Übersichtsfrage
Verringern Schmerzmittel Hirnblutungen und Todesfälle und verbessern sie die langfristige Entwicklung von zu früh geborenen Babys (Frühgeborenen), die mechanische Atemhilfe benötigen?
Hintergrund
Frühgeborene, insbesondere Säuglinge, die vor Vollendung der 28. Schwangerschaftswoche geboren werden, entwickeln manchmal Hirnblutungen. Säuglinge mit weniger schweren Blutungen könnten sich vollständig erholen oder haben später im Leben nur leichte Probleme. Säuglinge mit schwereren Blutungen könnten sterben oder später im Leben Probleme haben. Derzeit gibt es keine Ansätze zur Vorbeugung oder Behandlung von Hirnblutungen.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Cochrane Reviews, die Schmerzmittel zur Vorbeugung von Hirnblutungen bei Frühgeborenen untersuchten. Wir bewerteten die Qualität der Reviews und fassten ihre Ergebnisse zusammen, um so die gesamte relevante Evidenz über diese Behandlungen zusammenzufassen.
Was fanden wir heraus?
Wir schlossen sieben Cochrane Reviews und ein Protokoll (Plan) für einen Cochrane Review ein. Zwei Reviews enthielten Studien, die nicht zu unserer Fragestellung passten; sie konzentrierten sich zum Beispiel auf Säuglinge, die am Ende der Schwangerschaft termingerecht geboren wurden, oder auf Säuglinge, die keine Beatmungsgeräte benötigten. Die anderen fünf Reviews untersuchten folgende Medikamente: Paracetamol (3 Studien), Midazolam (3 Studien), Phenobarbital (9 Studien), Opioide (20 Studien) und Ibuprofen (5 Studien).
Hauptergebnisse
- Weniger schwere Hirnblutungen
Wir sind mäßig überzeugt in Bezug auf die Evidenz für Ibuprofen, welches wahrscheinlich zu keinem wesentlichen Unterschied in der Anzahl an Hirnblutungen im Vergleich zu Placebo (einem inaktiven Medikament oder Scheinmedikament) führt (zwischen 19 % Verringerung und 21 % Zunahme). Wir sind nicht überzeugt von der Evidenz für: Morphin im Vergleich zu Diamorphin; andere Medikamente im Vergleich zu Placebo. In keiner der Studien, die andere Vergleiche zwischen zwei verschiedenen Medikamenten untersuchten, wurde dieses Ergebnis untersucht.
- Schwere Hirnblutungen
Wir sind nicht überzeugt von der Evidenz für Paracetamol, Phenobarbital, Opioide und Ibuprofen im Vergleich zu Placebo. Wir sind auch nicht von der Evidenz überzeugt für: Paracetamol im Vergleich zu Ibuprofen und für Morphin im Vergleich zu Midazolam und Fentanyl. In keiner Studie zu Midazolam im Vergleich zu Placebo und Morphin im Vergleich zu Diamorphin wurde über schwere Hirnblutungen berichtet.
- Todesfälle (jeglicher Ursache) innerhalb von 28 Lebenstagen
Wir sind mäßig überzeugt in Bezug auf die Evidenz für Opioide, welche wahrscheinlich zu keinem wesentlichen Unterschied im Vergleich zu Placebo führen (zwischen 20 % Rückgang und 55 % Anstieg). Wir sind nicht überzeugt von der Evidenz für: Phenobarbital und Ibuprofen im Vergleich zu Placebo; Morphin im Vergleich zu Midazolam und Diamorphin. In keiner Studie zu Paracetamol und Midazolam im Vergleich zu Placebo, Paracetamol zu Ibuprofen und Morphin zu Fentanyl wurden Todesfälle (jeglicher Ursache) innerhalb von Lebenstagen berichtet.
- Langfristige Entwicklung der Säuglinge
Wir sind nicht überzeugt in Bezug auf die Evidenz für Opioide im Vergleich zu Placebo in Bezug auf die langfristige Entwicklung der Kinder im Alter von 18 bis 24 Monaten und im Alter von fünf bis sechs Jahren. In keiner der anderen Studien wurde die langfristige Entwicklung untersucht.
Wir fanden ein Protokoll eines Cochrane Reviews zu Dexmedetomidin, einem Medikament zur Schmerzbehandlung und zur Entspannung von Säuglingen. Wir planen, die Evidenz aus diesem Review aufzunehmen, wenn sie veröffentlicht wird.
Was sind die Limitationen der Evidenz?
Wir sind mäßig überzeugt in Bezug auf die Evidenz für Ibuprofen in Bezug auf weniger schwere Hirnblutungen und für Opioide in Bezug auf Todesfälle (jeglicher Ursache) im Vergleich zu Placebo. Wir sind nicht überzeugt von der Evidenz für die anderen Vergleiche und Zielgrößen. Die Studien enthielten entweder keine für uns verwertbaren Informationen oder lieferten Ergebnisse, denen wir nur sehr wenig Vertrauen schenken können. Diese Studien waren klein und verwendeten Methoden, die zu Fehlern in ihren Ergebnissen führen können.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von August 2022.
N.-E. Denninger, A. Egger-Rainer, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland