Kernaussagen
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Bei Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom gibt es möglicherweise in Bezug auf Lebendgeburten, Mehrlingsschwangerschaften (Zwillinge oder Drillinge), Schwangerschaften und Fehlgeburten nur geringe oder keine Unterschiede zwischen aus dem Urin gewonnenen Gonadotropinen und rekombinantem follikelstimulierendem Hormon.
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Beim Vergleich zweier aus Urin gewonnener Gonadotropine – des humanen Menopausen-Gonadotropins und des gereinigten urinären follikelstimulierenden Hormons – ist die Evidenz derzeit zu unsicher, um verlässliche Aussagen über die Wahrscheinlichkeit von Lebendgeburten, Mehrlingsschwangerschaften, Schwangerschaften oder Fehlgeburten treffen zu können.
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Bei Frauen, die durch die Einnahme von Clomifencitrat nicht schwanger werden, führen Gonadotropine wahrscheinlich zu mehr Lebendgeburten und Schwangerschaften im Vergleich zur Fortsetzung der Behandlung mit Clomifencitrat. Möglicherweise erhöhen sie dabei nicht das Risiko einer Zwillings- oder Drillingsgeburt. Gonadotropine erhöhen möglicherweise verglichen mit Clomifencitrat das Risiko einer Fehlgeburt.
Was ist das Problem?
Weltweit ist etwa eines von sieben Paaren von Unfruchtbarkeit betroffen. Von einer solchen spricht man, wenn trotz regelmäßigen ungeschützten Geschlechtsverkehrs über einen Zeitraum von zwölf Monaten keine Schwangerschaft eintritt. Unfruchtbarkeit infolge von Störungen beim Eisprung – also der Freisetzung einer reifen Eizelle aus dem Eierstock während des Menstruationszyklus – ist der häufigste Grund, warum Frauen ärztlichen Rat oder eine Behandlung in Anspruch nehmen. Diese Frauen erhalten eine Behandlung, bei der durch Medikamente die Eizellreifung und der Eisprung angeregt werden – ein Verfahren, das als Ovulationsinduktion bezeichnet wird. Die Erstbehandlung erfolgt meist mit Tabletten, die Clomifencitrat enthalten. Wenn Frauen nicht auf Clomifen ansprechen, ist die häufigste Zweitbehandlung die Stimulation des Eisprungs durch injizierte (gespritzte) Gonadotropine.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Verschiedene Arten von Gonadotropinen wurden durch die Aufbereitung des Urins von Frauen nach den Wechseljahren gewonnen. Zu diesen Gonadotropinen zählen das humane Menopausen-Gonadotropin, das sowohl in gereinigter als auch in hochgereinigter Form verfügbar ist, sowie das follikelstimulierende Hormon, das ebenfalls in beiden Reinheitsgraden erhältlich ist. Schließlich wurde das rekombinante follikelstimulierende Hormon mittels rekombinanter DNA-Technologie künstlich hergestellt, um eine noch höhere Reinheit zu gewährleisten. Frauen, die zwar einen Eisprung haben, aber innerhalb von sechs Zyklen nach der Behandlung mit Clomifen nicht schwanger werden, können die Behandlung mit Clomifen fortsetzen oder auf Gonadotropine umsteigen. Gonadotropine können zur Entwicklung von mehreren Follikeln führen. Um das Risiko einer Mehrlingsschwangerschaft sowie eines ovariellen Überstimulationssyndroms (OHSS), einer potenziell schwerwiegenden Komplikation, zu vermeiden, muss der Zyklus abgebrochen werden.
Es ist wichtig zu wissen, welches Medikament am besten wirkt, damit ärztliches Personal und betroffene Frauen eine informierte Entscheidung über den Verlauf der Behandlung treffen können.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, welches Gonadotropin am besten geeignet ist, um die Freisetzung von Eizellen bei Frauen mit PCOS auszulösen, die durch die Einnahme von Clomifen-Tabletten keinen Eisprung haben oder nicht schwanger werden.
Wie gingen wir vor?
Wir haben nach Studien gesucht, die verschiedene Gonadotropine zur Stimulation des Eisprungs bei Frauen mit PCOS vergleichen. Wir fassten die Ergebnisse der eingeschlossenen Studien zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz, indem wir Faktoren wie Studienmethoden und Studiengröße bewerteten.
Was fanden wir?
Der Review umfasst 15 Studien mit 2348 von PCOS betroffenen Frauen. In zehn Studien wurde rekombinantes follikelstimulierendes Hormon mit aus dem Urin gewonnenen Gonadotropinen verglichen. In drei Studien wurde humanes Menopausen-Gonadotropin mit gereinigtem urinärem follikelstimulierendem Hormon verglichen, während eine weitere Studie Gonadotropine mit einer fortgesetzten Behandlung mit Clomifencitrat verglich.
Hauptergebnisse
Zwischen aufgereinigten Gonadotropinen aus dem Urin und rekombinantem follikelstimulierendem Hormon gibt es möglicherweise nur geringe oder gar keine Unterschiede in Bezug auf Lebendgeburten, Mehrlingsschwangerschaften, klinische Schwangerschaften oder Fehlgeburten. Es ist unklar, ob das Humane Menopausen-Gonadotropin oder das urinäre follikelstimulierende Hormon im Vergleich bei Frauen mit PCOS die Schwangerschaftsendpunkte verbessert. Wir wissen nicht, ob irgendeine der Behandlungen das Risiko eines OHSS oder einer Eileiterschwangerschaft verringert.
Im Vergleich zur fortgesetzten Behandlung mit Clomifencitrat führen Gonadotropine wahrscheinlich zu mehr Lebendgeburten und Schwangerschaften, möglicherweise ohne die Rate der Mehrlingsschwangerschaften zu erhöhen. Gonadotropine führen möglicherweise zu mehr Fehlgeburten als Clomifencitrat. Es traten keine Fälle von OHSS auf.
Was schränkt die Evidenz ein?
Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz reichte für die einzelnen Ergebnisse von sehr gering bis moderat. Viele der Studien basierten auf kleinen Stichproben und wurden vor langer Zeit durchgeführt, wodurch wesentliche Informationen zu den angewandten Forschungsmethoden fehlten. Zehn der 15 in diesen Review einbezogenen Studien gaben einen kommerziellen Sponsor an. Wir haben Kosten und Praktikabilität nicht in unsere Bewertung einbezogen. Wir empfehlen betroffenen Frauen jedoch, diese Aspekte – ebenso wie mögliche Nebenwirkungen – gemeinsam mit ihrer behandelnden Fachkraft zu besprechen.
Wie aktuell ist die Evidenz?
Dies ist eine Aktualisierung einer vorherigen Version. Die Evidenz ist auf dem Stand von März 2024.
M. Zeitler, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland