Geplante Geburt am oder kurz vor dem Geburtstermin bei Schwangerschaftsdiabetes

Worum geht es?

Ziel dieses Cochrane Reviews war es, herauszufinden, ob eine geplante Geburt am oder kurz vor dem eigentlichen Geburtstermin im Vergleich zu einer Spontangeburt die Gesundheit von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes und ihren Kindern beeinflusst. Geplante vorzeitige Geburt bedeutet entweder Geburtseinleitung oder Kaiserschnitt, und mit «am oder kurz vor dem Geburtstermin» ist eine Schwangerschaftsdauer von 37 bis 40 Wochen gemeint. Um diese Frage zu beantworten, sammelten und untersuchten wir alle relevanten Studien, die bis August 2017 durchgeführt worden waren.

Warum ist das wichtig?

Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes (während der Schwangerschaft auftretende Glukosetoleranzstörung) und ihre Kinder haben eine höhere Wahrscheinlichkeit für gesundheitliche Komplikationen wie Bluthochdruck der Mutter oder erhöhtes Geburtsgewicht des Kindes. Aufgrund der Komplikationen, die manchmal mit der Geburt eines schweren Kindes verbunden sein können, empfahlen viele Ärzte Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes eine geplante Geburt (i.d.R. eine Geburtseinleitung) am oder kurz vor dem Geburtstermin (37 bis 40 Schwangerschaftswochen), anstatt bei ansonsten problemloser Schwangerschaft bis 41 abgeschlossene Schwangerschaftswochen eine Spontangeburt abzuwarten. Eine Geburtseinleitung kann die Häufigkeit einer Saugglocken- oder Zangengeburt erhöhen. Außerdem haben Frauen oft Mühe, mit einer eingeleiteten Geburt zurechtzukommen. Ein Kaiserschnitt ist eine große Operation, die zu Blutverlust, Infektionen und einem erhöhten Risiko für Probleme bei weiteren Geburten führen kann. Eine vorzeitige Geburt kann das Risiko von Atemproblemen bei Säuglingen erhöhen. Es ist wichtig zu wissen, welcher Umgang mit der Geburt sich besser auf die Gesundheit von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes und ihren Kindern auswirkt.

Welche Evidenz haben wir gefunden?

Bei unserer Suche stießen wir auf eine Studie mit 425 Frauen und ihren Kindern. In dieser Studie wurde bei 214 Frauen die Geburt am Geburtstermin eingeleitet, die anderen 211 Frauen warteten eine Spontangeburt ab.

Die Ergebnisse dieser Studie zeigten keine deutlichen Unterschiede zwischen den Kindern von Frauen beider Gruppen, weder in Bezug auf die Anzahl schwerer Kinder oder Kinder, deren Schultern während der Geburt steckenblieben, noch in Bezug auf Kinder mit Atemproblemen, niedrigem Blutzuckerspiegel oder Einweisung auf eine Neugeborenen-Intensivstation. Keines der Kinder in der Studie erlitt ein Geburtstrauma. In der Gruppe der Frauen, bei denen die Geburt eingeleitet wurde, gab es mehr Fälle von Gelbsucht beim Kind. Zwischen den Frauen beider Gruppen gab es keine eindeutigen Unterschiede bezüglich schwerwiegender gesundheitlicher Probleme für die Frau, Kaiserschnitt, operativer vaginaler Geburt, Nachgeburtsblutungen, Einweisung in die Intensivstation oder intaktem Damm. In beiden Gruppen wurden keine mütterlichen Sterbefälle verzeichnet. Es ist zu beachten, dass ein Großteil der gefundenen Evidenz von sehr niedriger Qualität ist.

Über folgende Endpunkte wurde nicht berichtet: Wochenbettdepression, Zufriedenheit der Mutter, Länge des Krankenhausaufenthalts (Mutter), übersäuertes Blut des Kindes, Hirnblutung oder andere Hirnkomplikationen beim Kind, ein für das Gestationsalter zu kleines Kind und die Länge des Krankenhausaufenthalts (Kind).

Was bedeutet das?

Die Evidenz ist ungenügend, um Unterschiede für die Gesundheit von Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes und von ihren Kindern auszumachen, je nachdem, ob die Geburt geplant wird, oder bei ansonsten problemloser Schwangerschaft bis 41 abgeschlossene Schwangerschaftswochen eine Spontangeburt abgewartet wird. Um diese Frage beantworten zu können, ist weitere Forschung erforderlich.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

N. Arni und C. Loytved, freigegeben durch Cochrane Schweiz

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