Wie können Gespräche zum Thema Lebensende und Gesundheitsversorgung in den letzten 12 Monaten des Lebens verbessert werden?

Kernaussagen

Wir haben nicht genügend hochwertige Evidenz gefunden, um sagen zu können, welche Arten der Kommunikation über das Lebensende für die betroffenen Personen am besten sind. Eine auf einer Intensivstation durchgeführte Studie fand heraus, dass eine Familienkonferenz mit Mitarbeitenden in Gesundheitsberufen möglicherweise zu längeren Gesprächen zum Thema Lebensende führt. Eine andere Studie fand heraus, dass eine Intervention, die einen strukturierten Gesprächsleitfaden verwendete, möglicherweise zu früheren Gesprächen zum Thema Lebensende und Gesundheitsversorgung am Lebensende zwischen Patient*innen, informell Pflegenden und Angehörigen von Gesundheitsberufen führt. Wir haben keine Evidenz für negative Wirkungen von Interventionen zur Verbesserung der Kommunikation gefunden. Wir sind unsicher über die Wirkung auf Endpunkte wie Wissen oder Qualität der Gesundheitsversorgung am Lebensende.

Warum ist eine gute Kommunikation am Lebensende wichtig?

Wenn sich jemand dem Lebensende nähert (laut Definition während der letzten 12 Monate), ist es wichtig, dass ihm/ihr eine qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung zuteil wird (siehe ACSQHC 2015 und 2015b für weitere Informationen zur Gesundheitsversorgung am Lebensende). Gespräche über das Lebensende sind ein entscheidender Bestandteil dieser Gesundheitsversorgung. Es hilft den Patient*innen und ihren Familien und informell Pflegenden, wenn sie verstehen, was geschieht, wenn sie wissen, was zu erwarten ist und welche Möglichkeiten sie haben, wenn sie Fragen stellen und Unterstützung erhalten können und wenn sie in dem von ihnen gewünschtem Ausmaß in Entscheidungen und Planungen einbezogen werden. Gespräche über das Lebensende werden nicht immer so gut geführt wie sie es sollten, was negative Auswirkungen haben kann. Es ist wichtig zu verstehen, wie die Kommunikation zwischen den verschiedenen an der Gesundheitsversorgung am Lebensende beteiligten Personen (Patient*innen, Familienangehörige und andere nahe Personen, informell Pflegende, Gesundheitsfachkräfte) verbessert werden kann, damit sichergestellt werden kann, dass die Menschen in der letzten Zeit ihres Lebens bestmöglich versorgt werden.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten folgende Dinge herausfinden: - Welche Arten der Kommunikation zwischen Patient*innen und Mitarbeitenden des Gesundheitswesens am besten geeignet sein könnten, um das Wissen der Betroffenen über das bevorstehende Lebensende zu verbessern (z. B. was zu erwarten ist, Behandlungsmöglichkeiten).

- Was die Menschen über diese Gespräche dachten (z. B. Zufriedenheit, Qualität der Kommunikation, wie sehr sie in die Diskussionen eingebunden waren bzw. sein wollten). - Weiteres über diese Gespräche (z. B. wie oft und wann diese stattfanden).

Wir wollten auch herausfinden, ob Interventionen zur Verbesserung der Kommunikation unerwünschte oder schädliche Wirkungen wie Angst oder psychische Überlastung verstärken könnten.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach Studien, die bei Menschen aller Altersgruppen, die voraussichtlich innerhalb von 12 Monaten sterben werden, folgendes untersuchten: - Maßnahmen zur Verbesserung der Kommunikation am Lebensende im Vergleich zur herkömmlichen Gesundheitsversorgung (Versorgung, die routinemäßig oder als Standardbehandlung angeboten wird) - Vergleich einer Art der Kommunikation (z. B. Vermittlung von Informationen) mit einer anderen (z. B. Vermittlung von Informationen in Kombination mit Unterstützung). Wir fassten die Ergebnisse der eingeschlossenen Studien zusammen und bewerteten das Vertrauen in die Evidenz. Dies geschah auf der Grundlage von Faktoren wie Studiengröße, Untersuchungsmethoden und den in den Studien untersuchten Personen.

Um sicherzustellen, dass der Schwerpunkt dieses Reviews auf der zwischenmenschlichen Kommunikation während der letzten 12 Lebensmonate liegt, schlossen wir Studien aus, die sich mit spezifischen Entscheidungen (egal, ob diese gemeinsam getroffen wurden oder nicht) und mit Instrumenten für solche Entscheidungen befassten. Wir schlossen auch solche Studien aus, die sich auf die vorausschauende Versorgungsplanung (Advance Care Planning/ACP) konzentrierten, in denen die Diskussion über ACP oder der Abschluss einer ACP-Patientenverfügung als primärer Endpunkt berichtet wurde. Schließlich schlossen wir Studien über Kommunikationstrainings für Gesundheitsberufe aus, sofern in diesen Studien nicht Endpunkte, die auf die Patient*innen fokussiert waren, als primäre Endpunkte berichtet wurden.

Was fanden wir heraus?

Wir fanden acht Studien, in denen die Wirkungen von Interventionen zur Verbesserung der Kommunikation mit Menschen am Lebensende mit herkömmlichen Vorgehensweisen verglichen wurden. Die Interventionen waren vielfältig und reichten von einfachen Ansätzen (z. B. eine Liste, die Patient*innen und informell Pflegenden hilft, in Gesprächen mit Gesundheitspersonal Fragen zu stellen) bis hin zu komplexen, durchstrukturierten Gesprächsinterventionen, um Patient*innen und deren informell Pflegende in Diskussionen über das Lebensende und die von ihnen gewünschte Gesundheitsversorgung einzubinden.

Wir fanden folgendes heraus: - dass in manchen Fällen eine Familienkonferenz zu längeren Gesprächen über das Lebensende führen könnte, - und dass ein strukturierter Gesprächsleitfaden zum Thema schwere Krankheiten dazu führen könnte, dass Gespräche zwischen Patient*innen, informell Pflegenden und Mitarbeitenden in Gesundheitsberufen über das Lebensende und die Gesundheitsversorgung am Lebensende früher stattfinden. 

Wir fanden auch heraus, dass Interventionen zur Verbesserung der Kommunikation am Lebensende möglicherweise nur geringe Auswirkungen auf das Wissen, auf die Meinung der betroffenen Person über das stattgefundene Gespräch (z. B. Qualität der Kommunikation, wie sehr sie in die Diskussion eingebunden werden möchten) oder auch auf Endpunkte wie die Anzahl der Fragen, welche die Patient*innen in den Gesprächen mit ihren Ärzten oder Ärztinnen stellen, haben. Wir haben keine Evidenz für schädliche oder negative Wirkungen der Interventionen gefunden, aber die Studien waren meist klein und nicht in erster Linie darauf ausgelegt, diese zu identifizieren.

Auch in Bezug auf die anderen von uns untersuchten Endpunkte (Lebensqualität, Qualität der Gesundheitsversorgung am Lebensende oder Anzahl der erreichten Versorgungsziele) sind die Wirkungen möglicherweise gering. In manchen Fällen sind wir uns nicht sicher, weil nur wenig oder überhaupt keine Evidenz zur Verfügung stand (z. B. Endpunkte in Bezug auf Angehörige von Gesundheitsberufen wie Wissen oder Selbstvertrauen in Bezug auf solche Gespräche, oder Endpunkte in Bezug auf die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, z. B. Krankenhauseinweisungen).

Was schränkt die Evidenz ein? 

Wir haben nur sehr wenig Vertrauen in die Evidenz: Die eingeschlossenen Studien untersuchten nur die Kommunikation älterer Menschen in Ländern mit hohem Einkommen, wohingegen der Review nach Evidenz in Bezug auf die gesamte Lebensspanne von Menschen suchte und keine Einschränkungen bezüglich Länder und Patientenumfeld vornehmen wollte. Außerdem wurden in den einbezogenen Studien häufig nur wenige Personen untersucht.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Juli 2018.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

D. Schoberer, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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