Kernaussagen
- Die Fragebögen GAD-7 und GAD-2 können allein nicht verwendet werden, um eine Angststörung zu diagnostizieren oder auszuschließen.
- Sie geben jedoch einen Hinweis darauf, ob eine Angststörung vorliegen könnte.
- Die Interpretation eines "negativen" oder "positiven" Fragebogenergebnisses zu einer Person hängt vom jeweiligen Kontext ab.
Was sind Angststörungen?
„Angststörung" ist ein Oberbegriff, der sich auf eine Gruppe von psychischen Erkrankungen bezieht. Dazu gehören unter anderem die:
- Generalisierte Angststörung: wenn eine Person über mindestens sechs Monate hinweg an den meisten Tagen übermäßig ängstlich ist, Schwierigkeiten bei der Kontrolle ihrer Sorgen hat und mindestens drei von sechs Symptomen aufweist: Unruhe, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, Reizbarkeit, Muskelverspannungen und Schlafstörung;
- Sozialphobie: eine starke Angst, in sozialen oder leistungsbezogenen Situationen beurteilt, peinlich berührt oder gedemütigt zu werden;
- Panikstörung: wiederholtes Erleben unerwarteter und intensiver Angst- oder Unwohlseinsphasen, die mit einer Vielzahl körperlicher und emotionaler Symptome einhergehen können.
Warum ist eine frühzeitige Diagnose von Angststörungen wichtig?
Angststörungen sind weit verbreitet und bleiben oft unerkannt, selbst bei Personen, bei denen man eine Behandlung als notwendig erachten würde. Wird eine Angststörung nicht erkannt, obwohl sie vorhanden ist (falsch-negativ), wird die Möglichkeit einer rechtzeitigen Behandlung mit Medikamenten, Psychotherapie oder beidem, verpasst. Deshalb plädieren einige Expert*innen und Patient*inneninitiativen für ein Screening, also die systematische Untersuchung einer sozialen Gruppe oder Bevölkerung auf das Vorhandensein von Angststörungen, auch bei Menschen, die nicht Hilfe wegen entsprechender Symptome suchen. Andere Expert*innen sprechen sich gegen ein Screening aus, da es keine Evidenz dafür gibt, dass ein solches Screening mehr Nutzen als Schaden bringt. Schäden können z. B. durch Fehldiagnosen und Nebenwirkungen von unnötigerweise verschriebenen Medikamenten entstehen.
Was sind die Fragebögen GAD-7 und GAD-2?
Die GAD-7-Skala („Generalized Anxiety Disorder 7-item scale“) und die GAD-2-Skala (besteht aus den ersten beiden „items“ oder Frageelementen der GAD-7-Skala) sind benutzerfreundliche, selbst auszufüllende Fragebögen, die für Laien entwickelt wurden. Sie geben Aufschluss darüber, ob eine Person möglicherweise an einer Angststörung leidet. Personen geben auf einer Skala von 0 (nie vorhanden) bis 3 (täglich vorhanden) an, wie oft sie wichtige Angstsymptome erleben. Die Antworten werden addiert, um eine Gesamtpunktzahl zwischen 0 und 21 zu erhalten (GAD-7). Der GAD-7-Test gilt als "testpositiv", wenn die Gesamtpunktzahl 10 oder mehr beträgt. Diese Punktzahl weist auf eine mögliche Angststörung hin. Im GAD-2 gilt ein Ergebnis von 3 oder höher als „testpositiv“. Liegt der Gesamtwert unter 10 für GAD-7 oder unter 3 für GAD-2, gilt das Ergebnis als "testnegativ".
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, wie genau man mit dem GAD-7 und dem GAD-2 erkennen kann, ob eine Person eine Angststörung hat oder nicht.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die die Genauigkeit des GAD-7 oder des GAD-2 (oder beider Skalen) durch einen Vergleich mit einem vollständigen diagnostischen Interview durch eine medizinische Fachkraft untersucht haben. Die Ergebnisse dieser Studien kombinierten wir.
Was fanden wir?
Unser Review umfasst Ergebnisse aus 48 Studien mit 19.228 Personen aus 27 verschiedenen Ländern, die den GAD-7 und den GAD-2 in 24 verschiedenen Sprachen beurteilt haben. Sieben Studien wurden in nicht-klinischen Einrichtungen durchgeführt (z. B. in der Allgemeinbevölkerung), neun in klinischen Einrichtungen, in denen Teilnehmende mit unterschiedlichen Erkrankungen rekrutiert wurden (z. B. Menschen, die die Allgemeinmedizin aufsuchten), und 32 in klinischen Einrichtungen mit Teilnehmenden mit spezifischen Erkrankungen (z. B. Menschen mit Epilepsie). Viele dieser Studien untersuchten die Genauigkeit der Fragebögen für eine bestimmte Art von Angststörung (generalisierte Angststörung), andere für jede Art von Angststörung.
Insgesamt waren die Fragebögen GAD-7 und GAD-2 akzeptabel oder gut geeignet, um festzustellen, ob eine Person unter einer Angststörung leidet.
Zur Veranschaulichung: Wenn der GAD-7 von einer Gruppe von 1000 Personen verwendet würde, von denen 120 (12 %) tatsächlich eine generalisierte Angststörung haben, würde man folgende Ergebnisse erwarten: Schätzungsweise 156 Personen (16 %) würden durch den GAD-7 als "testpositiv" eingestuft werden. Von diesen hätte jedoch nur etwa die Hälfte (77 Personen oder 8 % der Population) tatsächlich eine generalisierte Angststörung. Bei der anderen Hälfte (79 Personen oder 8 % der Population) würde es sich um 'falsch-positive' Ergebnisse handeln – also Personen, die trotz positivem Testergebnis keine generalisierte Angststörung haben. Von den 844 (84 % der Population) Personen, die negativ getestet wurden, würde die überwiegende Mehrheit (801 Personen oder 80 % der Population) korrekt als nicht eine generalisierte Angststörung aufweisend eingestuft werden, aber 43 Personen (4 %) mit einer generalisierten Angststörung wären "falsch negativ".
Der kürzere GAD-2-Fragebogen scheint bei der Feststellung von Angststörungen ebenso genau zu sein wie die längere GAD-7-Skala. Beide Fragebögen scheinen die generalisierte Angststörung etwas besser zu erkennen als andere Angststörungen.
Was schränkt die Evidenz ein?
Die Studien unterschieden sich in mehrfacher Hinsicht und wiesen im Allgemeinen eine geringe methodische Qualität auf. Die Unterschiede betrafen die Populationen, an die die Fragebögen verteilt wurden, die Sprache des Fragebogens, die methodische Qualität und die Methode zur Erstellung der endgültigen Diagnose. Diese Unterschiede könnten erklären, warum die Genauigkeit der GAD-7 und GAD-2 in den einzelnen Studien erheblich voneinander abweicht. Das bedeutet, dass die diagnostische Genauigkeit dieser Fragebögen in bestimmten Situationen besser oder schlechter sein könnte als in der oben dargestellten Zusammenfassung.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von Januar 2024.
F. Halter, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland