Hintergrund
Die Hepatische Enzephalopathie ist ein Störung im Gehirn, die auf eine Lebererkrankung zurückzuführen ist. Die Zirrhose, bei der Narbengewebe (Fibrose) das normale Lebergewebe ersetzt, ist die häufigste Ursache der hepatischen Enzephalopathie. Die Schwere der Symptome reicht von leichten Anzeichen bis hin zum Koma. Die kleinen Veränderungen werden als minimale hepatische Enzephalopathie bezeichnet. Die offene hepatische Enzephalopathie bezieht sich auf die schwereren Stadien mit klinisch offensichtlichen Manifestationen wie Bewusstseinsänderungen oder neuropsychiatrischen Auffälligkeiten. Vielen Menschen mit Zirrhose fehlen Aminosäuren. Diese sind Bausteine von Proteinen. Die Aminosäuren mit einer Seitenkette (einem Zweig) werden als verzweigtkettige Aminosäuren (branched-chain amino acids (BCAA)) bezeichnet. BCAA spielen eine wichtige Rolle beim Muskelaufbau und bei den Botenstoffen im Gehirn. Diese Effekte können Menschen mit hepatischer Enzephalopathie zugute kommen.
Studienmerkmale
Wir identifizierten 16 randomisierte klinische Studien (Studien, bei denen die Teilnehmer zufällig einer Behandlungsgruppe zugeordnet werden) mit 827 Teilnehmenden. Die eingeschlossenen Personen hatten oft eine Zirrhose aufgrund einer alkoholischen Lebererkrankung oder einer viralen Hepatitis (Leberinfektion durch einen Virus). Die Studien verglichen BCAA mit Placebo (einer Scheinbehandlung), keiner Intervention, Diäten, Lactulose (ein flüssiger Zucker, der oft zur Behandlung von Verstopfung verwendet wird) oder Neomycin (ein Antibiotikum). Die Evidenz ist auf dem Stand von Oktober 2014.
Hauptergebnisse
Es konnte kein Einfluss auf die Mortalität festgestellt werden, jedoch zeigte BCAA einen positiven Einfluss auf die Symptome und Anzeichen der hepatischen Enzephalopathie. BCAA erhöhte nicht das Risiko schwerer unerwünschter Ereignisse, war allerdings mit Übelkeit und Durchfall verbunden. Wenn man Studien mit Lactulose oder Neomycin ausschloss, hatte BCAA eine positive Wirkung auf die Leber-Enzephalopathie. Bei der Analyse von Studien mit einer Lactulose- oder Neomycinkontrolle haben wir keine positive oder schädliche Wirkung von BCAA festgestellt.
Qualität der Evidenz
Wir haben die Qualität der Evidenz bewertet, um Aspekte zu einzuschätzen, die zu Fehlern bei der Beurteilung von Interventionseffekten führen können. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir in unseren Analysen Evidenz von hoher Qualität zur Wirkung von BCAA auf die Leber-Enzephalopathie haben. Wir kamen zu dem Schluss, dass wir in den verbleibenden Analysen moderate oder niedrige Qualität der Evidenz haben, da die Anzahl der Teilnehmenden in den Studien zu gering war und das Risiko für Bias (systematische Fehler) unklar oder hoch war.
J. Gauch, freigegeben durch Cochrane Schweiz. Unterstützt von Fondation SANA.