Wie kann man abgestorbenes Gewebe aus Operationswunden am besten entfernen?

Kernaussage

Wir können nicht mit Sicherheit sagen, ob die Entfernung von abgestorbenem oder infiziertem Gewebe aus chirurgischen Wunden im Vergleich zur übliche Wundpflege zu einer schnelleren Entfernung des gesamten abgestorbenen Gewebes führt und die Wundheilung beschleunigt.

Was wollten wir herausfinden?

Nach einer Operation heilen die meisten chirurgischen Wunden auf natürliche Weise und ohne Komplikationen. Es können jedoch Komplikationen wie Infektionen auftreten, die die den Heilungsprozess verzögern können. Es gibt viele verschiedene Methoden zur Entfernung von abgestorbenem oder infiziertem Gewebe (das so genannte Debridement), z. B. die chirurgische Entfernung des Gewebes, Enzyme (natürlich vorkommende Proteine, die das Gewebe auflösen) und mechanische Methoden (z. B. eine spezielle trockene Kompresse, die entfernt wird, wenn das Gewebe daran haften geblieben ist). Wir wollten untersuchen, wie unterschiedliche Methoden die Zeit beeinflussen, die benötigt wird, bis abgestorbenes oder infiziertes Gewebe aus Operationswunden entfernt ist und bis die Wunde verheilt ist.

Wie gingen wir vor?

Wir suchten in medizinischen Datenbanken nach gut konzipierten Studien mit Teilnehmenden jeden Alters, in denen eine Debridement-Methode mit einer Scheinbehandlung (Placebo), keiner Behandlung oder einer anderen Debridement-Methode nach einer Operation verglichen wurde.

Was fanden wir?

Wir fanden sechs Studien aus den Jahren 1979 bis 2014, die verschiedene Arten des Wund-Debridements mit der üblichen Behandlung von Wunden mit abgestorbenem Gewebe nach einer Operation verglichen. Alle sechs Studien verglichen unterschiedliche Debridement-Methoden mit unterschiedlichen Arten der üblichen Wundbehandlung. Deshalb konnten wir die Ergebnisse nicht zusammenfassen und statistisch auswerten. Die Gesamtzahl der Teilnehmenden an den Studien betrug 265, und das Alter der Teilnehmenden reichte von drei bis 91 Jahren. Die Studien wurden in Krankenhäusern in China, Dänemark, Belgien und dem Vereinigten Königreich durchgeführt.

Vier Studien verglichen eine Behandlungsmethode, die den natürlichen Wundheilungsprozess des Körpers fördert (die so genannte autolytische Behandlung), mit verschiedenen Arten der üblichen Wundbehandlung. Insgesamt zeigt die Evidenz, dass diese Methode möglicherweise keinen oder nur einen kleinen Einfluss darauf hat, wie lange es dauert, bis das gesamte abgestorbene Gewebe entfernt ist. Eine Studie verglich ein Enzym mit einer üblichen Wundbehandlung. Auch diese Methode hat möglicherweise keinen oder nur einen geringen Einfluss auf die benötigte Zeit zur Entfernung des gesamten abgestorbenen Gewebes. Eine weitere Studie verglich die "Schlüsselloch"-Operation mit der „normalen“ Operation zur Entfernung von abgestorbenem Gewebe. Die Entfernung des abgestorbenen Gewebes durch die Schlüsselloch-Operation hat möglicherweise keinen oder nur einen geringen Einfluss auf Heilungszeit der Wunde. Allerdings ist diese Evidenz sehr unsicher. Nur drei der Studien (zwei autolytische und eine mit einem Enzym) gaben schwerwiegende unerwünschte Ereignisse an, die zum Abbruch der Behandlung oder zur Krankenhauseinweisung führten. Zwischen den Behandlungsmethoden gibt es möglicherweise keinen Unterschied bei der Häufigkeit von Todesfällen und schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen.

Zusammenfassend lässt sich aus den Studien keine eindeutige Schlussfolgerung ziehen, ob verschiedene Methoden des Wund-Debridements der üblichen Wundbehandlung überlegen sind, um die Dauer bis zur kompletten Entfernung des abgestorbenen Gewebes oder bis zur vollständigen Heilung zu verkürzen, oder um die Rate von schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen zu senken.

Was schränkt die Evidenz ein?

Insgesamt ist die Evidenz unklar, vor allem weil die Studien nur eine kleine Anzahl von Personen umfassten und die Ergebnisse nicht gut berichtet wurden. Außerdem wurden in fünf Studien Debridement-Präparate verwendet, die nicht mehr in der Praxis eingesetzt werden.

Wie aktuell ist die Evidenz?

Die Evidenz ist auf dem Stand von Oktober 2021.

Anmerkungen zur Übersetzung: 

M. Zeitler, B. Schindler, freigegeben durch Cochrane Deutschland

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