegen die Primärtherapie scheint. Unerwünschte Nebenwirkungen, die nur in der Hälfte der Studien berichtet wurden, waren weniger bei Frauen, die die präoperative Chemotherapie erhielten. Obwohl postoperative (nach der Operation auftretende) Komplikationen, Übelkeit und Erbrechen, und Alopezie (Haarausfall) gleichhäufig waren, waren Ereignisse von Kardiotoxizität (die Schädigung von Herzmuskelzellen durch bestimmte Substanzen) weniger wahrscheinlich bei Frauen, die präoperative Chemotherapie erhielten (relatives Risiko 0.74; 95% Konfidenzintervall 0.53 bis 1.04). Auch eine schwere Infektion (analysiert bei 2799 Frauen) trat bei Frauen, die eine präoperative Chemotherapie erhielten, weniger wahrscheinlich auf (relatives Risiko 0.69; 95% Konfidenzintervall 0.56 bis 0.84).
N. Grede, Koordination durch Cochrane Schweiz