Nicht-operative Behandlung nach nicht-operativer Reposition einer traumatischen vorderen Schulterluxation

Hintergrund

Eine akute vordere Schulterluxation ist eine Verletzung, bei der das obere Ende des Oberarmknochens nach vorne aus der Gelenkpfanne gedrückt wird. Danach ist die Schulter weniger stabil und anfällig für eine teilweise oder vollständige Re-Luxation (erneute Luxation), insbesondere bei aktiven jungen Erwachsenen. Die Erstbehandlung besteht darin, das Gelenk wieder in seine ursprüngliche Stellung zu bringen. Dies wird als 'geschlossene Reposition' bezeichnet, wenn es ohne Operation durchgeführt wird. Die anschließende Behandlung ist häufig konservativ (nicht-operativ) und beinhaltet in der Regel eine Phase der Ruhigstellung des verletzten Arms in einer Schlinge oder Schiene, gefolgt von Übungen.

Fragestellung des Reviews

Welchen Nutzen und Schaden haben verschiedene konservative Interventionen zur Behandlung von Menschen nach geschlossener Reposition einer erstmaligen traumatischen (verletzungsbedingten) vorderen Schulterluxation?

Dies ist eine Aktualisierung eines Cochrane Reviews, der 2006 erstmals veröffentlicht und zuletzt 2014 aktualisiert wurde. Wir haben die Evidenz aus klinischen Studien überprüft, in denen eine beliebige konservative Intervention (zum Beispiel Ruhigstellung, Rehabilitation) mit keiner Behandlung oder einer anderen Maßnahme verglichen wurde, oder in denen verschiedene Varianten einer Maßnahme (zum Beispiel eine unterschiedliche Dauer) miteinander verglichen wurden. Die uns interessierenden primären Endpunkte waren Re-Luxation, selbstberichtete (vom Teilnehmer erfasste) Schulterinstabilität (in der Regel mit Fragebögen erhoben) und das Wiedererlangen des körperlichen Aktivitätsniveaus von vor der Verletzung. Weitere uns interessierende Endpunkte waren die Zufriedenheit der Teilnehmer mit der Intervention, die gesundheitsbezogene Lebensqualität und unerwünschte Ereignisse (nachteilige Wirkungen).

Recherchedatum

Die Recherchen für diesen Review haben wir im Mai 2018 durchgeführt.

Studienmerkmale

Wir haben in dieser Aktualisierung drei neue relevante Studien identifiziert. Insgesamt umfasst dieser Review nun sieben Studien mit 704 Teilnehmern. Die meisten Teilnehmer (82%) waren männlich; das Durchschnittsalter in den Studien lag bei 29 Jahren (zwischen 12 und 90 Jahren). Alle Studien untersuchten nur einen Vergleich: eine Ruhigstellung in Außenrotation (das heißt in einer nach außen, vom Oberkörper weg gerichteten Position des Arms) gegenüber einer Ruhigstellung in Innenrotation (der üblichen Schlingenposition mit am Oberkörper anliegendem Arm) nach geschlossener Reposition. Die Teilnehmer wurden über verschiedene Zeiträume nachbeobachtet; die häufigste Dauer war zwei Jahre oder länger.

Hauptergebnisse

Es ist unklar, ob eine Ruhigstellung in Außenrotation im Vergleich zu einer Ruhigstellung in Innenrotation einen Unterschied im Risiko einer Re-Luxation nach einem Jahr oder mehr bewirkt.

Keine der vier Studien, die über selbstberichtete Ergebnismessungen für Schulterinstabilität mit einer Nachbeobachtungsdauer von mindestens einem Jahr berichteten, ermittelte einen Beleg für einen bedeutsamen Unterschied zwischen den beiden Interventionen.

Unklar sind auch die relativen Wirkungen der beiden Ruhigstellungsmethoden auf die Wiederaufnahme von vor der Verletzung durchgeführten sportlichen Aktivitäten. Eine Studie fand keinen Beleg für einen Unterschied zwischen den beiden Maßnahmen in der Wiederaufnahme von vor der Verletzung ausgeführten Aktivitäten des betroffenen Arms. Zwei weitere Studien ermittelten in einer kleinen Gruppe von Teilnehmern innerhalb der Außenrotationsgruppe, die ihre Verletzungen bei sportlichen Aktivitäten erlitten hatten, eine höhere Wiederaufnahme von sportlichen Aktivitäten.

Keine der Studien berichtete über die Zufriedenheit der Teilnehmer oder die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Es ist unklar, ob es einen Unterschied zwischen den beiden Interventionen in der Anzahl der Teilnehmer mit Instabilität, definiert als Re-Luxation oder Subluxation (teilweise Luxation), gibt.

Die Berichterstattung über unerwünschte Ereignisse (Komplikationen) war unzureichend. Es gab Berichte über neun Fälle von kurzfristiger Schultersteifigkeit in der Außenrotationsgruppe und zwei Fälle von Hautausschlag unter der Achsel in der Innenrotationsgruppe. Es gab drei weitere schwerwiegende unerwünschte Ereignisse: abnormale Empfindlichkeit und Handschmerzen; abnormale Empfindungen wie Kribbeln im kleinen Finger und entlang des Ellenbogens; und starke Bewegungseinschränkung. Es war unklar, inwieweit diese drei unerwünschten Ereignisse auf die Behandlung zurückzuführen waren.

Vertrauenswürdigkeit der Evidenz

Wir bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz für alle Ergebnisse als sehr niedrig. Dies lag vor allem daran, dass es nicht genügend Daten gab und unklar war, wie zuverlässig die Ergebnisse der einzelnen Studien waren. Daher sind wir uns bezüglich der Ergebnisschätzungen unsicher.

Schlussfolgerungen

Insgesamt reicht die derzeitig verfügbare Evidenz nicht aus, um eine Entscheidungshilfe für die Wahl zwischen einer Ruhigstellung in Außenrotation oder Innenrotation zu bieten. Es gibt keine Evidenz zu weiteren konservativen Interventionen nach geschlossener Reposition einer traumatischen vorderen Schulterluxation.

Hauptergebnisse: 



Anmerkungen zur Übersetzung: 

C. Braun, T. Bossmann; freigegeben durch Cochrane Deutschland

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