Fragestellung
Welche Interventionen verhindern Stürze nach Schlaganfällen?
Hintergrund
Stürze nach Schlaganfällen sind häufig. Innerhalb eines Jahres nach einem Schlaganfall erleiden bis zu 73% der Patienten Stürze. Nicht alle Stürze sind so schwerwiegend, dass sie ärztlich behandelt werden müssen, jedoch können auch weniger schwerwiegende Stürze zu Aktivitätseinschränkungen führen und bei den Betroffenen Ängste vor weiteren Stürzen auslösen. Erlittene Stürze sind ein Faktor für die Vorhersage weiterer Stürze, die zu Einschränkungen von Aktivitäten des täglichen Lebens der betroffenen Person führen können und daher Beachtung erfordern. Dieser Review hat untersucht, welche Methoden wirksam sind, um Stürze bei Menschen, die einen durch eine Blutung oder Minderdurchblutung verursachten Schlaganfall erlitten haben, zu verhindern.
Recherchedatum
3. September 2018.
Studienmerkmale
Wir schlossen 14 Studien mit insgesamt 1358 Teilnehmern ein. Wir fanden Studien, die verschiedene Interventionen zur Verhinderung von Stürzen untersuchten: körperliche Übungen, Hausbesuche bei stationär behandelten Patienten vor ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus, die Verordnung einer Einstärken- anstelle einer Mehrstärkenbrille, ein elektrisch betriebener Rollator und eine Behandlung mit nicht-invasiver Hirnstimulation. Die eingeschlossenen Studien führten ihre Untersuchungen im frühen bis chronischen stationären, ambulanten und häuslichen Umfeld durch.
Quellen der Studienfinanzierung
Keine
Hauptergebnisse
Übungen scheinen die Anzahl von Stürzen zu verringern, nicht aber die Anzahl der Betroffenen, die nach einem Schlaganfall stürzen. Die Teilnehmer der meisten Studien, in denen Übungen als eine Intervention durchgeführt wurden, sollten ausschließlich Übungen durchführen. In einer Studie wurden Übungen in Kombination mit zusätzlichen Komponenten, wie zum Beispiel Informationseinheiten zu Stürzen, durchgeführt. In einer weiteren Studie wurden Übungen in Kombination mit einer umfassenden Risikobewertung und daraus folgenden Empfehlungen durchgeführt, zum Beispiel für eine Beratung bei einem Optiker oder für neue Schuhe, mit dem Ziel eines auf den einzelnen Patienten zugeschnittenen Programms zur Verhinderung von Stürzen.
Neben den Übungen wurden in der Studien einige andere Interventionen zur Verhinderung von Stürzen nach einem Schlaganfall untersucht. In einer Studie wurden die Teilnehmer nach ihrem Schlaganfall mit einer nicht-invasiven Hirnstimulation behandelt. Die Ergebnisse geben Hinweise darauf, dass diese Intervention das Potential hat, die Anzahl der Menschen, die stürzen, zu verringern, jedoch muss diese Studie wiederholt werden, bevor die die Ergebnisse für den Einsatz in der klinischen Praxis in Betracht gezogen werden können. Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass Hausbesuche bei stationär behandelten Patienten vor ihrer Entlassung aus dem Krankenhaus, die Verordnung einer Einstärken- anstelle einer Mehrstärkenbrille oder ein elektrisch betriebener Rollator die Anzahl von Stürzen oder die Anzahl von Personen, die stürzen, verringern.
Keine der eingeschlossenen Studien berichtete über schwere Schäden im Zusammenhang mit den Interventionen.
Zusammenfassend bedeuten die Ergebnisse: Es gibt wenig Evidenz dafür, dass andere Maßnahmen als Übungen nützlich sind, um Stürze bei Menschen nach einem Schlaganfall zu verhindern. Der Hauptgrund dafür ist, dass es nur eine begrenzte Anzahl von Studien gab, die sich auf Patienten nach einem Schlaganfall konzentrierten oder eine Untergruppe von Schlaganfall-Patienten einschlossen. Zudem folgten die Studien bezogen auf das Thema „Stürze“ nicht konsequent den vorhandenen methodischen Leitlinien, insbesondere hinsichtlich der Definition von Stürzen und der Zeitspanne nach dem Schlaganfall. Gut berichtete, einvernehmlichen Kriterien folgende Studien mit einer ausreichenden Anzahl von Teilnehmern könnten weiter dazu beitragen, den Wert von Übungen zur Verringerung von Stürzen nach einem Schlaganfall zu ermitteln.
Qualität der Evidenz
Die Qualität der Evidenz für die Anzahl von Stürzen und die Anzahl von Betroffenen, die stürzten, reichte über die fünf Vergleiche hinweg von sehr niedrig bis niedrig, was bedeutet, dass das Vertrauen in diese Ergebnisse sehr gering bis gering ist. Die Hauptgründe für die Herabstufung der Evidenz waren die fehlende Verblindung in Bezug auf sturzbezogene Endpunkte sowie die Tatsache, dass die Mehrheit der Vergleiche in nur jeweils einer Studie untersucht wurde.
T. Bossmann, C. Braun; Koordination durch Cochrane Deutschland