Reviewfrage
Wir untersuchten, ob psychostimulative Substitution eine sichere und wirksame Behandlung für Patienten mit Kokainabhängigkeit ist.
Hintergrund
Kokainabhängigkeit ist eine häufige Erkrankung für den keine medikamentöse Behandlung zugelassen ist. In der Substitutionstherapie wird die missbrauchte Droge, welche oftmals illegal ist und mehrmals täglich eingenommen wird, durch eine legale, oral eingenommene Droge mit länger anhaltender Wirkung ersetzt. Die Wirkung einer Substitutionsdroge muss ähnlich der missbrauchten Droge sein, jedoch mit einem geringeren Abhängigkeitspotential. Dies soll den Patienten helfen, drogenabstinent zu werden und die medizinische und psychologische Unterstützung einzuhalten. Diese Strategie kann die Abstinenzrate bei Patienten mit Heroin- oder Tabakabhängigkeit erhöhen. In diesem Review untersuchten wir, ob psychostimulative Substitution mit Medikamenten, die eine psychostimulative Wirkung haben, bei Personen mit Kokainabhängigkeit wirksam sind.
Datum der Suche: Die Evidenz ist auf dem Stand vom 15. Februar 2016.
Eigenschaften der Studien und Teilnehmer
Wir untersuchten die Evidenz zur Wirkung von Psychostimulanzien auf die Kokainabstinenz, die Sicherheit und die Beibehaltung der Behandlung bei Patienten mit Kokainabhängigkeit. Wir fanden 26 Studien mit 2366 Patienten. Sie untersuchten die Wirkung von Psychosimulanzien gegenüber Placebo bei Kokainmissbrauch oder -abhängigkeit. Die meisten Teilnehmer waren Männer (75%) mittleren Alters (Durchschnittsalter 39,6 Jahre). Rund die Hälfte (47,6%) waren Afro-Amerikaner und 39,3% waren weiß. Die gängigste Art Kokain zu konsumieren war es zu rauchen. Alle Studien, außer zwei, fanden in den USA statt. Sie untersuchten die Wirkung von neun Medikamenten mit psychostimulativer Wirkung: Burpropion, Dexamphetamin, Lisdexamfetamin, Methylphenidat, Modafinil, Mazindol, Methamphetamin, gemischte Amphetaminsalze und Selegilin. Alle klinischen Studien boten Psychotherapie an. Die Studiendauer lag zwischen 6 und 24 Wochen.
Hauptergebnisse
Forscher vergleichen die Kokainabstinenz (Bestimmung durch Urinanalysen) zwischen Teilnehmern der Interventionsgruppe und Teilnehmern der Placebogruppe. Auch wenn einige Analysen eine höhere Kokainabstinenz bei Teilnehmern mit Psychostimulanzien fanden, als bei denen mit Placebo, sind wir uns aufgrund der geringen Qualität der Evidenz nicht sicher, ob Psychostimulanzien den Kokaingebrauch unter den Teilnehmern, die weiterhin Kokain einnahmen, verringern oder ob es die Zahl der Personen erhöht, die clean bleiben.
Wir betrachteten zudem die Wirkung der untersuchten Intervention auf die Behandlungseinhaltung. Dieser Endpunkt ist wichtig, weil ein Absetzen der Behandlung und das Fernbleiben von angesetzten Besuchen auf einen Rückfall zur Kokaineinnahme hinweisen können. Psychostimulanzien machen im Vergleich zu Placebo wahrscheinlich kleine oder keine Unterschiede (moderate Qualität der Evidenz).
Psychostimulanzien scheinen gut verträglich und werden nicht mit ernsten unerwünschten Ereignissen assoziiert. Außerdem zeigen Psychostimulanzien mehr günstige Endpunkte für manche Patientengruppen, wie Methadon-beibehaltende, dual Heroin-Kokain Abhängige, für die es positive Ergebnisse sowohl für die Kokain- als auch Heroinverwendung gab.
Qualität der Evidenz
Keine der Studien war frei von einem Risiko für Bias. Wir bewerteten die Qualität der Evidenz als sehr niedrig für den Endpunkt der Kokaineinnahme und der dauerhaften Abstinenz, aber als moderat für die Beibehaltung der Behandlung.
Forscher der Universität führten alle Studien mithilfe öffentlicher Finanzierung durch, obwohl acht von ihnen zusätzlich private Finanzierung hatten.
Schlussfolgerung
Die Wirksamkeit von Psychostimulanzien bei Kokainabhängigkeit ist nicht vollständig geklärt. Jedoch scheint diese Behandlung vielversprechend und verdient weiterer Forschung.
I. Nolle, freigegeben durch Cochrane Deutschland.