Verhindert die Behandlung mit SGLT2-Hemmern Komplikationen bei Menschen mit chronischer Nierenerkrankung und Diabetes?

Kernaussagen

- Die Behandlung mit Natrium-Glucose-Cotransporter-2­(SGLT2)-Hemmern verringert das Risiko von Tod und Nierenkomplikationen bei Menschen mit chronischer Nierenerkrankung und Diabetes.

- Wir sind uns nicht sicher, ob SGLT2-Hemmer besser sind als andere Diabetesmedikamente, da es nicht genügend direkte Vergleichsstudien gibt.

Chronische Nierenerkrankung und Diabetes

Diabetes ist eine weit verbreitete Krankheit, die durch eine gestörte Produktion von Insulin – dem Hormon, das den Blutzuckerspiegel reguliert – sowie durch eine verminderte Empfindlichkeit der Körperzellen für Insulin (Insulinresistenz) verursacht wird. Diabetes verringert die gesundheitsbezogene Lebensqualität und erhöht das Risiko für Herzinfarkte, Schlaganfälle, Amputationen von Gliedmaßen, vorzeitigen Tod und Depressionen, besonders bei Personen mit chronischen Nierenerkrankungen. SGLT2-Hemmer werden inzwischen zur Behandlung von Menschen mit chronischen Nierenerkrankungen und Diabetes eingesetzt. Es werden immer mehr neue Studien durchgeführt. Die gemeinsame Auswertung dieser Studienergebnisse ist wichtig, um ein aktuelles Bild davon zu bekommen, ob diese Medikamente im Vergleich zu anderen Behandlungen sicher und wirksam sind.

Was wollten wir herausfinden?

Wir wollten herausfinden, ob SGLT2-Hemmer diabetesbedingte Komplikationen bei Erwachsenen und Kindern verhindern, die sowohl eine chronische Nierenerkrankung (eingeschränkte Nierenfunktion) als auch Diabetes haben.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten nach allen Studien, die den Nutzen und Schaden von zufällig zugeteilten SGLT2-Hemmern an Menschen mit chronischer Nierenerkrankung und Diabetes untersuchten. Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz anhand von Faktoren wie Studienmethoden und Größe der Studien.

Was fanden wir?

Wir haben 53 klinische Studien mit 65.241 Erwachsenen mit chronischer Nierenerkrankung und Diabetes einbezogen. Die Studienteilnehmenden erhielten einen SGLT2-Hemmer, eine Tablette ohne Wirkstoff (Placebo), die Standardversorgung allein oder ein anderes Diabetesmedikament (z. B. Metformin oder Insulin). Die Zuteilung zur Behandlung erfolgte nach dem Zufallsprinzip (wie das Werfen einer Münze). Es wurden keine Studien an Kindern durchgeführt.

Die gemeinsame Auswertung aller Studien ergab, dass die Behandlung mit SGLT2-Hemmern das Sterberisiko verringert, einschließlich der Todesfälle, die direkt auf Herzprobleme oder Schlaganfälle zurückzuführen sind. Wir haben auch festgestellt, dass SGLT2-Hemmer Nierenversagen verhindern, das heißt es benötigen weniger Menschen unter dieser Behandlung eine Dialyse oder eine Nierentransplantation. Die Wirkungen zur Verhinderung eines Herzinfarkts oder eines Schlaganfalls sind unklar. Wir können auch nicht mit Sicherheit sagen, ob die Behandlung mit SGLT2-Hemmern besser oder schlechter ist als andere Behandlungen, da nur wenige Daten aus klinischen Studien zum Vergleich mit anderen Diabetesmedikamenten vorliegen.

Was schränkt die Evidenz ein?

Aus einigen Studien ging nicht eindeutig hervor, wie viele Personen eine chronische Nierenerkrankung hatten, so dass einige Daten nicht berücksichtigt werden konnten. Unerwünschte Ereignisse wurden selten und uneinheitlich berichtet, so dass wir dazu keine sicheren Aussagen machen können. Wir haben zwar Studien mit Menschen mit Typ-1-Diabetes einbezogen, aber es standen nicht genügend Daten zur Verfügung, um die Wirkungen von SGLT2-Hemmern bei diesen Betroffenen genau zu untersuchen.

Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von November 2023.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

B. Schindler, M. Zeitler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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