Kernaussagen
- Für Menschen mit chronischer Nierenerkrankung (CKD) (eine langfristige Erkrankung, bei der die Nieren nicht richtig funktionieren) erhöht das gleichzeitige Vorliegen von Diabetes (eine lebenslange Erkrankung, die zu einem zu hohen Blutzuckerspiegel führt) das Risiko für einen frühzeitigen Tod, Herzinfarkt und Schlaganfall und verringert die Lebensqualität.
- Glucagon-like-Peptide-1-(GLP-1)-Rezeptor-Agonisten (Medikamente zur Senkung des Blutzuckerspiegels) verringern bei Menschen mit CKD und Diabetes wahrscheinlich das Risiko eines Todes jeglicher Ursache, haben aber möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Effekt auf Herzinfarkt-bedingte Todesfälle.
- GLP-1 senken wahrscheinlich das Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislaufereignisse (Schlaganfall, nicht tödlicher Herzinfarkt oder Tod infolge eines Herzinfarkts), haben aber wahrscheinlich keinen oder nur einen minimalen Effekt auf das Risiko von Nierenversagen oder Unterzuckerung.
Warum sollten Menschen mit chronischer Nierenerkrankung und Diabetes mit GLP-1-Rezeptor-Agonisten behandelt werden?
Chronische Nierenerkrankung (CKD) und Diabetes sind chronische Erkrankungen, die das Leben der Betroffenen erheblich beeinflussen – besonders, wenn sie mit beiden gleichzeitig umgehen müssen. Diabetes kann die Entwicklung einer Nierenerkrankung beschleunigen und ist die Hauptursache für Nierenversagen (ein Zustand, in dem die Nieren ihre Funktion so weit verlieren, dass sie den Körper nicht mehr ausreichend entgiften und ohne medizinische Unterstützung das Überleben gefährdet ist). GLP-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1) sind Medikamente, die den Blutzuckerspiegel senken und möglicherweise auch positive Wirkungen auf Bluthochdruck und Fettleibigkeit haben und das Risiko von Tod, Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenversagen verringern.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob GLP-1-Agonisten die Kontrolle der Diabetes-Erkrankung und die Nierenfunktion verbessern, Herz-Kreislaufereignisse wie Herzinfarkte und Schlaganfälle verringern und das Risiko von Nierenversagen bei Menschen mit CKD und Diabetes senken.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach allen Studien, die den Nutzen und Schaden von GLP-1-Agonisten für die Behandlung von Menschen mit CKD und Diabetes untersuchten. Wir verglichen GLP-1-Agonisten mit Placebo (Scheinmedikament), der üblichen Behandlung und anderen blutzuckersenkenden Medikamenten (z. B. Insulin).
Was fanden wir?
Wir schlossen 42 Studien ein, an denen 48.148 Erwachsene (18 Jahre oder älter) mit CKD und Diabetes teilnahmen. Keine der Studien schloss Kinder ein. Die Anzahl der Personen pro Studie lag zwischen 7 und 14.691, das Alter zwischen 51 und 71 Jahren. Die durchschnittliche Dauer der Studien betrug sechs Monate. In 21 Studien wurden GLP-1-Agonisten mit Placebo verglichen, in 16 Studien wurden GLP-1-Agonisten mit verschiedenen blutzuckersenkenden Medikamenten verglichen und in fünf Studien wurden GLP-1-Agonisten mit der Standardversorgung verglichen. Achtundzwanzig Studien waren multinational.
Im Vergleich zu Placebo verringern GLP-1-Agonisten wahrscheinlich das Sterberisiko insgesamt, haben aber möglicherweise nur geringe oder gar keine Auswirkungen auf die Wahrscheinlichkeit, an einem Herzproblem zu sterben. GLP-1-Agonisten verringern wahrscheinlich das Risiko für schwerwiegende Herz-Kreislaufereignisse (Tod durch Herzinfarkt, nicht tödlicher Herzinfarkt, nicht tödlicher Schlaganfall), wenn diese Ergebnisse zu einem „Gesamtergebnis“ kombiniert werden. Wenn eines dieser Ereignisse eintritt, wird das für die Bewertung der Behandlung gezählt. GLP-1-Agonisten haben wahrscheinlich nur einen minimalen oder keinen Einfluss auf das Risiko von Nierenversagen und möglicherweise nur einen minimalen oder keinen Einfluss auf das Auftreten von Unterzuckerung.
Die Wirkungen von GLP-1-Agonisten im Vergleich zur Standardbehandlung sowie zu anderen blutzuckersenkenden Medikamenten sind unklar.
Was schränkt die Evidenz ein?
Wir sind mäßig sicher, dass GLP-1-Agonisten das Gesamtsterberisiko verringern, das Auftreten von schwerwiegenden Herz-Kreislaufereignissen verringern und keinen oder nur einen minimalen Effekt auf das Risiko von Nierenversagen haben. Wir sind weniger sicher, was die Wirkungen auf den Tod durch ein Herzproblem oder das Risiko für eine Unterzuckerung betrifft.
Wie aktuell ist die Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von September 2024.
B. Schindler, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland