Fragestellung: Wir haben die Evidenz zur Wirkung von schulischen Kurzinterventionen auf Drogenkonsum und Problem-Verhalten im Zusammenhang mit Drogen unter Jugendlichen erfasst. Wir fanden sechs Studien.
Hintergrund: Es ist bekannt, dass Jugendliche weltweit sowohl legale als auch illegale Drogen konsumieren, was zu weiteren Problemen führen kann. Die hohen Raten an Drogenkonsum sind beunruhigend, da ein früher Einstieg in den Drogenkonsum ein hoher Risikofaktor für konsumbedingte Störungen im späteren Leben ist, und Alkohol und illegale Drogen wurden bei jungen Menschen von 10 bis 24 Jahren mit verlorenen Lebensjahren aufgrund von Behinderungen assoziiert.
Wir wollten wissen ob schulische Kurzinterventionen eine Wirkung auf Drogenmissbrauch bei Jugendlichen haben. Kurzinterventionen sind kurze Gesprächsprogramme, die darauf abzielen den Drogenkonsum zu reduzieren oder zu beenden. Dieser Review ist die Aktualisierung eines Reviews, der 2014 veröffentlicht wurde.
Datum der Suche: Die Evidenz ist auf dem Stand von Februar 2015.
Studienmerkmale: Wir haben sechs Studien mit insgesamt 1176 Jugendlichen in diesen Review eingeschlossen. Das durchschnittliche Alter der Jugendlichen lag bei 16,9 Jahren. Wir waren interessiert an Studien mit kurzer, mittel- und langfristiger Nachbeobachtung, um zu ermitteln ob die Kurzintervention wirksam ist. Die Studien verglichen Kurzinterventionen hauptsächlich mit zwei Arten von Vergleichs- oder Kontrollgruppen: 1) eine Gruppe, die nur Informationsversorgung erhielt (allgemeine Materialien zur Gesundheitsförderung und Informationen zur Schadensminderung) und 2) eine Gruppe, die nur einer Begutachtung unterzogen wurde, bei der die Jugendlichen keine Maßnahmen erhielten, aber ihren Drogenkonsum und anderes Verhalten an Nachbeobachtungsterminen zu unterschiedlichen Zeitpunkten nach dem Vollzug der Maßnahme evaluiert wurde. Drei Studien mit insgesamt 732 Jugendlichen verglichen Kurzinterventionen mit reiner Informationsversorgung, während die drei anderen Studien mit insgesamt 444 Jugendlichen Kurzinterventionen mit reiner Begutachtung verglichen.
Die Studien waren entweder in den USA oder im Vereinigten Königreich durchgeführt worden.
Die Maßnahmen fanden vor Ort als persönliches Feedback mit einzelnen Personen oder Gruppen der Mittel- oder Oberstufe verschiedener Schulen statt. Alle Kurzinterventionen verliefen über bis zu vier Sitzungen.
Unser primärer Endpunkt war Abstinenz von oder Reduzierung des Drogenkonsums, und unsere sekundären Endpunkte waren das Betreiben krimineller Aktivitäten und straffälligen Verhaltens im Zusammenhang mit Drogenkonsum.
Hauptergebnisse: Für Endpunkte in Bezug auf Drogenkonsum bewerteten die Studien Alkohol- und Cannabiskonsum. Im Vergleich zur reinen Informationsversorgung sind Kurzinterventionen wahrscheinlich nicht wirksamer zur Reduzierung von Drogenkonsum oder straffälligem Verhalten. Im Vergleich zu den Begutachtungskontrollgruppen haben die Maßnahmen möglicherweise eine signifikante Wirkung auf Drogenkonsum und Verhalten. In einer Studie reduzierten Kurzinterventionen die Häufigkeit von Cannabiskonsum signifikant bei kurzer Nachbeobachtung. In einer Studie reduzierten Kurzinterventionen die Häufigkeit von Alkoholkonsum, Alkoholmissbrauch und -abhängigkeitssymptomen, sowie Cannabismissbrauchsymptome signifikant bei mittelfristiger Nachbeobachtung. In einer Studie reduzierten Kurzinterventionen Alkoholmissbrauch, die Häufigkeit von Cannabiskonsum, sowie Cannabismissbrauch und -abhängigkeitssymptome signifikant bei langfristiger Nachbeobachtung.
Das Muster der Ergebnisse deutet darauf hin, dass Jugendliche, die eine Kurzintervention erhielten, generell ihren Alkohol- und Cannabiskonsum eher reduzierten als Jugendliche, die gar keine Maßnahmen erhielten. Allerdings schienen Jugendliche, die eine Kurzintervention erhielten, generell ihren Alkohol- und Cannabiskonsum nicht wahrscheinlicher zu reduzieren als Jugendliche, die reine Informationsversorgung erhielten. Es ist daher verfrüht endgültige Aussagen über die Wirksamkeit von schulischen Kurzinterventionen zur Reduzierung von jugendlichem Drogenkonsum zu treffen.
Qualität der Evidenz: Insgesamt war die Evidenz von moderater oder niedriger Qualität, wobei für zwei Endpunkte eine sehr niedrige Qualität der Evidenz festgestellt wurde. Es gab drei große Probleme bei allen Studien: 1) die Jugendlichen wurden nicht verblindet, 2) es war nicht klar, ob die Zuteilung der Teilnehmer zu Studiengruppen verborgen war, und 3) eine kleine Gesamtzahl an Jugendlichen und Ereignissen. Keine der eingeschlossenen Studien berichtete Informationen zu Finanzierungsquellen oder Interessenkonflikten.
J. Ried, freigegeben durch Cochrane Deutschland.