Hauptaussagen:
- Thiazide und thiazidähnliche Arzneimittel (Diuretika) verringern wahrscheinlich einige unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse im Vergleich zu Betablockern, Kalziumkanalblockern, ACE-Hemmern und Alphablockern, wenn sie als Mittel der ersten Wahl zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt werden.
- Die Gesamtmortalität unterscheidet sich wahrscheinlich nicht zwischen Diuretika und den anderen Medikamentenklassen.
- Diuretika als Erstlinientherapie reduzieren wahrscheinlich die Gesamtzahl der kardiovaskulären Ereignisse und von Herzinsuffizienz im Vergleich zu Kalziumkanalblockern und Alphablockern.
- Diuretika als Erstlinientherapie führen wahrscheinlich zu weniger Studienabbrüchen aufgrund unerwünschter Wirkungen als Betablocker, Kalziumkanalblocker, ACE-Hemmer und Alphablocker.
Was ist Hypertonie (hoher Blutdruck)?
Bluthochdruck wird anhand des Blutdrucks im Ruhezustand definiert: leicht (140 bis 159/90 bis 99 mmHg), mittelschwer (160 bis 179/100 bis 109 mmHg) und schwer (180/110 mmHg oder höher). Unkontrollierter Bluthochdruck kann zu Schlaganfall, Herzinfarkt, Herzinsuffizienz und Nierenschäden führen. Es ist erwiesen, dass blutdrucksenkende Medikamente diese unerwünschten Ereignisse bei Menschen ab 60 Jahren mit mäßig bis stark erhöhtem Blutdruck verringern; sie verringern auch Schlaganfälle bei Erwachsenen unter 60 Jahren mit Bluthochdruck.
Wie wird Bluthochdruck behandelt?
Dieser Review konzentriert sich auf blutdrucksenkende Arzneimittelklassen, die als erste medikamentöse Behandlung eingesetzt werden, wenn Lebensstiländerungen nicht ausreichen. Zu den Medikamentenklassen, die von Interesse sind, gehören Diuretika (z. B. Hydrochlorothiazid, Chlorthalidon), Betablocker (z. B. Propranolol, Atenolol), Kalziumkanalblocker (z. B. Amlodipin, Nifedipin), Angiotensin-Umwandlungs-Enzym (ACE)-Hemmer (z. B. Lisinopril, Enalapril), Angiotensin-Rezeptorblocker (z. B. Candesartan, Losartan), Reninhemmer (z. B. Aliskiren), Alphablocker (z. B. Doxazosin) und zentral wirkende Arzneimittel (z. B. Clonidin).
Was wollten wir herausfinden?
Wir wollten herausfinden, ob sich Nutzen und Schaden von Diuretika, die bei Bluthochdruck zuerst verabreicht werden, von anderen Medikamentenklassen unterscheiden.
Wie gingen wir vor?
Wir suchten nach Studien, die Diuretika der ersten Wahl mit anderen blutdrucksenkenden Medikamenten bei Menschen mit hohem Blutdruck verglichen haben. Wir verglichen die Ergebnisse der Studien, fassten sie mit statistischen Methoden zusammen und bewerteten unser Vertrauen in die Evidenz anhand von Faktoren wie den Methoden und der Größe der Studien.
Was fanden wir?
Wir fanden 20 Studien, an denen über 90 000 Menschen mit hohem Blutdruck teilgenommen haben. Die Studien dauerten durchschnittlich fünf Jahre.
Hauptergebnisse
Die Sterblichkeit unterscheidet sich wahrscheinlich nicht zwischen Diuretika und den anderen Medikamentenklassen, wenn sie in der Erstbehandlung eingesetzt werden. Diuretika als Erstwahlmittel reduzieren im Vergleich zu Betablockern wahrscheinlich kardiovaskuläre Ereignisse. Diuretika als Erstwahlmittel verringern im Vergleich zu Kalziumkanalblockern wahrscheinlich kardiovaskuläre Ereignisse und Herzinsuffizienz. Diuretika als Erstwahlmittel verringern im Vergleich zu ACE-Hemmern wahrscheinlich das Auftreten von Schlaganfall geringfügig. Diuretika als Erstwahlmittel reduzieren im Vergleich zu Alphablockern wahrscheinlich die Gesamtzahl der kardiovaskulären Ereignisse, Schlaganfälle und Herzinsuffizienz. Im Vergleich zu Betablockern, Kalziumkanalblockern, ACE-Hemmern und Alphablockern führen Diuretika wahrscheinlich zu weniger Behandlungsabbrüchen aufgrund unerwünschter Wirkungen. Für einen Vergleich mit Angiotensinrezeptorblockern und Reninhemmern lagen nicht genügend Daten vor.
Was sind die wichtigsten Einschränkungen der Evidenz?
Es sind weitere direkt vergleichende Studien erforderlich, in denen niedrig dosierte Thiazide mit Angiotensinrezeptorblockern und Reninhemmern verglichen werden.
Wie aktuell ist die vorliegende Evidenz?
Die Evidenz ist auf dem Stand von März 2021.
B. Schindler, T. Brugger, freigegeben durch Cochrane Deutschland