Hintergrund
Die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) ist ein Organ in der Nähe des Übergangs vom Magen in den Dünndarm. Sie gibt Verdauungssäfte ab, die zur Verdauung von allen Nahrungsmitteln unerlässlich ist. Die Verdauungssäfte, die in der Bauchspeicheldrüse gebildet werden, gelangen über den Bauchspeicheldrüsengang in den Dünndarm. Der Gallengang ist eine Verbindung, welche Gallenflüssigkeit aus der Leber und Gallenblase entleert. Der Bauchspeicheldrüsengang und der Gallengang teilen sich einen gemeinsamen Weg direkt vor dem Zugang in den Dünndarm. Dieser gemeinsame Weg wird als periampulläre Region bezeichnet. Chirurgische Entfernung ist die einzige Behandlung mit Heilungschance bei Krebs entstehend aus der Bauchspeicheldrüse und der periampullären Region. Ein beträchtlicher Anteil der Patienten wird zur Untersuchung unnötig großen, offenen Operationen im Bachraum (Laparotomie) unterzogen, weil die Ausbreitung des Krebs in der CT-Aufnahme unterschätzt wurde. Wenn während der Laparotomie festgestellt wird, dass der Krebs im Bauch augebreitet ist, erhalten die Patienten alternative Behandlungen wie Chemotherapie, die den Krebs nicht heilen, aber die Überlebenschancen verbessern kann.
Diese große, offene Bauchoperation kann vermieden werden, wenn die Ausbreitung des Krebs im Bauchraum bekannt ist, dies wird Stadiumbestimmung (Staging) genannt. Normalerweise ist der minimale Test für die Stadienbestimmung eine Aufnahme mittels Computertomographie (CT). Allerdings können CT-Aufnahmen Krebsstadien unterschätzen, d.h. die Ausbreitung des Krebs kann unterschätzt werden. Laparoskopie, ein Verfahren bei dem ein kleines Teleskop durch einen kleinen chirurgischen Schnitt (Schlüsselloch) in den Bauch eingeführt wird, kann die Ausbreitung erkennen, die nicht per CT-Scan identifiziert wurde. Verschiedene Studien berichten von einer unterschiedlichen Genauigkeit der Laparoskopie in der Beurteilung, ob der Krebs entfernt werden kann. Unser Ziel war die Bestimmung der durchschnittlichen diagnostische Genauigkeit der Laparoskopie für die Stadienbestimmung, bei Bauchspeicheldrüsenkrebs und periampullären Krebs, die nach der CT-Aufnahme als entfernbar galten. Dieser Review ist eine Aktualisierung eines bestehenden Reviews.
Ein Glossar mit Begriffen ist im Anhang 1 .
Studienmerkmale
Wir führten eine gründliche Literaturrecherche, um Studien zu finden, die bis zum 15. Mai 2016 veröffentlicht wurden. Wir fanden 16 Studien, die Auskunft über 1146 Personen mit Bauchspeicheldrüsenkrebs oder periampullären Krebs gaben, welche laut CT Stadienbestimmung für eine möglicherweise heilende Operation infrage kamen. Diese Studien bewerteten die diagnostische Laparoskopie und verglichen die Ergebnisse des Verfahrens mit der abschließenden Diagnose durch den Chirurgen, der anhand der großen Bauchoperation oder der Untersuchung unter dem Mikroskop feststellte, dass der Krebs nicht entfernbar ist.
Qualität der Evidenz
Alle Studien waren, in einem oder mehreren Punkten, von unklarer oder niedriger methodischer Qualität, welche die Aussagekraft unserer Ergebnisse verschlechtern kann.
Hauptergebnisse
Von den Patienten bei denen die CT-Aufnahme auf einen möglicherweise chirurgisch heilbaren Krebs hindeutete, lag der Prozentsatz denen ein fortgeschrittener Krebs mit diagnostischer Laparoskopie oder Laparotomie gefunden wurde studienübergreifend im Bereich zwischen 17% und 82%. Der mediane Anteil der Patienten, bei denen die Ausbreitung des Krebs nicht durch eine CT-Aufnahme erkannt wurde betrug 41%. Verwendet man die diagnostische Laparoskopie zusätzlich zur CT-Aufnahme kann die Anzahl der Patienten, die einer unnötig großen Operationen unterzogen werden auf 20% reduziert werden, im Vergleich zu denen die nur eine CT-Aufnahme haben (41%). Das bedeutet, dass die Verwendung der diagnostischen Laparoskopie die Anzahl der unnötigen Operationen, an Patienten, die sich großen chirurgischen Eingriffen für potenziell chirurgisch heilbaren Bauchspeicheldrüsenkrebs unterziehen, halbieren kann.
M. Hungerbühler, freigegeben durch Cochrane Deutschland.