Kernaussagen
- Die Verabreichung von antiviralen Medikamenten reduziert bei Menschen, die ein solides Organtransplantat erhalten haben, Zytomegalovirus (CMV)-Erkrankungen und Todesfälle durch CMV-Erkrankungen, verglichen mit Placebo (Scheinbehandlung) oder keiner Behandlung.
- Bei Empfänger*innen von Nieren- und Lungentransplantaten erwies sich eine längerfristige antivirale Prophylaxe als wirksamer als eine dreimonatige Prophylaxe-Periode.
- Valganciclovir in niedriger Dosierung erwies sich als ebenso wirksam wie die Standarddosis, um CMV-Infektionen bei Nierentransplantatempfänger*innen mit mittlerem Risiko zu verhindern.
Warum sollten antivirale Medikamente zur Vorbeugung von CMV-Erkrankungen bei Empfänger*innen solider Organtransplantate eingesetzt werden?
CMV (ein Herpesvirus) ist der häufigste Virustyp bei Menschen, denen ein solides Organ transplantiert wurde (Niere, Herz, Leber, Lunge und Bauchspeicheldrüse). CMV ist eine der Hauptursachen für Erkrankungen und Todesfälle im ersten Jahr nach der Transplantation.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten den Nutzen und Schaden von antiviralen Medikamenten zur Vorbeugung von CMV-Erkrankungen bei Menschen, die ein solides Organtransplantat erhalten haben, untersuchen.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach allen Studien, die Nutzen und Schaden einer zufällig zugeteilten antiviralen Behandlung zur Vorbeugung von CMV-Erkrankungen bei Menschen, die solide Organtransplantate erhielten, bewertet haben. Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien zusammen und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Informationen anhand von Faktoren wie der Studienmethoden und Größe der Studien.
Was fanden wir ?
Wir schlossen 41 Studien ein, mit insgesamt 5051 Personen, die entweder eine Niere, eine Niere und Bauchspeicheldrüse, Leber, Herz, Lunge oder Herz und Lunge transplantiert bekamen. Wir fanden heraus, dass einige antivirale Medikamente (Ganciclovir, Valaciclovir und Aciclovir) im Vergleich zu Placebo oder keiner Behandlung das Risiko verringern, an CMV zu erkranken, an einer CMV-Erkrankung zu sterben, und eine symptomatische Erkrankung durch das Herpes-simplex-Virus zu entwickeln. Die Vorteile von Aciclovir, Ganciclovir und Valaciclovir in Bezug auf CMV-Erkrankungen und CMV-bedingte Todesfälle wurden bei Personen mit Herz-, Nieren- oder Lebertransplantaten beobachtet. Diese Vorteile treten sowohl bei Empfänger*innen auf, die in der Vergangenheit eine CMV-Infektion hatten, als auch bei Empfänger*innen, bei denen nur der/die Spender*in des Organs schon mal eine CMV-Infektion hatte. Die Vorteile traten zu allen untersuchten Zeitpunkten auf. Wir stellten fest, dass Ganciclovir wirksamer ist als Aciclovir und genauso wirksam wie Valganciclovir. Valganciclovir ist derzeit das am häufigsten verwendete antivirale Medikament zur Verhinderung von CMV-Erkrankungen bei Transplantatsempfänger*innen. Unterschiedliche Dosierungen von Valganciclovir führten zu keinem Unterschied darin, eine CMV-Erkrankung zu verhindern.
Was schränkt die Evidenz ein?
Zukünftige Studien könnten in der seronegativen Spender-Empfänger-Gruppe (weder Spender*in noch Empfänger*in hatten jemals eine CMV-Infektion) erforderlich sein. Dies hängt davon ab, wie häufig die CMV-Erkrankung in dieser Gruppe aufgrund von neueren und noch wirksameren immunsuppressiven Therapien auftritt.
Es braucht mehr Informationen zur Wirksamkeit der antiviralen Prophylaxe bei verschiedenen immunosuppressiven Therapien, die zur Vorbeugung und Behandlung von Abstoßungsreaktionen bei verschiedenen Organtransplantationen eingesetzt werden.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von Februar 2024.
M. Zeitler, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland