Kernaussagen
- Wir sind uns nicht sicher, ob verschiedene Verbände und Fixiervorrichtungen das Risiko von Komplikationen oder das Versagen von peripheren arteriellen Kathetern verringern.
- Wir fanden fünf Studien, die dies untersucht haben, aber wir sind nicht sehr zuversichtlich, was die Ergebnisse betrifft, da die Stichprobengrößen klein sind und nur wenige Endpunktereignisse vorliegen.
- Künftige Forschungen sollten die Produkte vergleichen, die derzeit in Krankenhäusern für die Befestigung und den Verband arterieller Katheter verwendet werden, und zwar mit qualitativ hochwertigen Methoden und einer großen Anzahl von Personen, die Katheter erhalten.
- Es ist wichtig, dass Patientinnen und Patienten und Pflegefachpersonen die Risiken und Vorteile der verschiedenen arteriellen Katheterverbände und -fixierungen mit ihrem Gesundheitsdienstleister besprechen. Der Gesundheitsdienstleister kann der Patientin bzw. dem Patienten helfen, die passende Vorrichtung für ihre oder seine Bedürfnisse auszuwählen.
Was sind periphere arterielle Katheter?
Periphere arterielle Katheter sind dünne Schläuche, die durch die Haut in die Arterien der Patientin bzw. des Patienten eingeführt werden. Sie werden in der Regel auf der Intensivstation oder im Operationssaal eingesetzt, um den Blutdruck zu überwachen, oder wenn einer Patientin bzw. einem Patienten regelmäßig Blut abgenommen werden muss. Diese Patientinnen und Patienten können sich in einem kritischen Zustand befinden und benötigen den Katheter zur Unterstützung der Pflege.
Trotz ihrer Bedeutung versagen arterielle Katheter häufig (sie funktionieren nicht mehr) und müssen wieder eingesetzt werden. Es gibt viele verschiedene Verbände und Fixiervorrichtungen, die dafür sorgen sollen, dass arterielle Katheter an Ort und Stelle bleiben und voll funktionsfähig sind. Es ist nicht klar, welche Verbände oder Fixiervorrichtungen am wirksamsten sind, um die Funktion des arteriellen Katheters aufrechtzuerhalten und Komplikationen zu verhindern.
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, welche Verbände oder Fixiervorrichtungen am wirksamsten sind, um zu verhindern, dass arterielle Katheter aufgrund von Infektionen und Komplikationen wie Ablösung, Verschluss (Verstopfung) und unerwünschten Wirkungen bei Krankenhauspatientinnen und -patienten nicht mehr funktionieren.
Wie gingen wir vor?
Wir haben nach gut konzipierten Studien gesucht, die verschiedene Arten von Verbänden und Fixiervorrichtungen für arterielle Katheter verglichen haben. Anschließend fassten wir die Ergebnisse der Studien zusammen, verglichen sie und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz auf der Grundlage von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.
Was fanden wir?
Wir fanden fünf Studien, an denen 1228 Personen mit 1228 arteriellen Kathetern teilnahmen. In den Studien wurden verschiedene Verband- und Fixiervorrichtungen verglichen, wobei die folgenden vier Vergleiche durchgeführt wurden.
1. Standard-Polyurethan plus Gewebekleber versus Standard-Polyurethan (transparenter Verband mit medizinischem „Superkleber" versus transparenter Verband)
2. Polyurethan mit Rand gegenüber Standard-Polyurethan (Verband mit Rand gegenüber transparentem Verband)
3. Standard-Polyurethan plus nahtlose Fixiervorrichtungen versus Standard-Polyurethan (transparenter Verband mit Hautverankerungsvorrichtung versus transparenter Verband)
4. Integrierte Fixierverbände im Vergleich zu Standard-Polyurethanverbänden (Verband mit Rand mit zusätzlichem Fixierverband im Vergleich zu transparentem Verband)
Hauptergebnisse
Wir sind uns nicht sicher, ob die Verwendung der folgenden Verband- und Fixierprodukte das Risiko eines Versagens des arteriellen Katheters oder einer katheterassoziierten Blutstrominfektion verringert: Standard-Polyurethan, Polyurethan mit Rand, Gewebekleber, nahtlose Fixiervorrichtungen und integrierte Fixierverbände.
Wir sind uns auch nicht sicher, ob die Verwendung der oben genannten Verbände und Fixierprodukte das Risiko von Arterienkatheterverlegungen, Verstopfungen oder unerwünschten Ereignissen verringert oder ob diese Produkte zu einer verbesserten Patientenzufriedenheit führen.
Was schränkt die Evidenz ein?
Aufgrund der geringen Zahl der eingeschlossenen Teilnehmenden und der wenigen Ereignisse in diesen Studien sind wir nicht sehr zuversichtlich, was die derzeit verfügbare Evidenz betrifft. Aufgrund der Art der Intervention war den Teilnehmenden und den durchführenden Personen bekannt, welche Behandlung die Teilnehmenden erhielten. Dies könnte die Behandlung der Teilnehmenden, die verschiedene Maßnahmen erhielten, beeinflusst haben. In weiteren Studien könnten die Wirkungen von Verband- und Fixierprodukten in genauer definierten Populationen, einschließlich Kindern und Neugeborenen, untersucht werden. Darüber hinaus würde ein standardisierter Satz von Endpunkten Forschenden ermöglichen, konsistent dieselben Parameter zu vergleichbaren Zeitpunkten zu messen, was die Datenerhebung erheblich erleichtern würde. Die Evidenz auf diesem Gebiet entwickelt sich weiter, und künftige Forschungen könnten dazu beitragen, unbeantwortete klinische Fragen zu klären.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand vom 16. Mai 2023.
Derzeit gibt es nur begrenzte rigorose RCT Evidenz über die relative klinische Wirksamkeit von AC-Verbänden und Fixierprodukten. Zu den Limitationen der derzeitigen Evidenz gehören der geringe Umfang der Stichprobe, die Seltenheit der Ereignisse und die heterogene Messung der Endpunkte. Wir fanden keinen eindeutigen Unterschied in der Häufigkeit von AC-Fehlern, kathetherassoziierten Infektionen oder unerwünschten Ereignissen bei den verschiedenen AC-Verbänden oder Fixierprodukten einschließlich SPU, Polyurethan mit Rand, nahtlosen Fixiervorrichtungen, SPU plus Gewebekleber und integrierten Fixierprodukten. Aufgrund der begrenzten derzeitigen Evidenz sind weitere rigorose RCTs erforderlich, um die Unsicherheit in Bezug auf die Verwendung von Verband- und Fixiervorrichtungen für ACs zu verringern.
Periphere arterielle Katheter (AC) werden in der Anästhesie und Intensivpflege zur Blutentnahme und -überwachung eingesetzt. Trotz ihrer Bedeutung fallen ACs oft aus und müssen neu gelegt werden. Verbände und Fixiervorrichtungen erhalten die Funktion des AC und verhindern Komplikationen wie Infektionen.
Bewertung der Wirksamkeit von peripheren AC-Verbänden und Fixiervorrichtungen zur Verhinderung von Versagen und Komplikationen bei hospitalisierten Personen.
Wir haben das Cochrane Wounds Specialised Register, CENTRAL, MEDLINE, Embase und CINAHL Plus bis zum 16. Mai 2023 durchsucht. Wir haben auch ClinicalTrials.gov und die internationale Registerplattform der Weltgesundheitsorganisation nach klinischen Studien bis zum 16. Mai 2023 durchsucht.
Wir schlossen randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) ein, in denen verschiedene Verband- und Fixiervorrichtungen zur Stabilisierung von ACs bei hospitalisierten Patientinnen und Patienten verglichen wurden.
Zwei Autorinnen bzw. Autoren wählten unabhängig voneinander die einzuschließenden Studien aus, extrahierten die Daten und bewerteten das Risiko einer Verzerrung mit Hilfe des RoB 1-Tools von Cochrane. Wir haben Meinungsverschiedenheiten durch Diskussion oder, falls erforderlich, durch Konsultation eines dritten Gutachters bzw. einer dritten Gutachterin geklärt. Wir nutzten GRADE, um die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz zu beurteilen.
Wir haben fünf RCTs mit 1228 Teilnehmenden und 1228 ACs einbezogen. Alle eingeschlossenen Studien wiesen in einem oder mehreren Bereichen ein hohes Verzerrungsrisiko auf. Wir stellen hier im Abstract die folgenden vier Vergleiche vor. Über die übrigen Vergleiche wird im Hauptteil des Reviews berichtet.
Standard-Polyurethan (SPU) plus Gewebekleber im Vergleich zu SPU: Wir sind sehr unsicher, ob die Verwendung von SPU plus Gewebekleber die Raten des Versagens der AC beeinflusst (Risikoverhältnis (RR) 0.44, 95% Konfidenzintervall (KI) 0.20 bis 0.98; I² = 0%; 2 Studien, 165 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). In keiner der beiden Studien (165 Teilnehmende) wurden katheterassoziierte Blutstrominfektionen berichtet, daher sind wir sehr unsicher, ob SPU plus Gewebekleber Auswirkungen auf die Häufigkeit von katheterassoziierten Blutstrominfektionen hat (Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Es ist sehr unsicher, ob die Verwendung von SPU plus Gewebekleber das Risiko einer AC-Dislokation beeinflusst (RR 0.54, 95% KI 0.03 bis 9.62; I² = 44%; 2 Studien, 165 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Wir sind sehr unsicher, ob die Verwendung von SPU plus Gewebekleber die AC-Verschlussraten beeinflusst (RR 1.20, 95% KI 0.37 bis 3.91; I² = 3%; 2 Studien, 165 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Wir sind sehr unsicher, ob die Verwendung von SPU plus Gewebekleber die Raten unerwünschter Ereignisse beeinflusst, da nur wenige Ereignisse über die Gruppen hinweg berichtet wurden (RR 0.89, 95% KI 0.09 bis 8.33; I² = 0%; 2 Studien, 165 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit).
Polyurethan mit Rand im Vergleich zu SPU: Wir sind sehr unsicher, ob die Verwendung von Polyurethan mit Rand die Raten von AC-Versagen beeinflusst (RR 0.67, 95% KI 0.21 bis 2.13; 1 Studie, 60 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Polyurethan mit Rand macht möglicherweise nur einen geringen oder gar keinen Unterschied bei katheterassoziierten Blutstrominfektionen im Vergleich zu SPU (RR 3.05, 95% KI 0.12 bis 74.45; I² = nicht anwendbar, da 1 Studie mit 60 Teilnehmenden keine Ereignisse berichtete; 2 Studien, 572 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Polyurethan mit Rand kann das Risiko einer AC-Dislokation im Vergleich zu SPU nur geringfügig oder gar nicht beeinflussen (RR 0.75, 95% KI 0.17 bis 3.22; I² = 0%; 2 Studien, 572 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Polyurethan mit Rand kann das Verschlussrisiko im Vergleich zu SPU nur geringfügig oder gar nicht beeinflussen (RR 0.80, 95% KI 0.60 bis 1.07; I² = 0%; 2 Studien, 572 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Es ist sehr unsicher, ob sich Polyurethan mit Rand im Vergleich zu SPU auf das Risiko unerwünschter Ereignisse auswirkt (RR 0.33, 95% KI 0.01 bis 7.87; 1 Studie, 60 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit).
SPU plus nahtlose Fixiervorrichtungen im Vergleich zu SPU: Wir sind sehr unsicher, ob SPU plus nahtlose Fixiervorrichtungen das Risiko eines AC-Versagens im Vergleich zu SPU allein beeinflusst (RR 0.78, 95% KI 0.40 bis 1.52; I² = 0%; 2 Studien, 157 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Wir sind sehr unsicher, ob SPU plus nahtlose Fixiervorrichtungen die Inzidenzrate der katheterassoziierten Blutstrominfektionen beeinflusst, da es in beiden Gruppen keine Ereignisse gab (2 Studien, 157 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Es ist sehr unsicher, ob SPU plus nahtlose Fixiervorrichtungen das Dislokationsrisiko beeinflusst (RR 0.14, 95% KI 0.01 bis 2.57; I² = nicht anwendbar, da 1 Studie mit 96 Teilnehmenden keine Ereignisse berichtete; 2 Studien, 157 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Es ist sehr unsicher, ob SPU plus nahtlose Fixiervorrichtungen das Risiko eines AC-Verschlusses beeinflusst (RR 1.94, 95% KI 0.50 bis 7.48; I² = 38%; 2 Studien, 157 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit). Wir sind sehr unsicher, ob sich SPU plus nahtlose Fixiervorrichtungen auf das Risiko unerwünschter Ereignisse auswirkt (RR 1.94, 95% KI 0.19 bis 20.24; I² = nicht anwendbar, da 1 Studie mit 96 Teilnehmenden über keine Ereignisse berichtete; 2 Studien, 157 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit).
Integrierte Fixierverbände im Vergleich zu SPU: Integrierte Fixierverbände können im Vergleich zu SPU zu einem geringen oder gar keinem Unterschied im Risiko eines AC-Versagens führen (RR 1.96, 95% KI 0.80 bis 4.84; 1 Studie, 105 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit); können zu einem geringen oder gar keinem Unterschied in der Inzidenzrate katheterassoziierter Blutstrominfektionen führen, wobei keine Ereignisse berichtet wurden (1 Studie, 105 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit); können zu einem geringen oder gar keinem Unterschied im Dislokationsrisiko führen (RR 0.33, 95% KI 0.04 bis 3.04; 1 Studie, 105 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit), kann zu geringen oder keinen Unterschieden bei den Okklusionsraten führen, ohne dass über Ereignisse berichtet wird (1 Studie, 105 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit), und kann zu geringen oder keinen Unterschieden beim Risiko unerwünschter Ereignisse führen (RR 0.35, 95% KI 0.01 bis 8.45; 1 Studie, 105 Teilnehmende; Evidenz von niedriger Vertrauenswürdigkeit).
M. Vogt, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland