Hintergrund
Lungenkrebs ist weltweit die häufigste tödliche Krebserkrankung. Die Überlebenschancen bei Lungenkrebs hängen wesentlich davon ab, wann die Krankheit diagnostiziert wird. Es ist wichtig, die Krankheit so früh wie möglich durch eine Röntgenuntersuchung (Thoraxröntgen) oder eine Computertomographie (CT) zu erkennen. CT ist eine detailliertere Art der Röntgenuntersuchung, bei der zahlreiche Bilder der Lunge aufgenommen werden. Ziel dieser Untersuchung war es, Informationen über den Einsatz der CT zur Früherkennung von Lungenkrebs zu sammeln und herauszufinden, ob diese die Sterblichkeit durch Lungenkrebs verringert. Wir bewerteten auch die potenziellen Schäden, die durch die Verwendung der CT zur Lungenkrebsvorsorge entstehen können, wie z. B. zusätzliche Untersuchungen und damit verbundene Komplikationen.
Beschreibung der einbezogenen Studien
Die Evidenz des Reviews ist auf dem Stand vom 31. Juli 2021. Wir schlossen 11 Studien mit insgesamt 94.445 Teilnehmenden ein. Die Studien kamen aus den USA und Europa. Der älteste Studie begann 1991, die jüngste im Jahr 2011. Die Studienteilnehmer waren über 40 Jahre alt. Die Häufigkeit der CT-Untersuchungen reichte von jährlich bis zu mehr als 2,5 Jahren Abstand.
Hauptergebnisse
Acht der Studien (91.122 Teilnehmende) wurden in die Analyse des Hauptendpunktes der lungenkrebsbedingten Sterblichkeit einbezogen. Bei Personen über 40 Jahren mit erheblicher Rauchexposition reduzierte die Früherkennung mit Hilfe einer CT-Untersuchung die Sterblichkeit durch Lungenkrebs um 21 %. Das bedeutet, dass sich 226 Personen dieser Untersuchung unterziehen mussten, um einen Todesfall durch Lungenkrebs zu verhindern. Wir stellten auch fest, dass die Früherkennung durch CT mit einer geringeren Gesamtzahl aller Todesfälle (einschließlich Lungenkrebs) einher ging. Die Wirkung war jedoch wesentlich geringer (nur 5% Risikominderung). In der Gruppe der Personen, die eine CT-Untersuchung durchführen ließen, wurde häufiger Lungenkrebs entdeckt als in der Gruppe ohne diese Untersuchung. CT-Untersuchungen können jedoch zu falsch-positiven Ergebnissen führen (ein Test, der positiv oder unklar für Lungenkrebs ist, obwohl die Person tatsächlich keinen Lungenkrebs hat). Wir fanden heraus, dass falsch-positive Ergebnisse bei Personen, die mittels CT untersucht wurden, häufiger vorkamen als bei Röntgenaufnahmen der Brust. Daher wurden bei denjenigen, die sich einer CT-Untersuchung unterzogen, eine größere Zahl weiterer Untersuchungen durchgeführt, sowohl auf Krebs als auch auf andere Krankheiten. Das Screening birgt auch das Risiko, Lungenkrebs zu entdecken, der möglicherweise nie so weit fortgeschritten wäre, dass er dem Betroffenen schadet (dies wird als Überdiagnose bezeichnet). Das Risiko einer Überdiagnose von Lungenkrebs bei der CT-Untersuchung wurde auf 18% geschätzt.
Die Studien waren zu unterschiedlich oder lieferten nicht genügend Informationen, um Auswirkungen der Untersuchung auf einen möglichen Rauchstopp oder die Lebensqualität zu untersuchen. Es gab einige Hinweise darauf, dass das Screening keine langfristigen psychologischen Nachteile mit sich bringt. Einige Personen in der CT-Untersuchungsgruppe fühlten sich weniger ängstlich als die Kontrollgruppen, denen keine CT-Untersuchung angeboten wurde.
Vertrauenswürdigkeit der Evidenz
Die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz war insgesamt moderat für Ergebnisse in Bezug auf die Sterblichkeit und moderat bis gering für andere Ergebnisse. Die Bewertung der Vertrauenswürdigkeit spiegelt das Vertrauen der Autoren in die Richtigkeit des Ergebnisses wider.
Übersetzt von M. Fischill-Neudeck & N.-E. Denninger, freigegeben durch Cochrane Deutschland