Fragestellung
Führt die Nahrungsergänzung von Kleinkindern mit Öl, das reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist, zu einem verminderten Risiko, im Kleinkindesalter und der Kindheit Allergien wie Asthma, Dermatitis/Ekzeme, Heuschnupfen (allergische Rhinitis genannt) und Lebensmittelallergie zu entwickeln?
Hintergrund
Allergien sind für eine erhebliche gesundheitliche Belastung bei Kleinkindern, Kindern und Erwachsenen verantwortlich. Frühe Nahrungsaufnahmen könnten die Entwicklung von allergischen Erkrankungen beeinflussen. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren in der Nahrung, wie z.B. Fischöl, spielen eine Rolle bei entzündlichen Erkrankungen. Es ist wichtig zu ermitteln, ob diätetische mehrfach ungesättigte Fettsäuren, die als Ergänzung gegeben oder zur Babynahrung zugesetzt werden, der Entwicklung von Allergien vorbeugen können. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren könnten der stillenden Mutter gegeben werden, dem Kleinkind als Ergänzung (Inhalt einer Kapsel) oder der Babynahrung beigefügt werden.
Studienmerkmale
Dieser Review fand durch die Suche in medizinischen Datenbanken bis einschließlich September 2015 100 Studien, die die Wirkung von vermehrter im Vergleich zu geringerer Aufnahme von mehrfach ungesättigten Fettsäuren bei Kleinkindern untersuchten. Jedoch berichteten nur neun dieser Studien mit insgesamt 2704 Kleinkindern über Allergien als Endpunkt (Maß). Von diesen neun Studien bewerteten wir nur eine mit einer hohen Qualität. Fünf Studien berichteten jegliche Allergien als gemessenen Endpunkt, vier Studien berichteten Asthma und alle neun Studien berichteten Dermatitis/Ekzeme. Zwei Studien berichteten allergische Rhinitis und vier Studien berichteten Lebensmittelallergie.
Hauptergebnisse
Eine Ergänzung mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren im Kleinkindesalter hatte keinen Einfluss auf das Risiko für Allergien, Asthma, Dermatitis/Ekzeme und Lebensmittelallergie bei Kleinkindern (bis zu einem Alter von zwei Jahren) oder Kindern (bis zu einem Alter von 10 Jahren). Es zeigte sich eine Verminderung des Risikos für allergische Rhinitis im Kleinkindesalter, jedoch bestand keine Wirkung auf das Risiko für allergische Rhinitis bei Kindern. Es gibt keine ausreichende Evidenz, um eine Wirkung auf allergische Rhinitis festzustellen.
Qualität der Evidenz
Wir stuften die Evidenz für keine Wirkung auf die Säuglingsinzidenz, Kindesinzidenz und Kindesprävalenz aller Allergien als sehr niedrig ein und die Evidenz für die Verminderung der Säuglingsinzidenz von allergischer Rhinitis als sehr niedrig. Die Evidenz für keine Wirkung auf die Säuglingsinzidenz, Kindesinzidenz und Kindesprävalenz aller anderen Allergie-Endpunkte stuften wir als sehr niedrig bis niedrig ein. Es besteht der Bedarf an weiteren qualitativ hochwertigen Studien, bevor wir eine Wirkung der vermehrten Aufnahme mehrfach ungesättigter Fettsäuren im Kleinkindesalter auf das Risiko für allergische Erkrankungen feststellen können.
C. Zollbrecht, freigegeben durch Cochrane Deutschland.