Steht die Anwendung von topischem Fluorid in der frühen Kindheit in Zusammenhang mit Schmelzflecken auf den Zähnen?
Kernaussagen
Es gibt Evidenz, dass eine höhere Fluoridkonzentration (ab 1000 Teilen von einer Million (ppm)) in Zahnpasta für Kinder im Alter von 1 bis 2 Jahren, mit einem erhöhten Risiko für Zahnfluorose (Flecken oder Verfärbungen) an den bleibenden Zähnen verbunden ist.
Das Risiko einer Zahnfluorose an den bleibenden Zähnen in Bezug auf das Alter, zu dem Kinder mit dem Zähneputzen beginnen, die Menge der verwendeten Zahnpasta und die Häufigkeit des Zähneputzens ist uneindeutig.
Was ist Zahnfluorose (Schmelzflecken)?
Frühere Forschungen haben ergeben, dass die Verwendung von fluoridhaltiger Zahnpasta Karies vorbeugen kann. Bei Kleinkindern, die während der Zahnentwicklung zu viel Fluorid ausgesetzt sind, kann es jedoch zu einer Fluorose der bleibenden Zähne kommen. Zahnfluorose zeigt sich in Form von weißen Streifen, Schlieren, größeren undurchsichtigen Flecken, bräunlichen Verfärbungen, Lochfraß oder Ausbrüchen an bleibenden Zähnen.
Was wollten wir herausfinden?
In diesem aktualisierten Review wollten wir wissen, ob in letzter Zeit mehr gut konzipierte Studien veröffentlicht wurden. Wir wollten den Zusammenhang zwischen der Anwendung von topischem Fluorid in der frühen Kindheit und Schmelzflecken an den bleibenden Zähnen feststellen.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die den Zusammenhang zwischen verschiedenen topischen Fluoridexpositionen bei Kleinkindern (z. B. Alter, in dem sie das Zähneputzen beginnen, Häufigkeit des Zähneputzens und Konzentration der verwendeten Fluoridzahnpasta) und dem Risiko einer Fluorose an den bleibenden Zähnen untersuchten. Wir verglichen und fassten die Ergebnisse der Studien statistisch zusammen. Wir bewerteten die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz beispielsweise anhand der Methoden und der Größe der Studien.
Was fanden wir?
Wir fanden insgesamt 43 Studien, die zwischen 1988 und 2022 veröffentlicht wurden und an denen 32.181 Kinder teilnahmen. Die Altersspanne der Kinder lag zwischen 6 und 18 Jahren. Die Durchführung der Studien variierte: Es gab 3 experimentelle Studien und 40 Beobachtungsstudien. Die Studien wurden in Australien, Belgien, Brasilien, Kanada, Kolumbien, Deutschland, Indien, Irland, Mexiko, Norwegen, Polen, Schweden, Thailand, dem Vereinigten Königreich und den USA durchgeführt.
Hauptergebnisse
Die festgestellte Zahnfluorose wurde in den meisten Studien als leicht eingestuft.
Wir konnten nicht feststellen, ob das Risiko einer Fluorose an den bleibenden Zähnen damit zusammenhängt, wann ein Kind mit der Anwendung von Fluoridlacken und dem Zähneputzen mit fluoridhaltiger Zahnpasta beginnt, wie viel Zahnpasta das Kind verwendet oder wie häufig es sich die Zähne putzt.
Ergebnisse aus randomisierten kontrollierten Studien legten nahe, dass die Anwendung von Zahnpasta mit einer Fluoridkonzentration von mindestens 1000 ppm im Alter von 1 bis 2 Jahren wahrscheinlich mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung einer Zahnfluorose an den bleibenden Zähnen verbunden ist.
Was schränkt die Evidenz ein?
Aufgrund der in den eingeschlossenen Studien verwendeten Methoden hatten wir oftmals wenig Vertrauen in die Evidenz.
Die Angaben der Studien zur Art des Fluorids, zur Häufigkeit des Zähneputzens und zur Menge der verwendeten Zahnpasta waren manchmal unzureichend. Wir konnten nicht feststellen, ob die Kinder vor ihrem sechsten Lebensjahr Fluorid ausgesetzt waren. Wir bezogen diese Studien nicht in die Analyse ein. Deshalb wurden einige Ergebnisse möglicherweise nicht berücksichtigt.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Dieser Review ist eine Aktualisierung einer vorherigen Version. Die Evidenz ist auf dem Stand von Juli 2022.
F. Halter, L. Gorenflo, freigegeben durch Cochrane Deutschland