Fragestellung
Der Begriff „Verstopfung“ wird definiert als Schwierigkeiten bei der Ausscheidung von Kot und verringerte Häufigkeit des Stuhlgangs. Der Zustand zeichnet sich durch Unwohlsein, übermäßige Anstrengung beim Stuhlgang, harten oder klumpigen Kot, ein Gefühl unvollständiger Entleerung und seltenen Stuhlgang aus. Verstopfung ist ein häufiges Symptom in der Schwangerschaft. Sie lässt sich auf eine Kombination verschiedener Faktoren zurückführen, wie schwangerschaftsbedingte Hormonveränderungen, die sich auf das Verdauungssystem auswirken, verringerte körperliche Aktivität und Veränderungen der Ernährungsgewohnheiten während der Schwangerschaft. Zusätzlich kann das wachsende Baby auf die Eingeweide der Mutter drücken und die Verdauung so verzögern oder behindern.
Bedeutung
Verstopfung in der Schwangerschaft wird mit einer verminderten Lebensqualität und Stress für die Schwangere sowie mit körperlichen Problemen in Verbindung gebracht, zu denen gelegentlich auch Hämorrhoiden zählen. Es werden eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten mit Arzneimitteln, Nahrungsergänzungsmitteln oder Ernährungsumstellungen empfohlen.
In der Regel werden zunächst nicht pharmakologische Maßnahmen (Ernährungsumstellung, Wasserzufuhr und Bewegung) empfohlen, gefolgt von pharmakologischen Maßnahmen, wenn die nicht pharmakologischen Maßnahmen versagen oder nicht ausreichen. Zu den pharmakologischen Maßnahmen gehören Medikamente einer breiten Palette an Arzneimittelklassen, darunter Gleitmittel, quellende Abführmittel (Laxativa), osmotische Laxativa, stimulierende Laxativa, Stuhlweichmacher sowie Einläufe und Zäpfchen.
In diesem Review untersuchten wir den Nutzen von medikamentösen und nicht medikamentösen Maßnahmen bei Verstopfung in der Schwangerschaft und ob sie für Schwangere und Babys unbedenklich sind.
Evidenz
Wir fanden 4 Studien, aber nur 2 Studien (mit insgesamt 180 Frauen) lieferten Daten für die Analyse. In den Studien wurden stimulierende Laxativa mit quellenden Laxativa bzw. ballaststoffreiche Ernährung mit keiner Maßnahme verglichen. Die eingeschlossenen Studien waren von moderater Qualität.
Wir betrachteten zwei große Vergleiche. Im ersten stellten wir fest, dass stimulierende Laxativa möglicherweise wirksamer Verstopfung lindern als quellende Laxativa (Evidenz von moderater Qualität). Sie können jedoch auch mehr leichte Bauchschmerzen (Evidenz von niedriger Qualität) und Durchfall (Evidenz von moderater Qualität) verursachen und wir konnten keinen Unterschied bei der Zufriedenheit der Teilnehmerinnen feststellen (Evidenz von moderater Qualität). Wenn aber die Studienresultate zu Normax (Dioctylnatriumsulfosuccinat und Dihydroxyanthrachinon) ausgeschlossen wurden, einem Medikament, das nicht nicht mehr routinemäßig in der Schwangerschaft verwendet wird, gab es keinen klaren Unterschied mehr zwischen stimulierenden und quellenden Laxativa, was Durchfall und leichte Bauchschmerzen anging.
Beim zweiten Vergleich von ballaststoffreicher Ernährung mit keiner Maßnahme stellte sich heraus, dass zusätzliche Ballaststoffe wirksam die Häufigkeit des Stuhlgangs erhöhen können (Evidenz moderater Qualität). Die Einnahme zusätzlicher Ballaststoffe war mit einer verbesserten Stuhlkonsistenz nach der Definition der Studienleiter verknüpft (Rückgang von hartem Stuhl um 11 bis 14 %, Zunahme von normalem Stuhl um 5 bis 10 %, Zunahme von weichem Stuhl von 0 bis 6 %).
Es gab keine Studien, die sich mit anderen Arten von Maßnahmen wie osmotischen Laxativa, Stuhlweichmachern, die Gleitfähigkeit steigernden Laxativa sowie Einläufen und Zäpfchen beschäftigten.
Schlussfolgerungen
Die geringe Evidenz deutet darauf hin, dass eine zusätzliche Ballaststoffaufnahme die Stuhlganghäufigkeit erhöhen kann. Bei der Wahl zwischen stimulierenden und quellenden Laxativa lindert das stimulierende Mittel die Verstopfung u. U. besser, kann aber auch eher zu leichten Bauchschmerzen und Durchfall führen.
Mehr Forschung auf diesem Gebiet ist notwendig.
S. Schmidt-Wussow, freigegeben durch Cochrane Schweiz.