Unser Ziel war es, die Wirksamkeit verschiedener Maßnahmen oder Betreuungsmodelle zu vergleichen, um die Schwangerschaftsverläufe von Eltern zu verbessern, die in vorausgegangenen Schwangerschaften eine Totgeburt in der 20. Schwangerschaftswoche oder zu einem späteren Zeitpunkt erlitten haben. Die Betreuung kann vor der Schwangerschaft oder während der Schwangerschaft, der Wehen oder der Geburt begonnen werden.
Worum geht es?
Jedes Jahr erleben mindestens 2,6 Millionen Familien die Tragödie einer Totgeburt. Dies ist ein verheerendes Ereignis, das langfristige Folgen haben und die Einstellung der Eltern zu künftigen Schwangerschaften verändern kann. Viele verschiedene Ursachen können zu einer Totgeburt führen und manchmal treten mehrere Ursachen gleichzeitig auf. Ursachen wie langfristige Gesundheitsprobleme der Mutter bestehen auch bei späteren Schwangerschaften. Die Eltern können daher von einer besonderen Betreuung profitieren, bevor sie wieder schwanger werden. Eine solche Betreuung kann sehr vielfältig sein und eine Reihe von Risikofaktoren, gesundheitliche Voraussetzungen und andere Faktoren berücksichtigen. Diese Betreuung kann in Form von Beratung oder sozialen Unterstützungsprogrammen erfolgen, um den Umgang mit Trauer, Ängsten und Depressionen zu erleichtern, den Gesundheitszustand der Mutter vor der Empfängnis zu verbessern, gesundheitliche Probleme anzugehen; und bei Risikoverhaltensweisen oder Risikofaktoren wie Übergewicht, Rauchen oder Alkoholkonsum zu helfen. Sobald die Schwangerschaft eingetreten ist, kann die Mutter engmaschig überwacht werden, möglicherweise durch zusätzliche Schwangerschaftskontrollen oder beim Besuch spezialisierten Schwangerschaftskliniken. Eine geplante vorgezogene Geburt kann auch in Betracht gezogen werden.
Warum ist das wichtig?
Bei Eltern, die bereits eine Totgeburt hatten, ist die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Totgeburt größer als bei Eltern, die noch nie eine Totgeburt hatten. Bei der nächsten Schwangerschaft leiden die Eltern oft unter Angst und Depression und machen sich ständig Sorgen, ob ihr Baby überleben wird. Es ist wichtig, anhand von qualitativ hochwertigen klinischen Studien herauszufinden, welche Interventionen hilfreich sind, um zu verhindern, dass sich Totgeburten wiederholen, und um die Gesundheit und das Wohlbefinden dieser Eltern und Familien zu verbessern.
Welche Evidenz fanden wir?
Wir suchten nach Evidenz aus randomisierten, kontrollierten Studien die bis Juni 2018 publiziert wurden. Wir schlossen 10 Studien ein, welche ein niedriges bis moderates Risiko für Bias (für eine systematische Verzerrung der Ergebnisse) hatten. Mit einer Ausnahme stammten alle Studien aus Ländern mit hohem Einkommen, hauptsächlich aus den entwickelten Gebieten Europas. Die Frauen in den Studien waren entweder schwanger oder versuchten ein Kind zu bekommen, nachdem sie eine Fehlgeburt, eine Totgeburt oder eine schwere Komplikation in einer früheren Schwangerschaft erlitten hatten. Die Interventionen umfassten; zwei Arten von Medikamenten (niedrig dosiertes Aspirin und niedermolekulares Heparin), die die Blutgerinnung verringern und die Funktion der Plazenta unterstützen können (sechs Studien), die Injektion von Blutzellen vor der Empfängnis (Leukozyten-Immunisierung durch Dritte), um das Immunsystem der Mutter bei der Bewältigung der Schwangerschaft zu unterstützen (eine Studie), eine spezielle Art von Antikörpern (intravenöses Immunglobulin), die über eine Vene verabreicht werden, um die Funktion des Immunsystems der Schwangeren zu verbessern (zwei Studien). eine spezielle Art von Antikörpern (intravenöses Immunglobulin), und Injektionen eines Medikaments (Progesteron), das wie das Schwangerschaftshormon Progesteron wirkt (eine Studie). Wir haben die Daten von 222 Frauen ausgewertet, die zuvor in der 20. Schwangerschaftswoche oder später eine Totgeburt erlitten hatten.
Wir konnten nicht feststellen, ob eine dieser Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Totgeburt in der nachfolgenden Schwangerschaft verringerte oder ob die Maßnahmen die Wahrscheinlichkeit verringerten, dass Babys im ersten Lebensmonat starben oder schwerwiegende Komplikationen auftraten, da die Studien nicht groß genug waren, um uns auf die Ergebnisse verlassen zu können. Vor allem aus diesem Grund haben wir die Qualität der Evidenz in diesem Review als sehr niedrig bis niedrig eingestuft. Zwei Interventionen (niedrig dosiertes Aspirin und Leukozyten-Immunisierung durch Dritte) schienen das Geburtsgewicht der Babys zu erhöhen, aber diese Ergebnisse sind aufgrund der geringen Zahl der einbezogenen Babys nicht zuverlässig.
Die einbezogenen Studien lieferten nur sehr wenige Informationen über die psychologische Auswirkung bei den Eltern oder die längerfristigen Ergebnisse bei den Kindern und Familien.
Was bedeutet dies?
Die in diesen Review eingeschlossenen Studien liefern keine ausreichenden Evidenzen darüber, welche Maßnahmen hilfreich sind, um weitere Totgeburten zu verhindern und die Gesundheit und das Wohlbefinden von Eltern und Familien in den Folgeschwangerschaften zu verbessern. Es sind gezieltere Studien erforderlich, die eine größere Anzahl von Frauen/Eltern einbeziehen, die zuvor eine Totgeburt erlebt haben. Wir brauchen dringend Studien, in denen untersucht wird, welche Formen der psychologischen Unterstützung am hilfreichsten sind, um Ängste und Depressionen bei diesen Eltern zu verringern. Künftige Studien sollten die finanziellen Kosten der Interventionen und die langfristige Gesundheitsfolgen von Familien und Kindern messen.
A. Walther, S. A. Genier, freigegeben durch Cochrane Schweiz. Unterstützt von Fondation SANA (www.fondation-sana.ch)