Reviewfragen
Sind orale Stimluationsinterventionen bei Frühgeborenen vor der 38. Schwangerschaftswoche, die Protokolle für Fingerstimulationen beinhalten, wirksam, um:
- die benötigte Zeit zum Erlangen der ausschließlich oralen Ernährung und den Krankenhausaufenthalt zu vermindern?
- zur ausschließlich oralen Ernährung oder zum ausschließlichen Stillen oder jeglichem direkten Stillen zu führen?
- die Saugkraft zu erhöhen?
- die Wachstumsrate zu erhöhen und die Entwicklung zu verbessern?
Hintergrund
Bei vielen Frühgeborenen setzt die orale Nahrungsaufnahme verspätet ein und sie werden anfangs durch Magensonden oder intravenös (parenteral) ernährt. Die Entwicklung der Fähigkeit, oral (durch den Mund) Nahrung aufzunehmen, benötigt eine sorgfältige Koordination von Saugen, Schlucken und Atmen. Bei Frühgeborenen kann die Entwicklung der oralen Ernährung aufgrund von langen Krankenhausaufenthalten, Atemschwierigkeiten und anderen Krankheiten bedingt durch die Frühgeburt schwierig sein. Unangenehme Eingriffe wie künstliche Beatmung oder häufiges Absaugen des Mund- und Nasensekrets können negative Auswirkungen auf die Nahrungsaufnahme haben. Die internationalen Leitlinien für die Umstellung von Magensonden auf orale Ernährung variieren stark. Gesundheitsdienstleister nutzen eine Reihe von Maßnahmen, um die Saugfähigkeit und die Nahrungsaufnahme bei Frühgeborenen zu verbessern. Studien berichten eine schnellere Umstellung von der Magensonde auf die orale Ernährung sowie eine Verkürzung des Krankenhausaufenthalts und eine Verbesserung der Saugfähigkeit. In keinem Cochrane-Review wurde bisher die Maßnahme mit oraler Fingerstimulation vor und während des Fütterns untersucht.
Studienmerkmale
Dieser Review beinhaltet randomisierte kontrollierte Studien (RCTs), die orale Fingerstimulationen ausschließlich bei Frühgeborenen erforschen. Wir suchten nach einschlussfähigen Studien in elektronischen Datenbanken, in Studienregistern, in Fachzeitschriften mit Peer-Review sowie in Konferenzbeiträgen.
Hauptergebnisse
Wir haben 19 Studien mit niedriger Qualität und wenigen Teilnehmern mit einbezogen. Studienergebnisse deuten darauf hin, dass orale Stimulationsinterventionen die Übergangszeit zur oralen Nahrungsaufnahme verkürzen, die Länge des Krankenhausaufenthalts vermindern und die Dauer der parenteralen Ernährung verringern. Keine Studie untersuchte die langfristigen Endpunkte der Intervention, d. h. über sechs Monate. Die Studien berichteten weder von Auswirkungen auf die Endpunkte des Stillens noch auf die Gewichtszunahme.
Qualität der Evidenz
Es handelte sich um kleine Studien und die meisten hatten eine niedrige bis sehr niedrige methodische Qualität. Wir identifizierten keine hochwertigen Studien, die die Wirksamkeit, die Alltagswirksamkeit und die Sicherheit der oralen Stimulationsintervention unterstützten. Größere und gut konzipierte RCTs werden benötigt, um Eltern und Pflegekräfte über die möglichen Nutzen und Schäden der Maßnahme zu informieren.
A. Ioannaki, freigegeben durch Cochrane Deutschland.