Fragestellung
Welche Auswirkungen hat eine antifibrinolytische Therapie bei Patienten mit aneurysmatischer Subarachnoidalblutung?
Hintergrund
Eine Subarachnoidalblutung ist eine Blutung in den Raum zwischen Gehirn und Schädel, in dem die Blutgefäße verlaufen, die das Gehirn versorgen (Subarachnoidalraum). Die Ursache für diese Art von Blutungen ist meist der Riss einer Schwachstelle (Aneurysma) in einem der Hirngefäße. Eine Subarachnoidalblutung ist eine relativ seltene Form des Schlaganfalls, tritt aber gehäuft in jungen Jahren auf (die Hälfte der Betroffenen ist jünger als 50 Jahre) und hat daher erhebliche sozioökonomische Auswirkungen. Die Prognose nach einer Subarachnoidalblutung ist oft schlecht; ein Drittel der Betroffenen stirbt nach der Blutung und von den Überlebenden benötigt ein Fünftel Hilfe bei alltäglichen Aktivitäten. Eine wichtige Ursache für eine schlechte Genesung nach einer Subarachnoidalblutung sind wiederholte (rezidivierende) Blutungen aus dem Aneurysma. Man nimmt an, dass dies auf die natürliche Aktivität zur Auflösung von Blutgerinnseln (fibrinolytische Aktivität) zurückzuführen ist. Zur Behandlung wurden Medikamente eingeführt, die die Auflösung von Blutgerinnseln verlangsamen, so genannte Antifibrinolytika. Sie sollen das Risiko erneuter Blutungen verringern und die Genesung nach einer Subarachnoidalblutung verbessern.
Studienmerkmale
Es wurden Studien bis Mai 2022 eingeschlossen. Diese Übersichtsarbeit umfasste 11 Studien mit insgesamt 2.717 Teilnehmenden, in denen die Wirkung von Antifibrinolytika bei Menschen mit einer Subarachnoidalblutung aufgrund eines gerissenen Aneurysmas untersucht wurde.
Hauptergebnisse
Eine antifibrinolytische Behandlung verringert zwar das Risiko einer erneuten Blutung, verbessert aber weder das Gesamtüberleben noch die Chance auf Unabhängigkeit bei der Alltagsbewältigung. Wir kommen zu dem Schluss, dass es keine Belege für eine routinemäßige Verabreichung von Antifibrinolytika bei Menschen mit einer Subarachnoidalblutung aufgrund eines gerissenen Aneurysmas gibt.
Qualität der Evidenz
Wir bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz als moderat bis hoch, d. h. wir sind moderat oder sehr zuversichtlich, was die Zuverlässigkeit der Ergebnisse angeht.
B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland