Die aktuell verfügbare Evidenz von sehr niedriger bis moderater Qualität mit unzureichender Power für die einzelnen Endpunkte stützt die Anwendung einer PCT-basierten antimikrobiellen Therapie zur Minimierung von Sterblichkeit, Beatmungszeit, klinischem Schweregrad, Reinfektionsrate oder Dauer der antimikrobiellen Therapie bei Patienten mit septischem Krankheitsbild nicht eindeutig.
Die Bestimmung von Procalcitonin (PCT) im Serum ist bereits für die frühe Diagnose, die akkurate Einschätzung der Ausbreitung der Erkrankung sowie zur Entscheidungsfindung bei Patienten mit Sepsis, schwerer Sepsis und septischem Schock mit einem reduzierenden Effekt auf die Sterblichkeit vorgeschlagen worden.
Ziel dieses Reviews war es, die Effektivität und Sicherheit der PCT-Bestimmung im Serum zur Reduktion der Sterblichkeit und der Dauer der antimikrobiellen Therapie bei Erwachsenen mit Sepsis, schwerer Sepsis und septischem Schock zu evaluieren.
Es wurden das Central Register of Controlled Trials (CENTRAL; 2015, Ausgabe 7), MEDLINE (1950 bis Juli 2015), Embase (Ovid SP; 1980 bis Juli 2015), Latin American Caribbean Health Sciences Literature (LILACS via BIREME; 1982 bis Juli 2015) und der Cumulative Index to Nursing and Allied Health Literature (CINHAL; via EBSCO; 1982 bis Juli 2015) sowie Studienregister (ISRCTN Register; ClinicalTrials.gov, und CenterWatch, bis Juli 2015) durchsucht. Die Suche wurde im Oktober 2016 wiederholt. Außerdem wurden drei interessierende Studien der Liste „Studien mit noch ausstehender Klassifizierung“ hinzugefügt und werden im Rahmen des Review-Updates in die formalen Review-Ergebnisse eingefügt werden.
Es wurden lediglich randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) eingeschlossen, in denen PCT-gesteuerte Entscheidungen in wenigstens einem der Vergleichsarme bei Erwachsenen (im Alter von mindestens 18 Jahren) mit Sepsis, schwerer Sepsis und septischem Schock (nach internationalen Definitionen und unabhängig vom Setting) untersucht wurden.
Zwei Review-Autoren extrahierten die Studiendaten und beurteilten die methodische Qualität der eingeschlossenen Studien. Es wurden Meta-Analysen mit Random-Effects-Modellen für die primären Endpunkte Sterblichkeit und Zeitraum der antimikrobiellen Therapie im Krankenhaus und auf der Intensivstation (engl. intensive care unit, ICU) sowie für den Zeitraum der Beatmung und für die Änderung des antimikrobiellen Regimes von einem breiteren zu einem engeren Spektrum durchgeführt.
Insgesamt wurden 10 Studien mit 1215 Teilnehmern eingeschlossen. Evidenz von niedriger Qualität zeigte keinen signifikanten Unterschied in der Sterblichkeit zum Zeitpunkt der längsten Nachbeobachtungszeit (Risikoverhältnis (engl. risk ratio, RR) 0,81; 95%-Konfidenzintervall (KI) 0,65 – 1,01; I2 = 10%; 10 Studien; N = 1156), Sterblichkeit nach 28 Tagen (RR 0,89; 95%-KI 0,61 – 1,31; I2 = 0%; vier Studien; N = 316), Sterblichkeit nach Entlassung von der ICU (RR 1,03; 95%-KI 0,50 – 2,11; I2 = 49%; drei Studien; N = 506) und Sterblichkeit nach Krankenhausentlassung (RR 0,98; 95%-KI 0,75 – 1,27; I2 = 0%; sieben Studien; N = 805; moderate Qualität der Evidenz). Allerdings betrug die mittlere Dauer der antimikrobiellen Therapie in der Interventionsgruppe -1,28 Tage (95%-KI -1,95 - -0,61; I2 = 86%; vier Studien; N = 313; sehr niedrige Qualität der Evidenz). Keine der primären Studien analysierte den Wechsel des antimikrobiellen Regimes von einem breiten zu einem engeren Spektrum.
L. Schneidewind, freigegeben durch Cochrane Deutschland.